Caesar erwacht!
vorsichtig …“, empfahl Nicole ihrem siegessicheren Bruder. „Ich habe solche Schmerzlaute im Hof bereits vernommen.“ Sie machte mit dem Daumen eine rückwärtig zeigende Bewegung. „Jean, mal was anderes: Hast du erkannt, wo wir uns befinden?“
„Ich schätze irgendwo in Algerien oder etwas südlicher. Auf alle Fälle tief in der Sahara. An Flucht ist nur mit einem guten Transportmittel und viel Wasser zu denken. Was bei den Beduinen draußen zu überdenken wäre. Das Fort ist mir nicht bekannt. Aber das kann ich schnell rausfinden.“
„Sag ihm vorerst noch nichts von deiner Vergangenheit als Legionär und Gegenwart als Polizist. Für ihn bist du Weinhändler. Wie Papa es wollte. In diesem Fall tatsächlich von Vorteil.“ Sie grinste Jean an und der zurück.
„Und auch den Kindern nicht, bei wem und warum sie hier sind. Das gibt nur Unruhe. Sie sind zurzeit unter Kontrolle und arglos! Also werden sie auch nicht angegriffen.“ Nicole berichtete von seinem erstaunlichen Ablenkungsmanöver.
„Ich verstehe. Wo steckt der Kerl eigentlich? Hat sich noch nicht blicken lassen. Ich wollte ihm für die netten Kopfschmerzen, von dem Gas verursacht, danken.“
„Jean, reiz ihn nicht! Ich habe eine unüberlegte Bemerkung fast zu spüren bekommen“, meinte Nicole warnend.
„Hat er dich auch ausgepeitscht?“, rief Jean grollend in die Runde.
„Nein, aber ihm wäre versehentlich fast die Hand ausgerutscht. Ist schon wieder alles gut. Nicht die Aufregung wert. Vergleiche ihn nicht mit einem normalen Mann, halte dich einfach zurück! Du bist zu impulsiv.“ Der Ratschlag seiner Schwester war verständlich. Was nützte es, wenn der Mensch unnötig gereizt und zu ungewohnten Handlungen getrieben wurde? Auf diese Weise würden sie nie erfahren, was Caesar plante. Jean gelobte Einsicht und Besserung.
Auch Jo war ganz versessen darauf, sich endlich mit Caesar unterhalten zu können, aber er erhielt ebenfalls von Nicole Verhaltensregeln, die er nur sehr ungern annahm. Er wollte unbedingt sein akademisches Wissen an den Mann bringen.
Dann, endlich, wurde Jo von seiner Marter befreit.
Caesar stand plötzlich im Raum, um die zwei Männer zu begrüßen.
Hoffentlich hatte er sie nicht belauscht!
Falls doch, ließ er sich nichts anmerken. Er geleitete sie höflich ins Esszimmer und bediente sie höchstpersönlich mit Speisen und Getränken, erkundigte sich nach ihrem Wohlbefinden, entschuldigte sich für die unbequeme Anreise und versprach höchste Freuden ihrer Sinne für den Abend. Ein rauschendes Fest war von ihm arrangiert worden, um die Ankunft aller Gäste zu feiern.
Nicole hatte seine launischen Wechselbäder schon zu spüren bekommen. Vor allem sein listiges Vorgehen, anderen den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Jo war begeistert von Caesar; sogar Jean wurde nach und nach von seinem umwerfenden Enthusiasmus und Charme eingelullt.
Nach einer Weile verschwand Nicole mit ihrem Bruder und gab Jo die Gelegenheit, auf die er sein ganzes Leben lang gewartet hatte. Er war mit Caesar alleine!
Die Dublette des römischen Feldherrn war amüsiert über den jungen Gottes-Germanen und gestattete ihm ein paar persönliche Fragen.
Jo wusste anfangs vor Aufregung nicht, was er fragen wollte. Dabei hatte er sich hunderte von Fragen zurechtgelegt, die seinen Mund jetzt einfach nicht verlassen wollten.
Caesar kam ihm zu Hilfe. „Erzähle mir von deinem Gott!“
Jos Motor sprang nur stotternd an, geriet aber dann auf Hochtouren: „Oh, ach, also … Gott … Ja, also, der ist der einzig wahre, friedfertige Gott. Er hat alles um uns herum erschaffen. Und er hatte einen Sohn, nach Ihrer Zeit. Christus genannt. Ihre Nachfolger haben ihn verfolgt und getötet. Auch seine Anhänger, die Christen, wurden getötet. In Rom war die Hochburg der Verfolgung. Heute ist Rom Sitz des Vatikans, der den Papst beherbergt, den Vertreter Gottes auf Erden. Nur Christus ist erwiesenermaßen wieder auferstanden …“ Jo palaverte wie immer munter drauflos!
Caesar hob eine Augenbraue, stand auf und verschränkte die Arme. Das war nicht ganz korrekt, aber der junge Mann dachte in dem Moment sicher nicht an ihn. Caesar gab keinen Laut von sich, wanderte im Raum auf und ab und ließ den jungen Theologen sein Wissen abspulen. Wie ein Lehrer, der einen Schüler abhört. Er kannte die Fakten selbstverständlich. Leider konnte sich Jo eine Frage nicht verkneifen, also stellte er sie mit großer Naivität, ohne Gedanken an die
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