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Caesar erwacht!

Caesar erwacht!

Titel: Caesar erwacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Mares
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dieser ungläubig, aber friedlich entgegennahm. Die Umgebung schien ihn zu beunruhigen, und die piepsenden, medizinischen Überwachungsapparate machten ihm sogar etwas Angst. 
    Otenga ging deshalb sehr behutsam vor. 
    Nach einigen Tagen kam so etwas wie ein intimes Gespräch zwischen den Männern zustande. Gaius erzählte Otenga ein wenig aus seinen Erinnerungen, die nur sehr bruchstückhaft waren.
    „Wenn ich den Mann richtig interpretiere, stammt er wohl aus Atlantis“, meinte Otenga eines Tages grinsend zu Vartan, und dieser grinste zurück. Unmöglich! Aber eine grandiose Vorstellung.
    Nach einigen Tagen war es soweit. Der Mann durfte erstmalig aufstehen und im Zimmer umhergehen. Das war schwieriger für ihn, als das Sprechen. Immerhin waren seine Muskeln noch nicht sehr ausgebildet. Wochenlanges Training folgte, um ihn einigermaßen in Schwung zu bringen. Otenga hatte noch nie einen Menschen erlebt, der einen so eisernen Willen zeigte, sich selbstständig fortbewegen zu können. Er trieb Otenga an, ihn zu drillen, nicht umgekehrt. Mit schier übermenschlicher Kraft überwand er die ersten Schwierigkeiten seines seltsamen Starts in die neue Welt, um sie endlich erkunden zu können.
    Außerdem war er äußerst sprachbegabt und beherrschte innerhalb kurzer Zeit Englisch, Italienisch, Arabisch und andere Sprachen, die Otenga ihm geduldig beibrachte. Er speicherte in einem Monat jeweils eine komplette Sprache ab, für die andere Menschen Jahre benötigten. Seine Grammatik war dabei ausgezeichnet. Sogar Nuancen zweier Sprachen war er imstande, zu mischen. Sein ansonsten akzentfreies Englisch konnte den harten Touch eines Italieners annehmen.
    Selten hatte Otenga einen so wissbegierigen Menschen erlebt. Griechisch war ihm neben Latein anscheinend in die Wiege gelegt worden. Leider ebenso Anfälle, die auf Epilepsie des Originals hindeuteten. Warum war das beim Klonen nicht herausgefiltert worden? Oder war es ein Fehleffekt der künstlichen Evolution? Zumindest konnte das des Rätsels Lösung sein: Hohe Intelligenz und besondere Gaben durch einen Gehirndefekt! 
    Otenga war sich klar, ein extrem seltenes Genie zu trainieren. Aber eines, das weit jenseits von Wahnsinn lag. Gaius hatte die Aufnahme der riesigen Datenmengen gut im Griff und konnte Otenga genau erklären, was sich in seinem Kopf abspielte.
    Hoffentlich sezieren seine Schöpfer nicht eines Tages sein Gehirn. Anderen Genies ist der rosafarbene Brei wenigstens erst nach dem Tode entnommen worden. Diese Geistesblitze müssen ja wie ein Jahrhundertgewitter in seinem Kopf krachen.
    Deshalb gab Otenga ihm für erste Eindrücke jede Menge Bücher, die der junge Mann mit vollständiger Entzückung verschlang und speicherte. Innerhalb von fünf Monaten hatte er mehr als 100 Bücher gelesen. Neben seiner Sprachbegabung besaß er ein unerschöpfliches, fotografisches Gedächtnis. Worte und Bilder prägten sich ihm ein; er konnte bei Nachfrage sofort unzählige Daten aus einem Duden, einem Lexikon, einer gesamten Enzyklopädie abrufen. Das Training dieses mentalen Überfliegers hatte noch eine Auswirkung. Von Tag zu Tag wurden seine Erinnerungen an sein früheres Leben klarer. Und von Tag zu Tag war Otenga entsetzter. Der junge Mann hatte keine Erinnerungen an Atlantis. Er hatte jedoch sehr konkrete Erinnerungen an Rom. Dem antiken Rom vor 2000 Jahren!
    Sehr irritiert war Gaius, wenn Otenga von der neuen Welt sprach. Nur von ihr zu lesen, hinterließ nicht diese Eindrücke, die Otenga bei ihm durch farbenfrohe Wortwahl und Fotos auslöste: Von fliegenden Maschinen, Hochhäusern und Autos war die Rede. Der Fluglärm eines dröhnenden Rettungshubschraubers über dem Hospital, das weit außerhalb von Kairo lag, trieb ihn beim ersten Mal dazu, sich flach auf den Boden zu stürzen, weil er einen Angriff durch Otengas Götter erwartete. Die neue Welt war schon sehr bedrohlich und fremd. 
    Andererseits konnte er es kaum erwarten, seine neue Umgebung in Augenschein nehmen zu dürfen. Endlich war es nach einem Jahr soweit. Gaius durfte sein schützendes Heim verlassen! 
    Die Fahrt durch die Wüste, in einem Geländefahrzeug, versetzte ihn regelrecht in einen Rauschzustand. Otenga befürchtete schon, dass ein erneuter Epilepsieanfall Gaius zu Fall bringen würde. Aber nichts dergleichen geschah. Wie ein Kind, das begeistert die ersten Schritte tut und auf Vater oder Mutter zuläuft, startete Gaius in seine neue Welt. Immer von Otenga begleitet.
    Behutsam unternahmen sie

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