Cäsar läßt grüssen
überschreiten oder verlassen!
Der Senat hielt es für einen Trost. Er übersah, daß Gaius Julius keine Eile hatte. In fünf Jahren würde er ganz Gallien erobern und der Unersetzliche, der Vater seiner Soldaten werden. Fünf Jahre sind eine lange Zeit. Es war nur nötig zu siegen. Und das sollte sich zeigen.
Er verließ Rom, nachdem er der Stadt noch ein fürchterliches Kuckucksei ins Nest gelegt hatte: durch seine Protektion wurde ein gewisser Clodius Volkstribun. Bis heute rätselt man herum, ob Gaius Julius sich über diesen Mann im klaren war oder nicht.
Clodius war ein Anarchist reinsten Wassers. Nach Caesars Abreise ließ er in Rom den Teufel los. Als Volkstribun unantastbar, versorgte er seine Bande mit schweren Waffen, und dann ging es los. Zu keiner Stunde konnte man mehr die Straßen betreten ohne zu horchen, ob sich aus irgendeiner Richtung die Bande näherte. Man hörte sie wie eine Brandung schon von fern, denn Clodius und Genossen befanden sich in einer Verfassung von permanentem »high«. Der unantastbare Volkstribun steigerte sich immer mehr in zügellose Raserei, vergaß schließlich auch das Triumvirat, dessen Protektion er seine Wahl verdankte, und zog eines Tages vor die Stadtvilla des Pompeius, um sie zu stürmen. Leider tat er es dann doch nicht, womit Pompeius eine heilsame Lehre erspart blieb. Wer oder was den Irrsinnigen davon abhielt, weiß man nicht (jedenfalls ich weiß es nicht, ich habe es nirgends gefunden), vielleicht Pompeius selbst, der ein mutiger Mann war.
Die Tage von Marius und Cinna waren wieder da! Wahlen fanden nicht mehr statt. Die Curia ging in Flammen auf: Reichstagsbrand! Es bildeten sich Gegenbanden, Blutfehdegruppen, Selbsthilfecorps und Ku-Klux-Klaner. Alles warf mit Steinen, dolchte, zündelte, schlug nieder, brach ein bei Hoch und Niedrig, Oben und Unten, Rechts und Links. Nicht nur die Senatoren zitterten, auch die Schneidermeister zitterten. Und Polizisten waren vogelfrei. Meine Herren — wem sage ich das? Ich führe es eigentlich auch nur an, weil es ja immerhin möglich ist, daß einmal eine Zeit kommt, die diese Dinge nicht mehr von Augenschein kennt.
Was die Terroristen nicht bedachten, war, daß einem sehr großen Teil der Plebs ein Licht aufging. Sie arbeiteten unbeabsichtigt einem kommenden starken Mann in die Hand. Gaius Julius äußerte sich nicht ein einziges Mal zu den Zuständen in Rom. Ob er imstande gewesen wäre, Clodius abzuwinken, ist natürlich ungeklärt. Schließlich regelte sich dieses Problem auf biologischem Wege: Clodius wurde in einer Straßenschlacht erschlagen, und die Epidemie ließ etwas nach. Im Jahre 55 gab es schon wieder Konsuln, und siehe da: sie hießen Pompeius und Crassus. Daß Gaius Julius hier gewinkt hatte, das ist geklärt. Die drei hatten sich zuvor in Lucca getroffen. Gaius Julius hatte gerade die Tour de France hinter sich.
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»Diebus omnino duodeviginti trans Rhenum consumptis satis et ad laudem et ad utilitatem profectum...« Damals in Quarta stolperte ich über keine Vokabel, heute stolpere ich über die Stelle »Zur Ehre des römischen Volkes«.
Für den ganzen Krieg, der ein giftiger, rein imperialistischer Raubzug der bösen Wölfin war, gab es keinen ernstzunehmenden Anlaß. Die Gallier lebten einigermaßen in Frieden, und wenn sie es nicht taten, weil sie keine Engel waren, so blieben es kurze Stammesfehden, oft hart, aber immer räumlich begrenzt. Die Gallier waren vom Schlage der heutigen Iren, das heißt Kelten, große Kerle, jähzornig, im Grunde gutmütig, ein bißchen skurril, eigensinnig, sehr tapfer, ehrfürchtig, zum Feudalismus erzogen und auch neigend. Sie hielten die Römer, die sie als südfranzösische Besatzung kannten, für die Heuschreckenplage der Welt, die Generäle für bewaffnete Bankiers, Italien keineswegs für »Gods own country«, sondern für eine Räuberhöhle, und Rom mit seiner angeblichen Million Menschen für eine Erfindung. Für Gods own country hielten sie ihr eigenes, das von den Pyrenäen bis zur Mosel und zur Seine reichte, und in dem auf einen Quadratkilometer drei Menschen, siebzig Stück Wild und fünfhundert Baumriesen mit dreitausend Vögeln kamen. Für bedeutende Ereignisse hielten sie einen Krieg, einen Blitzschlag, ein Druidenopfer, eine Geburt und eine Schweinshaxe. Was sie brauchten, machten sie sich selbst, vom Dienstmädchennachwuchs bis zum Streitroß. Für beider Zucht waren sie berühmt. Sie liebten und ritten gleichermaßen ausdauernd und freihändig
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