Caesar erwacht!
Schöpfungsgeschichte, zumindest in meinen Augen, neu definiert werden!“
Jo starrte sie verständnislos und mit großen Augen an. Er brachte vor Verblüffung kein Wort hervor, was sehr untypisch für ihn war.
Nicole setzte wieder an, Jos Fassung noch mehr zu erschüttern: „Erinnerst du dich an die Worte von Tiberius im Labor? Ich zitiere: „Ich habe unabhängig von Shibata geforscht. Mit DNA von berühmten Personen … Seine DNA bekamen wir auf geheimnisvolle Weise. Er müsste jetzt ungefähr fünfundfünfzig sein. Sein erstes Ich hat vor zweitausend Jahren gelebt. Sein Klon hat die Erinnerungen dieses kriegerischen Eroberers von damals. Komplett. Der Stand seines gesamten Wissens, einschließlich Erinnerungen an die Art, wie er zu Tode kam. Er ist vor einigen Jahren aus dem Labor entwischt. Seitdem versuchen wir, ihn aufzuspüren. Bisher leider ohne Erfolg!“
Nicole machte eine Pause, damit Jo seine Erinnerungen hochladen konnte.
„Jo, ich glaube, ich habe ihn unbeabsichtigt aufgespürt. Den berühmten kriegerischen Mann aus dem Klon-Labor von Tiberius. Sovrano! Den Mann, den Gowan eventuell ständig in seinen Visionen sieht.“
„Was???“, Jo stürzte auf die andere Couch neben Nicole. „Sovrano ist doch nur ein Filmproduzent. Seine Kriege werden in einem Studio nachgestellt“, rief er komplett aufgelöst. „Und er ist auch nicht 2000 Jahre alt.“
„Aber der Mann, den Gowan ständig in seinen Visionen sieht!“, wiederholte sie schmunzelnd.
„Der Ripper?“
„Quatsch! Nein, Jo! Welcher große Eroberer hat vor circa 2000 Jahren existiert und sehr kriegerisch Europa für immer verändert? Und kam gewaltsam zu Tode? Na?“
Bei Jo rührte sich nichts.
Nicole blickte ihn durchdringend an, und zwischen ihren Lippen entwanden sich langsam unglaubliche Worte. „Gaius Julius Caesar!“
Wenn Jos Augen nicht an Sehnerven befestigt gewesen wären, hätten sie jetzt den Weg aus den Höhlen gefunden. So sehr riss er seine Lider auf. Auch sein Mund machte Anstalten, Nicole zu verschlingen. Zumindest hätte ein Außenstehender darauf wetten können, dass er sie verspeisen wollte.
Nicole gab dem Ärmsten Zeit, sich wieder zu fangen und ihren Gedankensprüngen, die zugegeben abenteuerlich waren, zu folgen.
Er brauchte hierfür eine geschlagene Viertelstunde.
Obwohl Nicole fast Mitleid mit ihrem Hansen hatte, amüsierte sie sich natürlich über die Wirkung ihrer unheiligen Worte. Sie trank grinsend ihren Kaffee und beobachtete Jos verständliche Reaktion.
„Mein Gesichtsausdruck war bestimmt ähnlich bescheuert, als ich es wagte, meinen Mutmaßungen Nährboden zu geben. Aber glaube mir! Es passt alles zusammen. Klapp mal das Notebook auf! Gib ‚Caesar‘ ein, und versuche, folgende Parameter, Aussagen von Sovrano, aufzuspüren …“
Jo ging benommen und wortlos an den Computer und fuhr ihn hoch. Der Internetbrowser wartete nach einer Minute begehrlich auf seine Eingaben. Jos Finger waren, wenn auch zitternd, bereit.
Nicole musste die Fragen nur noch aussprechen.
„Wie wurde Caesar bestattet?“
„Dafür brauche ich das Internet nicht. Das weiß ich auch so. Römer wurden nicht nur begraben. Damals hat man in der römischen Kultur die Toten auch verbrannt – so auch Caesar.“
„Das heißt, es bleibt nichts mehr übrig für eine DNA-Rekonstruktion?“
„Doch, Asche, Zähne, Knochensplitter. Muss nach dem Verbrennungsritual nur eingesammelt und aufbewahrt werden.“ Jo hatte sich inzwischen etwas gefangen und war wieder in seinem Element.
„Neue Menschen aus Asche? Wie Instantpulver? Wasser drauf, umrühren, fertig?“ Nicole schüttelte sich.
Jo grinste: „Ja, klingt komisch. Aber besser bewahrt wird DNA in Blut, Knochen und Zähnen!“
„Wurde sein Grab je gefunden?“
„Nein, dazu ranken sich auch Mysterien!“ Jo antwortete wie in Trance.
„Welche Frauen hatte Caesar?“ Auch das wusste das Genie ohne Hilfe vom PC.
„Oh das war ein Filou. Drei Ehefrauen, Cornelia, Pompeja und Calpurnia. Einige Liebschaften. Nur davon ist etwas bekannt. Und nicht zu vergessen, natürlich das berühmte Verhältnis mit Kleopatra!“
„Sie war doch Ägypterin? Oder?“
„Nicht komplett. Sie war auch griechischer Abstammung. Warum fragst du?“
Nicole lief es kalt den Nacken herunter. „Sagen dir ‚eine Frau und ein Teppich‘ irgendetwas?“
„Oh ja! Das betrifft ebenfalls Kleopatra. Sie musste damals aus dem Palast fliehen, vor ihrem Bruder beziehungsweise Ehegatten.
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