Caesar erwacht!
umzukippen drohte. „Ich wollte dich nicht umbringen, mein Herz!“, rief er entgeistert und drückte sie sanft in den Diwan.
Nicole brauchte einige Zeit, um wieder ihre Blutzirkulation zu spüren. Aber sie lächelte. Ihr Götter, habt Dank! Zärtlich massierte er die Regionen ihres Körpers, die durch die schwere Bepanzerung Striemen erhalten hatten.
Er sah sie schuldbewusst an.
Nicole erholte sich aber schnell und vergab ihm mit einem Kuss. Eine Weile saßen sie schweigend zusammen.
Schließlich räusperte sich Caesar: „Die Kleidung eurer Soldaten ist leichter und bequemer. Auch die Waffen. Aber um so vieles tödlicher.“
Dem war wieder mal nichts mehr hinzuzufügen. Man konnte die Geschichte drehen und wenden wie man wollte. Sie wiederholte sich ewig und wurde nur weiter perfektioniert.
Caesar beobachtete Nicole noch eine Weile amüsiert. Vermutlich machte es ihm auch Spaß, ihre Zeit seinem Spott auszusetzen. Es war ihm nicht zu verdenken. Umgekehrt war die heutige zivilisierte Informationsgesellschaft auch der Meinung, anderen Völkern überlegen zu sein. Dritte Welt! Eine Diskussion, was jeweils besser und schlechter war, führte zu nichts. Jede Epoche, jede Lebensart besaß ihre speziellen Freuden und Abgründe.
Aber es war interessant, zu erfahren, was so ein Mensch damals dachte und heute über die moderne Gesellschaft denkt. Auch Nicole hatte die einmalige Chance, an der Quelle direkt zu schöpfen. Und diese sprudelte, was schon an sich verwunderlich war.
„Was glaubst du, ist das vordringlichste Problem meiner Zeit?“ Nicole war an dieser Antwort brennend interessiert.
Diese Antwort schien ihm ein paar Überlegungen wert. Er konterte nicht auf eine herablassende Art wie sonst. „Dum Europa deliberat, Mundus perit! Zu meiner Zeit hat sich die Bevölkerungsexplosion oft wieder zurückentwickelt, durch eine hohe Sterberate, Seuchen, unheilbare Krankheiten, Naturkatastrophen. Alles von den Göttern gegeben. Ihr versucht, alles zu steuern. Ihr überlasst es nicht mehr den Göttern, die Welt von Zeit zu Zeit weise zu reinigen. Entweder ihr reinigt sie eines Tages selbst, mit einem lauten Knall. Dann ist nichts mehr da. Oder ihr müsst sie verlassen, weil sie euch nicht mehr ernähren kann …“
Nicole schwieg noch, aber ihr Blick munterte ihn auf, weitere Gedanken preiszugeben.
„Und ihr werdet heute sehr alt! Endlich dem ewigen Leben auf der Spur? Ob das klug ist? In einer Gesellschaft, die nur auf Jugend aufbaut und die Alten abschiebt?“ Er hielt inne und schaute sie jetzt sehr ernst an. Noch einmal schien er Kräfte für weitere Überlegungen zu sammeln. „Auf die Idee, die Bevölkerungszahl selbst herunterzufahren, kommt ihr offenbar nicht. Höher, weiter, größer! Das ist euer Motto. Um die Massen unterzubringen. Vor allem in den großen Städten. Mir machen diese in den Himmel ragenden Behausungen Angst.“
Nicole schwieg und lauschte gespannt seinen Ausführungen.
„Du hast schon zwei Nachkommen das Leben geschenkt. Kumuliere mal! Wo soll das enden? Euren modernen, sogenannten Verhütungsmitteln steht euer Verstand im Wege. Jeder streut seinen Samen und glaubt, er sei es sich und der Welt schuldig …!“
„Wo willst du die Grenze ziehen, Gaius? Wer soll streuen dürfen und wer nicht? Und ihr habt auch gezeugt, was das Zeug hält!“
Jos Berichte zur hohen Bevölkerungszahl, die alleine durch die gallischen Kriege dezimiert wurde, hatten Nicole damals in Erstaunen versetzt. So eine hohe Zahl hatte sie in der Antike nicht erwartet! Ganze Volksstämme von jeweils mehr als hunderttausend Menschen waren vor Caesar auf der Flucht gewesen oder hatten sich ihm angeschlossen. Je nach Not oder Bedarf! Ein verhältnismäßig kleines Gebiet, welches zuvor schon eine Population von 30.000 aufwies, wurde durch kriegerische Auseinandersetzungen einfach auf dreihundert gemindert. Insgesamt fielen über eine Millionen Menschen dem Krieg zum Opfer. Wenn man den Berichten Caesars Glauben schenken konnte. Da diese ebenfalls als Rechtfertigung vor seinem Senat fungiert hatten, waren seine Angaben sicher von ihm etwas nach oben oder unten geschönt worden! Alleine die hohe Zahl von Sklaven, die nach Rom deportiert wurden, kam nah an die Sklavenzahl anderer, weiter davor liegender Epochen heran. Aber eben diese Zahlen bestätigte Caesar ihr jetzt, nachdem er sich damals durch Volkszählungen auf dem Laufenden gehalten hatte. Da ein Mann wie er von einer sich ewig wiederholenden,
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