Caesar erwacht!
hohen Verringerung durch Kriege und Krankheiten ausging, musste der Schock bei einem enormen Zuwachs auf mittlerweile sechseinhalb Milliarden Menschen Gesamtbevölkerung umso höher gewesen sein. In römischen Zahlen nicht mal mehr auszudrücken. Aber rechtfertigte dies für ihn die dringende Notwendigkeit von Krieg? Nicole fröstelte es bei dem Gedanken, aber sie wunderte sich andererseits über so viel Unvernunft, die Zahlen im modernen Zeitalter weiter hochzutreiben.
Caesar war offensichtlich weiser und rechnete hoch: „Obwohl der Planet vor Bewohnern berstet, müsst ihr jetzt auch noch meinesgleichen erschaffen?“ Sein Lächeln wirkte herablassend.
„Nun, ein Reinigungsmittel habt ihr ja weise die ganze Zeit über erhalten!“
Nicole schaute ihn fragend an.
„Krieg!“
Endlich war er wieder beim Thema angelangt. Runterfahren: Also Krieg, nicht Geburtenkontrolle! Wäre Jo an ihrer Stelle gewesen, hätten sich wieder herzzerreißende Szenen abgespielt. Aber Nicole konnte seinem Zynismus besser standhalten. Das tat sie, wie so oft, wortlos – mit Blicken. Wer unbequeme Fragen ausspricht, muss auch mit ebensolchen Antworten rechnen.
Er hob noch mal an. Seine Themen fügten sich wie Zahnräder ineinander. „Und eure Energien, von denen ihr abhängig seid, sind bald erloschen. Die einzigen natürlichen, göttlichen Energien, wie die Sonne, Wind und Wasser, nutzt ihr nur zaghaft. Warum?“
„Besitzt du Erdölquellen? Oder Ölaktien? Dann hast du deine Antwort.“ Jetzt war es an Nicole, ihm mit einer Frage zu parieren.
„Ich bin ein Mensch aus der Vergangenheit. Und ausgerechnet ich investiere in die Zukunft? Rohstoffe dieses ausgelaugten Planeten sind auf Dauer nicht die Zukunft, meine Schöne. Die richtigen Energiequellen müssen mit Nachdruck durchgesetzt werden. Vor allem saubere! Zögern bedeutet euer baldiges Ende. Durch Reichtum könnt ihr nicht atmen. Eure Nachkommen erst recht nicht! Der nächste bewohnbare, erdähnliche Planet ist unzählbare Lichtjahre entfernt.“
Caesar deutete in den Himmel: „Die Götter sollten ihn unter Verschluss halten! Betreten des neuen Paradieses für Menschen verboten!“
Nicole hatte selten eine intelligentere Antwort erhalten. Sie war platt! So tiefgründig hatte sie bisher nur mit Gowan diskutiert. Ebenfalls ein Mensch, der die Dinge aus einem erweiterten Sichtfeld betrachtete. Klar war, Caesar hatte sich eine umfassende Meinung zur heutigen Zeit und zum heutigen Menschen gebildet. Und er war der Meinung, dass zum schnellen Reinigungsprozess auch Krieg gehörte. Die Bevölkerungszahl herunterfahren … Für einen Mann der Antike vielleicht verständlich! Der moderne Mensch sollte dies anders lösen können! Leider war es auch heute noch ein effektives Säuberungsmittel, wenn einem die weisen Argumente und besseren Mittel ausgingen.
Es muss doch noch, in den hintersten Winkeln des Verstandes eines modernen Menschen, eine andere, schnellere Lösung gefunden werden können? Wo ist der überragende Intellekt des hochstudierten Menschen geblieben, wenn es um Politik, Besitz und Macht geht? Gefesselt durch antike Urtriebe, dreht der Mensch sich im Kreise und hat nichts wirklich dazu gelernt! Und vermehrt sich dabei wie Karnickel. Nicole versank in ihren Gedanken.
Caesar ließ sie gewähren. Leider wusste man bei ihm nie, ob es reine Rhetorik war, mit der er Nicole begegnete, oder ob er wirklich an den Problemen der Menschen Anteil nahm. Ohne Hintergedanken.
Dieser Zwiespalt hielt Nicole wach, sie blieb vorsichtig. Sie wollte unbedingt verhindern, ihm in die Falle zu gehen.
Jo hatte von Caesar alte Schriftrollen zum Studium erhalten und nahm diese dankbar an. Etwas verwundert war er schon, da Caesar ihn gestern noch so gedemütigt hatte. Trotzdem legte er hochmotiviert los, um diese zu entziffern. Es waren erstaunlich gut erhaltene Originale, altägyptische, hieroglyphische Abhandlungen, die aus seiner Zeit stammten und noch nie in einem Museum gesichtet wurden. Wie mochte Caesar diese nur ergattert haben? Offenbar hatte er tatsächlich unbekannte Urquellen. Eine Rolle versetzte Jo besonders in Erstaunen. Abgebildet war Kleopatra; es spiegelte sich hierin in der Tat irgendwie das Profil von Nicole wider.
Sie übergab einem Vogelmenschen, wohl als Sinnbild der Freiheit, einen Jüngling. Caesarion? Caesars Sohn? Leider war diese Maßnahme umsonst, wie Jo bekannt war. Octavian spürte den Jungen auf und ließ ihn hinrichten. Nach Kleopatras
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