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Cäsar läßt grüssen

Cäsar läßt grüssen

Titel: Cäsar läßt grüssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Fernau
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bringe sie dahin, daß sie ihr Veto einlegen, falls die Maßnahmen gegen die Helvetier beschlossen werden. Mögen die Helvetier den Paß sperren, ich habe nichts dagegen, ich will keinen Krieg. Die Herren in Mediolanum brauchen keine frischen Austern von der Normandie!«
    »Aber ich bitte dich, Augustus! Es ist doch nicht wegen der Austern! Es ist der Handelsweg nach...«
    »Also doch! Handel! Ich will keinen Krieg.«
    »Agrippa würde siegen.«
    »Wir brauchen nicht zu siegen. Es genügt. Bitte folge mir.«
    »Wie du befiehlst, natürlich.«
    »Sehr schön. Und der dritte, dem ich alles verdanke, ist Maecenas.«
    »Genug! Du beschämst mich wirklich, Augustus!«
    »Wenn du mich doch nicht dauernd Augustus nennen würdest! Wo ich Caesar so gern höre.«
    »Caesar gibt es zwei, Augustus nur einen — Augustus.«
    »Also schön, räuchere weiter. Wovon sprachen wir?«
    »Von Austern.«
    »Das könnte dir so passen! Du bist ein Schlemmer, Maecenas, zu verweichlicht. Ich gönne dir alle Freuden, aber manchmal erscheinst du mir wie die vorweggenommene Zukunft unseres Volkes. Quo vadis, Roma? Und wie chic du wieder gekleidet bist!«
    »Entschuldige, Augustus, darf ich dir einmal offen etwas sagen?«
    »Alles darfst du sagen.«
    »Ich bin modisch gekleidet...«
    »Wie ein Äffchen, guter Maecenas.«
    »Gut, wie ein Äffchen. Aber du, Augustus, bist deiner unwürdig angezogen.«
    »Nanu? Wieso? Schau dir meinen Mantel an, tadellos, wie neu!«
    »Na höre! Wie neu! Er soll nicht wie neu sein, er soll neu sein. Er ist zerknittert...«
    »Von der Sänfte.«
    »Und hier ist er genäht.«
    »Nur die Naht, nur die Naht, Maecenas. Sie war eingerissen. Nur die Naht. Also praktisch gar nichts.«
    »Und hier ist er abgeschabt.«
    »Ein bißchen dünn, ja. Na, und? Sieh dir mein Hauskleid an! Ist das auch nicht in Ordnung? Hat Livia gemacht!«
    »Jawohl, ich weiß. Eine wunderbare Frau. Die einzige Dame der Gesellschaft, die ihrem Mann die Kleider näht.«
    »Nicht wahr? Ich finde es auch fabelhaft.«
    »Ich kann nur seufzen, Augustus.«
    »Wovon sprachen wir?«
    »Von deiner Kleidung, Augustus.«
    »Nein, wir sprachen von dem Maecenas, der mein unersetzlicher Diplomat war, obwohl er nie ein Amt haben wollte; der in den langen Jahren meiner Abwesenheit mir Rom eroberte, alle Menschen bezauberte und alle Gegner versöhnte.«
    »Ich bitte dich, Augustus, schweig! Du dankst niemand etwas außer Caesar und vielleicht Agrippa.«
    »Und Maecenas, der mir sagte, wie ein Herrscher sein müßte und der aus Octavian den Augustus machte. Und der vierte ist eine Frau: Kleopatra. Ihr verdanke ich, daß sie Antonius ins Verderben stürzte und Rom rettete — wenn es zu retten ist.«
    »Es häuft sich, Augustus, daß du in letzter Zeit solche bitteren Bemerkungen machst.«
    »Meine nächtlichen Ahnungen, Maecenas. Aber beunruhige dich nicht. Für dich reicht die Zeit noch. Kleopatra soll ja jetzt angeblich eine vogelköpfige Göttin sein, was glaubst du, welchen Kopf sie jetzt trägt?«
    »Du bist ein bißchen zynisch, Augustus.«
    »Aber nein! Eine Million Ägypter, oder ich weiß nicht wieviele, glauben es. Übrigens habe ich heute nacht, als ich nicht schlafen konnte, beschlossen, ein Gebot vorzubereiten, daß alle Welt sich schätzen läßt.«
    »Was?«
    »Ich werde alle Menschen des Imperiums zählen und registrieren lassen.«
    »Ja, um der Götter willen, was für ein Einfall!«
    »Ich will genau wissen, wer wo wann wie lebt. Womit wir rechnen müssen.«
    »Du siehst mich sprachlos. Und wozu das?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe das Gefühl, daß sich die Konsequenzen erst noch ergeben werden. Ich greife in die Zukunft. Jetzt muß ich schlafen, Maecenas.«
    »Ja, leg dich hin. Du solltest nicht so spät in der Nacht arbeiten!«
    »Sondern? Am Tage läßt man mir keine Ruhe; die Audienzen, die Amtshandlungen, die Familie, meine Tochter, die mir Sorgen mit ihrem Lebenswandel macht. Abends muß ich Gäste einladen. Auch heute kommt ein Tisch voll. Du weißt, wann man ißt: um fünf Uhr. Dann ist also schon der Nachmittag weg. Dann würfeln wir noch ein Stündchen...«
    »Neulich sollst du fünfzigtausend Denare gewonnen haben?«
    »Woher weißt du das denn schon wieder?«
    »Und du hast dir die Schuld nicht bezahlen lassen! Wie kannst du nur! Und wenn du verlierst?«
    »Das ist etwas anderes. Caesar zahlt immer. Auch wenn meine Familie irgendwo eingeladen ist, gebe ich jedem tausend Denare mit. Aber nun laß mal das Geld! Ich wollte sagen, ich liege

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