Caesar erwacht!
Volk aufrührerisch antreiben konnten, wie erst musste Caesar zukünftig auf einen Kontinent wirken? Nicole dachte unwillkürlich an Christian und Tristan. Gott sei Dank waren sie dem hier nicht hilflos ausgeliefert und in Sicherheit. Keine Marionetten seiner listigen Pläne.
Kapitel 19/XIX – Afrikanische Wiegen
Dr. Otenga war endlich eingetroffen. Caesar fieberte dem Treffen schon seit Langem entgegen. Henry Otenga war derjenige, den er nach seiner … Erweckung als Ersten wahrgenommen hatte! Und Otenga war sein bester Freund geworden!
Ein ebenholzschwarzer, hünenhafter Mann, dessen Herkunft schon durch seine stolze Haltung zu erahnen war. Mit muskulösem, drahtigem Körper, auf dem ein wohl gerundeter, majestätisch wirkender Kopf thronte. Seine langgliedrigen und ebenmäßigen Gliedmaßen erzeugten einen feinsinnigen Bewegungsablauf, den man getrost als elegant bezeichnen konnte. Eine Stammesidentifikation zierte die Wangen seines bildschönen, schmalen Gesichtes. Nach europäischen Maßstäben sicher verunstaltend. Schwarze Augen, die mit der Seelentiefe eines afrikanischen Panthers die uralte Zivilisation des ganzen Kontinents widerspiegelten, blickten einen jeden gütig und wissend an. Jeder seiner Herzschläge klang wie das Trommeln ferner Congas zur Begleitung rhythmischer Tänze einer herrlich edlen, afrikanischen Kultur. Otenga war ein echter Massai-Nachfahre!
Seine blendend, elfenbeinfarbenen Zähne zogen bei jedem Lachen sein Gegenüber magisch an; man fragte sich, wieso diese körperliche Perfektion von andersfarbigen Menschen so abgewertet werden konnte. Nur durch einen jeweils der Natur angepassten, notwendigen Überzug an Haut? Wo doch alle Menschen auf diesem Kontinent ihren Ursprung haben sollen.
Leicht hatte er es dadurch wahrhaftig nicht gehabt. Der schwarze Mann, der in Deutschland und England Medizin studieren durfte und mit hoher Auszeichnung seinen Doktorgrad in mehreren Fachrichtungen abgeschlossen hatte, trotzte mit stoischer Gelassenheit und vor allem viel Humor sämtlichen dummen Bemerkungen seiner weißen Gastgeber. Dass er auf mehr als zehn Sprachen zurückgreifen konnte, von afrikanischen Dialekten abgesehen, wies auf hohe Intelligenz und einen sehr verständigen Geist für ethnische Fragen jeder Rasse hin. Auch jeglichen Religionen begegnete er gelassen und offen. Otenga war ein kosmopolitischer Mann, der zwischen den Welten wandelte. Er gab sich seiner Stammestradition ebenso leidenschaftlich hin wie dem Fortschritt der weißen Männer, zum späteren, medizinischen Wohle seines Volkes. So verband er klug die modernen, ärztlichen Methoden mit traditionellen Mitteln seiner Medizinmänner. Deshalb hatte er renommierte europäische Universitäten gewählt, die ihm die moderne Ärztekunst näherbringen sollten. Europa, eine Wiege der modernen Wissenschaften.
Die Wiege einer revolutionären, neuen Gattung sollte jedoch ausgerechnet wieder in Afrika stehen. Otenga hatte anfänglich seinen Augen nicht trauen wollen, als er in Kairo den Dienst im Privathospital von Professor Achmed Vartan angetreten hatte. Otenga erinnerte sich daran, als wäre es gestern gewesen:
Per Spezialtransport war ein sonderbarer Behälter eingetroffen und ins Labor gerollt worden, über dessen Herkunft Vartan vorerst nicht weiter hatte Auskunft geben wollen.
„Bitte fragen Sie mich nicht! Zu gegebener Zeit erhalten Sie Informationen.“
Otenga hatte sich mit dieser lapidaren Aussage zufriedengeben müssen.
Im Behälter lag ein etwa dreißig- bis fünfunddreißigjähriger weißer Mann, nackt und leblos in einer Flüssigkeit. Nur durch eine Art künstliche Nabelschnur war dieser Riesenfötus mit der Außenwelt verbunden. Keine künstliche Beatmung, keine Luft spendenden Schläuche führten ins Innere des Behältnisses. Der Mann musste doch quasi unter Wasser ertrinken? Aber sein Brustkorb hob und senkte sich nicht! Noch nicht! Still wie ein Embryo schwamm er dort und erwartete seine … Geburt. Nach wenigen Tagen war es soweit! Neben Professor Vartan gaben sich einige unbekannte Spezialisten die Ehre. Otenga war eingeladen, um den historischen Moment mitzuerleben.
Der Behälter wurde geöffnet, die Flüssigkeit abgelassen und die verbliebene in Mund und Nase abgesaugt. Dann musste der Mann augenblicklich künstlich beatmet werden, und er hatte Not, dem Rhythmus des Leben spendenden Reflexes Folge zu leisten. Erst nach langen, krampfartigen Anfällen konnte der Mann so weit stabilisiert
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