Caesar erwacht!
nächsten Tag wieder bei Sovrano alias Caesar einfinden würde.
Kaum hatte auch Nicole das Gespräch beendet, war ihr Bruder in der Leitung. „Chérie!“, rief er aufgeregt in den Hörer. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, was hier los ist! Keine Spur von den Entführern der Internatsschüler. Sie sind wie vom Erdboden verschluckt. Unsere Sonderkommission arbeitet rund um die Uhr. Nichts! Nicht der geringste Hinweis! Nicht mal eine Lösegeldforderung oder so! Nur durch Christian wissen wir, dass sie wohl per Flug außer Landes gebracht wurden. Das wäre auch ein Fall für dich. Zusätzlich zu den Serienmördern …“
„Ich bin an einem anderen Fall dran, Jean-Luc. Und ich brauche dich. Hier in Rom. Bitte komm so schnell wie möglich!“, unterbrach sie Jean-Lucs aufgeregten Wortschwall.
„Aber ich kann doch jetzt hier nicht weg, ich muss doch …“
„Jean-Luc, was sich hier gerade in Rom ereignet, sprengt auch deine Vorstellungskraft. Dagegen ist deine Entführung bis dato nur ein kleines Medienspektakel.“
„Oh, Oh! Das klingt nicht gut. Ich versuche alles Menschenmögliche, um hier wegzukommen. Salut.“ Jean-Luc verstand sofort und beendete das Gespräch ungewöhnlich schnell.
Alles Menschenmögliche. Ein Stichwort, das Nicole wieder zum Grübeln brachte. War er ein Mensch? Auf alle Fälle wirkte er sehr menschlich auf sie. Sogar mit starken Emotionen wie Liebe und Entsetzen behaftet. Seine Augen waren auch nicht so wahnsinnig und leer, wie die der anderen Geschöpfe auf den Fotos. Eher sanft und wissend. Immerhin wurde er bis zum neunten Monat von einer Leihmutter ausgetragen, konnte vermutlich ihren Herzschlag vernehmen, war nicht wie die Hybriden komplett in einem Laborbehälter entstanden, sondern wurde nach seiner gewöhnlichen Geburt technisch schnell zur erwachsenen Reife gebracht. Eine bizarre, aber solidere Basis?
Er muss wissen, wie er wiedererschaffen wurde. Sonst wäre die heftige Reaktion auf das Wort ‚Klone‘ nicht zu verstehen. Ob jemand in seiner Umgebung weiß, wer er ist? Oder ist er ganz alleine?
Nicole empfand plötzlich tiefes Mitleid mit dem Mann.
Unter Milliarden von fremdartigen Lebewesen, mit neuzeitlicher Technologie, alleine zu sein. Mit einem 2000 Jahre zurückliegenden Ursprung? Ich weiß nicht, wie ich das verkraften würde. Ich würde vermutlich wahnsinnig werden!
Es gab in den ganzen Überlegungen eine schwierige Hürde zu nehmen. Wie sollte Nicole ihm zu verstehen geben, dass sie vermutete, wer er in Wirklichkeit war? Dass Menschen existierten, die sein Geheimnis hundertprozentig hüten, ihm sogar beistehen würden.
Jo kam hereinspaziert und riss Nicole aus ihren Überlegungen.
Sie tauschten sich aus. Beiden war klar, dass das Geheimnis gewahrt bleiben musste. Zu den weiteren Eingeweihten zählten nur noch Gowan und Jean-Luc.
„Was ist mit Bob? Schließlich war er mit uns in Afrika?“
„Auf keinen Fall, Jo! Bob ist, wenn auch mit Unterbrechung, durch und durch Soldat. Bedenke, auch Caesar war … ist einer! Und kann es irgendwie nicht lassen. Oder warum glaubst du, lässt er Regimenter entstehen? Zugegeben nur Filmregimenter. Ihm bleibt heute wohl nichts anderes übrig. Unsere Technologie und Kriegspraktiken wären ihm weit überlegen.“
Das klang sehr überheblich und konnte so nur von einem selbstgefälligen Wesen des Informationszeitalters ausgesprochen werden …
„Irgendwie kommt er mir vor wie in einem Reservat eingesperrt“, meinte Jo daraufhin und brachte Nicole mit dieser Erkenntnis zum Staunen.
„Du hast vollkommen recht. Den Indianern wurden auch nur die eingeschränkten Möglichkeiten eingeräumt, im Reservat künstlich Büffel zu jagen, Wigwams aus Kunststoff aufzubauen und Nachrichten per Rauchsatellit zu übermitteln. Der Ärmste muss Sandalenfilme drehen“, sinnierte sie amüsiert.
„Caesar würde sich niemals einsperren lassen. Der würde ausbrechen! Wer weiß, was der …“
Nicole unterbrach ihn wie so oft: „Jo, es macht wenig Sinn, sich über ‚was wäre, wenn‘ zu unterhalten. Ich bin morgen wieder bei ihm eingeladen. Diese Chance werde ich mir nicht entgehen lassen. Er wird mir seine Zukunftspläne hoffentlich offenbaren.“
„Und was ist mit mir? Muss ich wieder auf den Hundeplatz?“ Fast weinerlich kamen die Worte bei Nicole an.
„Ach du Ärmster! Ich kann nachvollziehen, wie du dich fühlst. Ich hätte dich auch gerne an meiner Seite. Alleine dein Wissen zu seiner Person ist von so
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