Caesar erwacht!
unschätzbarem Wert. Aber ich vermute, die Einladung galt nur wieder mir. Ist was sehr Persönliches von ihm. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, habe ich Ähnlichkeit mit Cleopatra.“
Obwohl Jo den Tränen schon wieder nahe war, schaute er sie jetzt ungläubig an. „Wie kommst du denn da drauf?“, meinte er mit deutlich abwertender Betonung.
„Seine Andeutungen brachten mich darauf. Nicht mein Größenwahn, mein Schatz!“ Nicole lächelte Jo an und umarmte ihn.
„Übrigens sendet unser Druide das kleine römische Behältnis ins Hotel. Wir sind überzeugt, es hat etwas mit Sovrano-Caesar zu tun. Du musst es entgegennehmen, wenn ich nicht da bin.“ Nicole gab Jo einen Auftrag, um ihn abzulenken.
Der grinste plötzlich und meinte: „Pass auf, dass es mit Caesar kein kleines römisches Verhältnis wird. Er war ziemlich auf dem Cleo-Trip – damals.“
„Wie schmeichelhaft für mich!“
„Nun, ich will dich ja nicht beleidigen, Nicole. Aber Cleo war fast zwanzig Jahre jünger als du, als er sie kennenlernte!“ Jo bog sich plötzlich vor Lachen.
„Aber ich lebe noch. Ein nicht zu leugnender Vorteil oder?“, spielte Nicole den Ball humorvoll zurück.
„Oh, sorry, das habe ich gar nicht bedacht!“ Jo liefen wieder Tränen übers Gesicht. Diesmal vor Lachen. Endlich war er seiner trostlosen Stimmung entflohen und konnte dem Ganzen eine recht heitere Note abgewinnen.
„Vielleicht will er Cleo alias Nicole wieder auf den Thron von Alexandria setzen“, scherzte er weiter.
„Unter Wasser?“ Diese Vorstellung war so brüllend komisch, dass sie sich erst mal vor Lachen schütteln mussten.
Nach einiger Zeit beruhigten sie sich und richteten ihr Augenmerk wieder ernsthaft auf das vor ihnen liegende Problem.
Nicole bat Jo, sie mit weiteren Fakten aus Caesars früherem Leben zu präparieren.
Jo sprudelte nur so über vor Wissenseifer und beendete seine Ausführungen mit dem Fortschritt, den Caesar und Rom über Europa gebracht hatten.
„Viele Historiker verdammen ihn dafür und nennen ihn in einem Atemzug mit anderen Massenmördern! Dieser Fortschritt soll über eine Millionen Gallier und anderen Stämmen das Leben gekostet haben! Das sehe ich ja irgendwie ein. Das war nicht nett!“, beendete Jo seinen Bericht.
Nicole hatte gut zugehört und seinen Bericht feiner analysiert. „Ich sehe das anders!“
Jo war gespannt auf Nicoles Analyse zur Person Caesars und erstaunt, wie scharfsinnig sie auch hier Überlegungen anstellte.
„Nach deinen Ausführungen steht für mich fest, Jo, Caesar war ein besonderer Mensch. Anscheinend werden nur wenige Exemplare seiner Art geboren. Einige wenige pro Jahrhundert, die das Schicksal selbst in die Hand nehmen und die Welt maßgeblich damit beeinflussen – allen Stürmen zum Trotz. Ob positiv oder negativ, sei erst mal dahingestellt!“
Nicole war in Diskursstimmung und lockte Jo auf diesen Pfad.
„Er wurde oft nicht gerade als stark bezeichnet. Nur als hinterlistig und intrigant, Nicole. Und seine Feinde und Gläubiger hatten ihn regelrecht aus der Stadt getrieben. Also versuchte er sein Glück erst mal im Krieg! Rom hat er eine Zeit lang gemieden wie die Pest. Für mich hört sich das nach Feigheit an“, schnappte Jo.
„Also nicht nur Übermensch und Unmensch, sondern auch Tatmensch und sogar Mensch? Jo, ich habe während meines Ausflugs in den Untergrund in den apathischen Blicken der Obdachlosen gelesen. Es gibt Menschen, die für nichts mehr kämpfen. Die durch Probleme sofort aus der Bahn geworfen werden und dann aufgeben, dahin vegetieren. Menschen, die ihr Schicksal anderen überlassen. Denk mal an unseren Bob! Sanftmütig und weit jenseits von Intrigen. Caesar war das ganze Gegenteil. Und sehr wortgewandt, mit hoher Überredungskunst. Er war auserwählt, um zu begreifen: Von nichts kommt nichts. Oder: Jetzt erst recht … Also Einsatz von passenden Mitteln für spätere, höhere Ziele! Auch er hatte seine privaten Probleme und musste diese wie ein normaler Mensch bewältigen. Aber er war der Überzeugung, dass in Rom einiges im Argen lag. Sein Satz ‚Lieber hier der Erste, als in Rom der Zweite‘ ist für mich auch so eine Andeutung. Der Zweite hat nicht die Macht, ein Volk in eine fortschrittlichere Zukunft zu führen. Also ist Caesar erst einmal ausgezogen, um später als Erster zurückzukehren. Er wollte eine, seiner Meinung nach, überholte Staatsführung vom Sockel stürzen. Ein Revolutionär! Kein Mitläufer und Ausharrer! Er
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