Cäsar
Rednerbühne aufstecken. Der Pomponia, Witwe des Quintus, lieferte er allerdings den Verräter Philologos aus. Sie zwang ihn neben anderen furchtbaren Martern, die sie anwandte, sich sein Fleisch Stück für Stück abzuschneiden, es zu braten und zu essen.
Ich nehme an, daß Octavianus Caesar und Marcus Antonius es in den kommenden Jahren mit dem römischen Volk ähnlich machen werden wie Pomponia mit Philologos. Den Herren der Berge danke ich dafür, daß ich weder die geschmäcklerische Bereitung noch den Verzehr, noch das Ergebnis des Verdauens bezeugen muß.
VI.
ITALISCHE WIRREN
Sie folgten den vorrückenden Truppen. Caesar hatte die erfahrenen Soldaten der Dreizehnten bei sich, zwei neue Legionen waren aus Norditalien unterwegs.
Aurelius ordnete die Versorgung; bei seinem schnellen Vormarsch hatte Caesar keinen Bedarf an Köchen und kaum Zeit zum Essen. Orgetorix half hier und da, zählte Ölkrüge und Getreidebehälter und betrachtete das fremde Land. In dem er als Kundschafter nichts taugte, als Gallier Feind, als ehemaliger Stammesfürst bestenfalls lächerlich war.
Bei den Leuten vom Troß und den Begleitmannschaften herrschte eine seltsame Stimmung. Einerseits waren sie bereit, der »geilen Glatze« bis an den Rand des Erdkreises zu folgen; andererseits…
»Irgendwer von uns hat in jedem der Dörfer hier Verwandte«, sagte Tigellinus. Aurelius hatte den Centurio und einige seiner Kameraden zu einem bescheidenen Abendmahl geladen. Es gab puls, verdünnten Wein, Brot und kalte Reste von Bratfischen. Sie hatten die Karren zu einem Viereck zusammengestellt; hinter ihnen stieg ein kahler Hang zu eisigen Apennin-Höhen an. Links lag ein waldiges Tal, rechts die Ruinen eines aufgegebenen Bauerndorfs, vor ihnen die winterliche Ebene. Die Soldaten, kaum mehr als zwei Kohorten, hatten eine Ausrede von Wall errichtet. Sie konnten nur hoffen, daß keine der Legionen sie überraschte, die Pompeius angeblich in ganz Italien durch bloßes Fußstampfen sammeln wollte.
»Ich weiß nicht«, sagte einer der anderen Offiziere, »ob ich mich daran gewöhnen mag. Sich gegen die eigenen Leute verteidigen müssen…«
Rücksicht nehmen, keine Beute machen, nicht plündern, ungewohnte Anweisungen für Männer, die jahrelang in Gallien Krieg geführt hatten.
»Caesar wäre bestimmt dankbar für deinen guten Rat«, sagte Orgetorix. »Wenn dir was einfällt, um die Sache zu vermeiden. Oder schnell zu beenden.«
»Ach, halt doch die Fresse, Gallier«, sagte ein grauhaariger Centurio. »Dir macht‘s vielleicht nichts aus, aber wir haben noch keine Übung im Kampf gegen die eigenen Leute.«
Orgetorix kicherte schrill. »Eure Gegner auch nicht. Das macht alles so aufregend.«
»Wo sind denn eigentlich die Gegner?« Der Decurio, der die wenigen Reiter des Zugs befehligte, deutete mit dem Kinn dorthin, wo jenseits der Lagerfeuer und des im Dunkel unsichtbaren Walls die Ebene begann. »Da draußen? Oder weiter weg?«
»Ziemlich weit weg. Vorerst werden wir wohl nicht kämpfen müssen«, sagte Aurelius. »Also eßt und zetert nicht.«
Er war allerdings längst nicht so sicher, wie er tat. Pompeius, seit Jahren zuständig für Hispanien und Afrika, hatte dort Legionen stehen, die er notfalls nach Italien bringen konnte. Caesars Legionen in Gallien konnten ausgedünnt, aber nicht völlig abgezogen werden. Es gab Truppen in Asien, irgendwo zwischen dem Hellespont und Syrien, die in den vergangenen Jahren von Männern wie Crassus, Cassius und teilweise Cicero befehligt worden waren und auch nicht einfach abgezogen werden konnten, um nicht die Parther zu einem Vorstoß einzuladen. Griechenland? Er wußte es nicht genau, aber er nahm an, daß dort, in Thessalien oder Epirus oder dazwischen, ein paar Legionen standen, von Pompeius wahrscheinlich für den Partherfeldzug vorgesehen, der nicht stattfinden würde.
»He, Aurelius, hörst du nicht?« sagte der Decurio.
Aurelius schrak zusammen; offenbar hatte er den Geist und mit ihm das Gehör auf eine weite Reise geschickt, zu fernen Legionen. »Was hast du gesagt?«
»Wir haben uns gefragt, ob du etwas über Labienus weißt. Du warst doch öfter mit den Häuptlingen zusammen.«
»Nicht mehr als ihr, und über seine Gründe gar nichts.«
»Daß der Glatzkopf ihm noch sein Gepäck nachgeschickt hat… War nicht nötig gewesen, find ich«, sagte Tigellinus.
Titus Labienus, Caesars bester Offizier, jahrelang sein Stellvertreter in Gallien, war übergelaufen, hatte sich auf
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