Caesar erwacht!
rollte böse mit ihren Augen.
Der muss tatsächlich unter sehr hohem Erfolgsdruck stehen. Sonst ist er doch nicht so ein Zyniker.
Fellington rief Nicole, die den Flur erbost verließ, hinterher: „Auch nicht bei dir, mein Schatz...!“
Das hörte sie schon nicht mehr. Sie wollte den sensiblen Menschen in dem einsamen Raum nicht zu lange im Ungewissen schmoren lassen. Falls er überhaupt gewartet hatte?
Ja, er saß noch treu und brav dort!
„Bob, darf ich Sie zum Essen einladen?“
Nun war der Mann sichtlich verwirrt und machte Anstalten, den Raum eilig zu verlassen. „Mich? Sie wollen mit einem wie miiir essen gehen? Gesehen werden?“, ungläubig riss er seine Augen weit auf.
„Ja, warum denn nicht? Mein Freundes- und Bekanntenkreis ist bunt gemischt. Sie würden nicht glauben, wen ein Schnüffler alles kennt und schätzt“, munterte sie Bob lachend auf, der ihr nun doch zögerlich folgte.
Diese nette Behandlungsweise war verdächtig und Bob auf der Hut.
Beide verließen sie das neue, hohe Glasgebäude von New Scotland Yard, im schicken Stadtteil City of Westminster, was auf Bob einen großen Eindruck gemacht hatte.
Der Fall nahm mittlerweile solch enorme Dimensionen an, dass die kleinen Stadtteilbehörden des Yards alle Untersuchungen an das Headquarter abgeben mussten. Keineswegs ohne Grund! Kein Geringerer als der Premierminister verlangte unverzügliche Aufklärung. Nicht die Gruppe der Opfer gab Anlass zur Sorge, sondern die Tötungsart und das globale Interesse!
Daher wurden reihenweise Obdachlose zu den Verhören hierher geschleppt. Sichtlich eingeschüchtert, durch die Taktik der Mengen-Anhäufung, betraten sie das Gebäude der säbelrasselnden Staatsgewalt. Um danach von Drohungen begleitet, wieder in ein menschlich unzumutbares Schicksal entlassen zu werden. Nach DNA-Tests mittels Speichelabstrich und sogar Urinproben.
Nicole hatte daher viel Verständnis für den Argwohn dieses schwer entwürdigten Menschen. Sie lächelte ihn aufmunternd an und nahm ihr Mobiltelefon zur Hand, um ein ganz bestimmtes Taxi zu ordern.
„Haben Sie kein Auto?“, fragte Bob. Ein Detektiv ohne Gefährt? Seltsam!
Er bekam direkt eine einleuchtende Erklärung. „In dieser Stadt? Ich bin doch nicht verrückt. Keine Parkplätze, ewig zugeparkt, ständig Staus, Beulen von unbekannt. Nein, nein, nicht mit mir! Taxi oder Underground. Ich benutze meinen Wagen nur außerhalb der Stadt. Wenn’s unbedingt sein muss.“
Kaum hatte sie temperamentvoll ihre Antifahrzeugkampagne referiert, hielt vor den beiden ein seltsames Vehikel und hupte zweimal.
Es war eines dieser typischen Londoner Cabs, jedoch mit einigen Modifikationen, die Bob bewundernd zur Kenntnis nahm. Bunte, orientalische Bemalung zierte das Fahrzeug, eine seltsam hohe Antenne thronte auf dem Dach, innen waren die Fenster mit bunten Girlanden behangen, die Sitze mit grell-rot-buntem Seidenstoff bespannt, indische Klänge drangen nach außen, wie der Geruch feiner, asiatischer Gewürze. „The India Taxi & City Tours Company, Worldwide Ltd." konnte Bob einem großen Schriftzug entnehmen.
Ein kleiner, fröhlicher Inder mit Turban, der Nicole stürmisch begrüßte, entstieg dem Wagen. „Nicole, meine Liebe“, rief er freudig aus und umarmte sie.
„Rajesh! Schön, dass du frei bist!“ Auch Nicole schien sich zu freuen, den Mann und sein seltsames Vehikel zu sehen.
„Was soll das heißen? Frei! Ich war doch nicht im Gefängnis! Wo warst du überhaupt die ganze Zeit?“, schnatterte er putzmunter drauflos.
„Du hättest ja Fahrgäste befördern können. Das meinte ich mit frei “, meinte sie beschwichtigend. „Ich war in Frankreich. Meinen alten Herren besuchen. Seitdem meine Eltern getrennt leben, er dort, Mom hier, pendele ich hin und her. Nicht gerade einfach. Bin etwas gestresst. Die zwei benehmen sich wie zwei kleine Kinder und buhlen um meine Gunst. Ach, ich möchte dir gerne Robert Leary vorstellen.“ Nicole drehte sich um und wies freundlich auf Bob.
Robert war von der herzlichen Begrüßung dieser zwei so unterschiedlichen Menschen überrascht, und er nahm auch die feinfühlige Art von Nicole wahr, ihn einzuführen.
Nicole hatte Bob durch ihre kurze Begrüßung mit Rajesh einiges über sich verraten. Sie ist Halbfranzösin, hat noch beide Eltern, die getrennt leben, und anscheinend keine ethnischen Vorurteile. Ihr bunter Freundeskreis wurde durch diesen lustigen, kleinen Mann für Bob nicht
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