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Cäsar läßt grüssen

Cäsar läßt grüssen

Titel: Cäsar läßt grüssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Fernau
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Sänfte schon im Rosengarten entgegen. Augustus stieg aus und umarmte den Freund. »Wie geht es dir?« fragte Maecenas und atmete schwer, denn er war gelaufen und neigte zur Dicklichkeit. »Schlecht. Dein Doktor Musa war da.«
    »Und?«
    »Wieso und? Bist du sicher, daß der Mann alle Sinne beisammen hat? Kalte Wasserstürze!«
    Maecenas lachte.
    »Er hat. Hast du gut geschlafen, Augustus?«
    »Nein. Ich habe bis drei Stunden nach Mitternacht gearbeitet. Ich würde mich nachher gern ein bißchen bei dir hinlegen. In meinem Haus werde ich immer gestört, und es zieht.«
    »Findest du es richtig, daß Augustus sommers und winters in demselben primitiven Zimmer schläft?«
    »Mich friert überall, und es zieht überall.«
    »Übernimm mein Haus, Augustus, es gehört dir!«
    »Blödsinn. Und nenne mich nicht dauernd Augustus, ich heiße für dich Caesar. Hast du eine Wassermelone?«
    »Eine Wasser... vielleicht. Möchtest du nicht lieber etwas Kirschsaft, Augustus?«
    »Nein, ich möchte eine ordinäre Wassermelone, falls es so etwas in diesem Palast gibt.«
    »Sicher. Setzen wir uns. Wie schön die Rosen duften, nicht wahr?«
    »Ich rieche nichts, ich glaube, ich bin erkältet. Ach, ehe ichs vergesse: Schicke doch bitte jemand zu dem Fischhändler Marcus Linius in der lata und lasse sorgfältig prüfen, ob seine Ware einwandfrei ist. Falls nicht, laß ihn verhaften. Ist dein Vortragssaal schon fertig?«
    »Ja. Eine Art Auditorium 7 mit einem Halbkreis von vielen Stufen, wo man zwischen tausend Blumen sitzen kann. Möchtest du ihn dir ansehen?«
    »Jetzt nicht. Wieviel arme Schlucker unterstützt du eigentlich? Zehn? Hundert? Ist Horaz da?«
    »Leider nein. Seit ich ihm das Landgut in Tusculum geschenkt habe, kommt er immer seltener nach Rom. Genau das wollte ich nicht. Ich hätte ihn so gern weiter um mich. Ich hätte auch so gern, daß er deine Biographie schreibt, Augustus.«
    Der Kaiser lachte.
    »Warum lachst du?«
    »Weil du mir Spaß machst. Nie schreibt er die. Er kennt Octavian noch gut und kennt Augustus. Ich bin ihm unheimlich.«
    »Ich bitte dich! Wer soll ihm umheimlich sein, Octavian oder Augustus?«
    »Augustus. Wenn ich ihn einen Kopf kürzer machen ließe, würde er mich sofort verstehen. Und nenne mich nicht dauernd Augustus!«
    »Er hat mir einen Brief geschrieben.«
    »Lies vor.«
    »Fünf Tage nur, Maecen, versprach ich dir
    auf meinem Gütchen frische Luft zu schöpfen;
    nun läßt der lügenhafte Kerl den ganzen
    Erntemonat durch vergebens auf sich warten.
    Doch wenn du mich erholt und guten Muts
    gern wiedersehen willst, so habe Nachsicht,
    so lange bis in Rom, dem fiebrigen,
    die Ärzte nicht mehr solche Rolle spielen.
    Ich will durchaus des Freundes, der soviel
    für mich getan, mich immer würdig zeigen.
    Doch sollt’ ich niemals mich entfernen dürfen,
    so gib mir bitte die Robustheit meiner Jugend wieder.
    Wenn man so klein, so wenig wichtig ist
    wie ich, paßt nur, was klein ist. Mir ist
    das königliche Rom zu groß.«
    »Hinter diese Dichter möchte ich auch mal kommen. Die haben auch mehrere Seelenleben, Maecenas.«
    »Er ist ein großer Mann, Augustus. Du weißt übrigens, daß er der Sohn eines Freigelassenen ist?«
    »Ich weiß. Ehrt ihn. Ich möchte überhaupt, daß die tüchtigen, gebildeten Sklaven freigelassen werden. Sie sollten sogar Ämter bekommen. Gut, daß wir davon sprechen. Bohre mal im Senat; ich möchte, daß der Senat von selbst auf den Gedanken kommt. Hörst du?«
    »Ich höre. Wie du befiehlst.«
    »Privat, verstehst du?«
    »Ich habe ja kein Amt. Alles, was ich in deinem Auftrag in die Wege leite, tue ich privat.«
    »Mir liegt viel daran. Ich danke dir.«
    »Du beschämst mich; sag so etwas nicht, Augustus!«
    »Ah, da kommt die Melone! Danke. Ich will dir etwas sagen, Maecenas, was ich öffentlich nie aussprechen dürfte: Ich verdanke vier Menschen das, was ich geworden bin.«
    »Julius Caesar —«
    »Jawohl. Julius Caesar, der es mit dem Leben bezahlen mußte, daß die Zeit noch nicht reif war.«
    »Und sonst verdankst du niemandem —«
    »Blödsinn! Das weißt du ganz genau. Zweitens: Agrippa.«
    »Ich habe ihn eine Woche lang nicht mehr gesehen; wie geht es ihm?«
    »Gut. Er baut. Er verschönt Rom. Er hat ein Herz aus Gold. Er war es, der für mich alle Schlachten gewann.«
    »Und du? Du hast sie nicht gewonnen?«
    »Ich bin völlig unfähig, eine Schlacht zu führen. Ich mag Kriege überhaupt nicht. Ach ja, da fällt mir ein: Sprich mit den Tribunen und

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