Caesar erwacht!
solch ein Wesen kommt man nicht an. Der ist mit heutigen Vorstellungen nicht zu begreifen. Nicole hatte es prophezeit.
Jo war ratlos und am Boden zerstört.
Ein Soldat betrat den Raum und erlöste den Ärmsten.
Caesar entschuldigte sich, immerhin, und verließ die Stätte der Folter.
Jo saß wie angewurzelt auf seinem Platz, mit Tränen in den Augen, als Nicole mit Jean zurückkehrte.
„Nanu, was ist passiert?“, fragte sie mitleidig. „Hat er nicht mit dir gesprochen?“
„Doch, hat er … leider.“ Jo, das ewige Nervenbündel, schluchzte vor sich hin und rieb sich die Augen. „Fertiggemacht hat er mich. Er ist wirklich ganz anders als Gesprächspartner von heute.“
„Ich habe dich gewarnt, Jo“, meinte Nicole etwas erheitert und klopfte dem hochstudierten Pseudowissensträger auf den Rücken.
„Du brauchst mehr Praxis, mein Kleiner. Komm mit raus! Draußen ist ein Fest in Gange. Lass dich mal treiben, und bestimme den Lauf der Geschichte selbst!“, Jean zog Jo mit sich fort.
Nicole blieb allein im Raum zurück.
Hinter sich bemerkte sie eine Bewegung.
Caesar war zurückgekehrt. Er nahm sie in die Arme und küsste sie.
Danach meinte Nicole etwas tadelnd: „Was hast du nur mit dem armen Jo angestellt? Er war ganz aufgelöst.“
Caesar lächelte. „Ich war auch in seinem Alter so. Naseweis! Das ändert sich wohl nie. Er muss sich die Hörner noch abstoßen. Aber ich hatte keine so wunderschöne Lehrerin wie er!“ Er streichelte zärtlich Nicoles Gesicht.
„Nein, du warst in seinem Alter um vieles frecher, hast eine gefährliche Horde von Piraten an der Nase herumgeführt“, schmunzelte Nicole. „Nach deiner Entführung das Lösegeld für dich selbst hochtreibend! Also wirklich!“
„Nun, das hat mein Leben gerettet. Aber ich hatte ganz schön die Hosen voll“, gestand er sehr erheitert und kratzte sich verlegen am Kopf.
„Ihr habt Hosen getragen?“
„Unter einer Tunika, selbstverständlich. Oder denkst du, wir wären mit blankem Hinterteil rumgerannt. Sogar geritten?“ Caesar lachte lauthals.
Nicole stimmte in das Lachen ein.
„Meine wundervolle Kleopatra! Komm, lass uns das Fest genießen! Es ist dir zu Ehren, meine Göttin. Auch wenn du den Anspruch nie öffentlich erheben wirst. Im Geheimen ist eine Frau gerne eine Göttin“, der verliebte Mann schritt eng umschlungen mit Nicole in die wundervolle, warme Nacht hinaus.
Die Beduinen saßen an ihren Lagerfeuern, die Kinder waren mit dabei, es wurde gesungen, getafelt, alles wirkte friedlich und fröhlich, wie in Aphrodites Garten.
Am Himmelszelt funkelte wieder bedeutungsvoll das Licht längst vergangener Sterne. Ein Licht war wie durch ein Wunder neu entfacht worden. Doch niemand kannte seine Zukunft. Nicht mal Caesar selbst. Die Götter würden die Karten neu mischen und austeilen.
Du kannst Kriege beginnen, Frieden aushandeln, aber du kannst deinem Schicksal nicht entrinnen! Caesars Schicksal war es, ein zweites Mal das Gesicht Europas zu verändern. Friedlich oder kriegerisch, das war noch nicht entschieden.
Kapitel 18/XVIII – „Homo“ Romanus
„Du hast meinen Bruder mit seiner Tunika und der Toga sehr glücklich gemacht, Gaius.“ Nicole streichelte Caesars Wange.
„Das ist mir schon aufgefallen. Ich spendiere auch gerne einen Lorbeerkranz aus der Küche. Er scheint meine Kleidung zu schätzen.“
„Nun, mein Bruder schätzt diese Art von Kleidung, weil er sich so als Frau fühlt.“
„Meine Kleidung als weiblich hinzustellen, ist für mich etwas befremdlich. Aber ich verstehe, was du meinst.“ Er hob die Augenbrauen.
Caesar hatte Jeans Neigungen also auch schon entdeckt?
„Es würde mich sehr interessieren, wie ihr damals damit umgegangen seid“, fragte Nicole.
„Nun, wir haben Sexualität nicht gerade auf dem Marktplatz zur Schau gestellt. Aber was hinter verschlossenen Toren geschah, war unsere Sache und nicht verboten. Ich habe jedoch das Gefühl, eure aufgeklärte Gesellschaft ist weit weniger tolerant, als sie vorgibt, zu sein?“ Caesar grinste Nicole vielsagend an.
„Ihr habt diese Menschen also nicht gekreuzigt?“, warf Nicole humorvoll zurück.
„Zu welchem Zweck? Es sind doch sehr sensible, oft tiefgründige Menschen. Ich habe und hatte sie gerne um mich. Es gab sie damals schon unter Philosophen wie unter Enthusiasten.“
„Meinst du speziell auch Jean?“ Nicole tastete sich vor, um im Namen Jeans herauszufinden, ob Caesar auch Männern
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