Caesar erwacht!
Folgen. „Hätten Sie Jesus auch töten lassen …?“
Caesar blieb breitbeinig mit verschränkten Armen vor ihm stehen und lächelte. „Einen kleinen Zimmermann aus Judäa? Ohne Grund habe ich niemals getötet. Bis heute nicht.“
„Aber er hat behauptet, der König der Juden zu sein und Gottes Sohn!“
„Eben das hätte mich abgehalten. Ein König im Bettlergewand und ohne Waffen. Und sein Gott war nicht meiner. Welche Gefahr ging schon von ihm aus?“ Er blickte auf Jo sehr erheitert und fast geringschätzig hinab.
„Ihre Nachfolger haben ihn gefürchtet und deshalb getötet.“
„Meine Vorgänger und Nachfolger waren teilweise Idioten. An nescis, mi filius, quantilla prudentia mundus regatur?“
„Ja, aber vor dieser mächtigen Führer-Dummheit kann sich ein kleiner Mann nicht schützen!“ Jo parierte das erste Mal weise.
Caesar schwieg und überdachte einen neuen Angriff.
Jo kam mit weiteren Fragen nicht zum Zuge. Er hatte das Zepter aus der Hand gegeben.
„Wieso behaupten Christen, es gibt nur einen wahren Gott? Einen, der alles erschaffen hat. Auch mich?“ Caesar legte einen Köder aus.
Jo tappte in die Falle. „Nicht nur Christen behaupten das. Aber Gott, oder wie immer Sie ihn nennen wollen, hat alles erschaffen. Auch Sie!“
„Ich dachte immer, ich bin ein Wissenschaftsprodukt. Zumindest beim zweiten Mal. Wie passt das zusammen?“
Jo konnte ihm hierauf beim besten Willen keine Antwort liefern.
„Warum hat er sich mir dann nicht zu erkennen gegeben? Damals!“
„Sein Sohn hat sich zu erkennen gegeben. Das erste Mal über die Landesgrenzen der ersten Vorchristen hinaus. Das war leider nach Ihrer Zeit!“
Die Antwort befriedigte Caesar nicht. Er spielte mit Jo, wie die Katze mit der Maus. „Warum zählt ihr erst ab seiner Geburt? Was war vorher? Die Welt ist viel älter. Sind wir nichts für euch gewesen? Wo wir doch alle von deinem Gott erschaffen wurden?“
Jo kratzte sich nervös und wollte ihm eine passende Antwort präsentieren, wurde aber wieder unterbrochen.
„Die Menschen deines Gottes sind sehr fehlerhaft. Findest du nicht?“
„Wieso? Sie sind vollkommen!“ Behaupte jetzt bloß nicht, Gott sei fehlerhaft. Das erste Mal, dass Jo grimmige Gegenwehr zeigte.
„Warum brechen sie dann ständig die Gebote deines Gottes? Töten, rauben, lügen, begehren! Warum wurden sie von deinem Gott nicht mit angeborenem Gehorsam erschaffen? Ich war meinen Göttern gegenüber sehr gehorsam. Ich war sogar ihr führender Priester. Aber sie haben auch nichts Unmögliches verlangt!“
Jo schwieg beklommen in seiner Zwickmühle.
Was würde er zur Schöpfung des freien Willens sagen? Unter den vorgenannten Umständen tatsächlich fehlerhaft?
„Und warum vermehren sie sich so gewaltig?“
„Das sind die Triebe im Menschen, Erhaltungstriebe …“ Der klägliche Versuch eines Verzweifelten, der seine Triebe demnächst beherrschen musste.
„Warum haben sie Triebe eingepflanzt bekommen, von deinem Gott, die eine ständige Vermehrung zur Folge haben? Ein Mensch ohne ewige Lust könnte doch friedlicher sein Erbgut mehren? Andererseits verdammt deine Kirche diese Lust, aber nicht die Folgen. Die von deinem Gott Gegebene! Seid fruchtbar und mehret euch? Über sechs Milliarden? Wohin soll das noch führen?“ Caesar schüttelte den Kopf und spitzte seine Lippen. „Zu viele Widersprüchlichkeiten für meinen Geschmack! Oder sind seine Menschen ihm etwa entglitten?“ Nun kicherte er auch noch, was Jo vollends aus der Fassung brachte. „Sie haben sich verselbstständigt, seine Menschlinge, und spielen nun ihrerseits Gott. Silikon und Gomorrha! Das Ergebnis siehst du ja an mir …“
Ob er sich als vollkommen ansieht? Göttlich?, dachte Jo.
Während Caesar pathetisch grinste, verlor Jo mal wieder den Boden unter seinen Füßen. Wie konnte man einen Menschen bekehren, der eigentlich weit vor seiner Zeitrechnung geboren wurde? Dieser Herausforderung musste er sich noch nie stellen. Das hatte noch nicht mal seine Kirche in Betracht ziehen müssen. Jeder Ureinwohner im Busch war leichter zu überzeugen.
„Dein Gott hat wirklich große Probleme mit seinen Menschen!“
Caesar sprach es mit großer Vehemenz aus, und das war für Jo der Zeitpunkt, um zu diesem Thema endgültig zu schweigen.
Vielleicht interessiert ihn mehr mein Wissen zu seinem Gallienfeldzug?, dachte Jo und begab sich erneut auf unerforschtes Gebiet, was er bereuen sollte.
„Sie haben ja lange in Gallien
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