Caesar erwacht!
verändernde Kriege gegeben. Ohne Krieg gäbe es Stillstand. Was danach folgt, ist Läuterung, aber auch Hoffnung. Und in dieser Hoffnung verbirgt sich der Keim des Neubeginns. Unausweichlich!“ Er schaute Nicole mit tiefem Blick an.
Sie dachte: Nur weiter so! Gib mir Input!
„Politiker sind wie eh und je zu träge und eitel, mit sich und ihren Machtkämpfen beschäftigt. Wie mein damaliger Senat. Verstopft mit Kleingeistern, zänkischen Ränkespielern, satten, alten, reichen Männern, die dem Volk, außer Sand in die Augen zu streuen, keinerlei Geschicklichkeit und Sensibilität in Staatsführung bewiesen haben. Die Senatoren, angeführt von meinem lieben Schwiegersohn, haben oben im Goldenen Turm Völlerei betrieben, während unten in der Gosse der Rest des Volkes darben musste. Dem habe ich nach meiner Rückkehr aus Gallien ein Ende gesetzt! Boni pastoris est tondere pecus, non deglubere …!“
Dem Volk wurde nicht nur damals das Fell abgezogen. Das hört sich auch sehr nach Gegenwart an, sinnierte Nicole.
„Nur die Führung einer festen Hand garantiert Stabilität. Alleine die beginnende Völkerwanderung von Ost nach West in Europa gilt es, zu beherrschen, nicht zu verwalten. Viele suchen einen neuen Olymp, der von Weitem herrliche Früchte verspricht. Endlich angekommen, werden sie nicht gerade freundlich aufgenommen. Oder sie nehmen sich mit Gewalt die herrlichen Früchte der anderen. Unzufriedenheit hat immer seitens der Bevölkerung Auseinandersetzungen initiiert. Diese zu schlichten, war damals meine Aufgabe, zu der ich sogar gerufen wurde. Die gallischen Stämme waren uneinig und bekämpften sich gegenseitig. Auch machten ihnen die ständigen Einfälle der kampfestollen Germanen Sorge. Rom sollte Einigkeit und Stabilität schaffen. Nun rufen sie wieder!“
Wie so oft, fügte er etwas auf Lateinisch hinzu: „Si vis pacem para bellum!“
Genauso hatte Jo es zwar berichtet, aber in der Neuzeit war das doch nicht anwendbar!
„Wir haben es nicht mehr mit Gallien und einzelnen Volksstämmen zu tun, Gaius, denen du eure beschränkten, römischen Sichtweisen aufzwingen kannst. Außerdem haben wir genug von Sklaverei und Diktatoren.“
Diese Antwort war für Caesar eine Unverschämtheit. Er sprang auf und durchbohrte Nicole mit seinem Blick. Dabei bellte er temperamentvoll: „Haben unsere beschränkten, römischen Sichtweisen Europa nicht geformt? Die Sprache, die Kultur, die Wissenschaft, die vielen Handelswege, die eine Vereinigung erst möglich machten? Städte wie Colonia wurden nach uns benannt, das alles hat 2000 Jahre überdauert!“ Nicole war unbeeindruckt und gab ihm Kontra. „Chinesisches Schießpulver und Papier haben die Welt auch verändert und 2000 Jahre überdauert. Wenig Gutes und viel Schlechtes überdauern immer.“
„Siehst du! Papier und Feder, die Schwerter des Geistes …!“, rief er aus, schnappte dann aber nach Luft und hielt inne.
Dass nach dem Niedergang des römischen Reiches andere Imperien mit Einfluss auf die heutige Welt entstanden waren, chinesische als auch britische und viele weitere, wollte ihm nicht recht schmecken. Also ging er nicht näher darauf ein, sondern warf gewandt ein: „Menschen brauchen Veränderung und Führung! Übrigens, Sklaven gibt es auch noch heute. Sie tragen nur einen anderen Namen.“ Er setzte dem Ganzen schnippisch die Krone auf. „Unsere Sklaven wurden übrigens bestens versorgt. Oft besser als römische Bürger …!“
Nicole ging wieder nicht darauf ein.
„Heute triffst du nicht mehr auf Ödland und Naivität, Gaius. Im Namen der Freiheit und des Friedens sind wir zu oft getäuscht worden. Länder, ganze Kontinente lassen sich nicht mehr so einfach erobern und neu formen. Nicht mit zivilisierten, modernen Menschen.“
„Sancta simplicitas! Da muss ich nur ein paar Jahrzehnte zurückdenken, nicht 2000!“ Caesar blickte Nicole wieder lange tief an, um festzustellen, ob sie ihm noch folgen konnte.
Sie war von seiner leidenschaftlichen Ausführung einfach überwältigt. Und von der klaren Weitsicht eines Mannes, der vor Kurzem noch in der Antike weilte. Allerdings machte ihr nach dieser Androhung von Gewalt die Ankündigung seiner neuen Legionen Sorgen. Ihr Gefühl sagte ihr, dass sich da etwas anbahnte. Das war kein Flirt mehr. Es sollte die Vergangenheit in die Zukunft transferiert werden. Wollte er dort weitermachen, wo er vor 2000 Jahren aufgehört hatte? Der alleinige Imperator Europas werden? Und war seine
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