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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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alt und, wie Orgetorix versicherte, geschmeidig bei allen Verrichtungen. Außerdem hatte sie einen schnellen Verstand und eine scharfe Zunge; Aurelius genoß ihre Gesellschaft und bedauerte insgeheim, daß er sich nicht dazu hatte durchringen können, seine letzte gallische Gefährtin mitzunehmen. Aber sie hätte nur ungern den Weg in die Fremde angetreten, und er hatte sie nicht überreden oder gar zwingen mögen.
    Die Gespräche gingen weiter, als Orgetorix den Kreis verlassen hatten, aber sie waren fruchtlos. Niemand wußte, was Caesar getan hätte, also konnten sie nur über die Fehler der Gegenseite reden.
    Pompeius hatte Caesars Vorschläge abgelehnt und den Krieg hingenommen. Als dieser begann, hatte er seine Legionen nicht eingesetzt, sondern war mit ihnen von der Westküste Italiens zur Ostküste gezogen, nach Brundisium. Caesar eilte hinterher und machte Gesprächsangebote, Vorschläge zur friedlichen Einigung. Sie mochten ernst sein oder vorgeschoben, aber Pompeius ließ sich nicht darauf ein. Caesar hatte ihn dann in Brundisium belagert, und die letzten Nachrichten sagten, Pompeius habe inzwischen sein Heer einschiffen lassen und übers Meer nach Epirus oder Illyrien oder gleich nach Griechenland gebracht.
    »Früher haben sie ihn den Großen genannt«, sagte einer der Offiziere zum Schluß, »aber jetzt ist er kein großer Mann mehr. Kann sich weder für den Frieden entscheiden noch zum Krieg aufraffen - ich glaube, er ist ein altes Weib geworden.«
    Am nächsten Mittag kam ein Bote Caesars mit neuen Befehlen. Caesar wolle am 25. März in Beneventum sein, am 26. in Capua, am 27. in Sinuessa; Aurelius solle mit allen Truppen, die er nicht zur Sicherung zurücklassen müsse, zur Küste marschieren und die Straße zwischen Sinuessa und Tarracina bewachen, notfalls säubern und feststellen, ob der Präfekt der Burg von Tarracina zur Zusammenarbeit bereit sei, ihn andernfalls zwingen.
    Aurelius seufzte und gehorchte. Sie standen kurz vor Alba Fucens, von dort mußten sie über eine nicht besondere gute Straße nach Sora und Casinum und weiter zur Küste bei Minturnae marschieren. Wenn keiner versuchte, sie daran mit Gewalt zu hindern, würden sie nach seiner Schätzung und den Karten, die er mit Mißtrauen betrachtete, zwei Tage vor Caesar in Sinuessa sein.
    Mit sieben Kohorten und knapp zweihundert Reitern erreichte Aurelius Minturnae mittags am 24. März. Den Auskünften der Bewohner und Magistrate nach gab es entlang der Via Appia bis Tarracina keine senatorischen Truppen. Aurelius schickte zwei Kohorten und eine turma nach Süden, um die Straße bis Sinuessa zu sichern, ließ Tigellinus mit zwei Kohorten in Minturnae und brach mit den übrigen nach Norden auf.
    In Tarracina fand er besorgte Bürger, unentschlossene Magistrate und einen hilflosen Präfekten. Man hatte aus Rom Befehle erhalten, alles zur Unterstützung des Pompeius zu unternehmen und, falls es zum Äußersten käme, Caesar möglichst zu behindern; mehr, als die Tore schließen und die fünfzig ausgehobenen, nicht kampferfahrenen Leute in der Burg zur Verteidigung aufrufen, könne man aber nicht. Drei Kohorten, die in der Burg gelegen hatten, seien vor vielen Tagen abgezogen worden, um sich Pompeius‘ Heer anzuschließen.
    Aurelius enthob Magistrate und Präfekt aller Sorgen und Zuständigkeit, indem er eine Kohorte in die Burg legte und die aufgebotenen Bürger heimschickte. Dann brach er mit den übrigen Truppen wieder auf, in Richtung Minturnae, Caesar entgegen.
    Am Vormittag des 28. trafen sie die Vorhut der Legion, mit der Caesar im Eilmarsch nach Norden unterwegs war, nach Rom, gefolgt von weiteren zwei Legionen, die langsamer nachrückten.
    Caesar und sein Stab ritten hinter der Vorhut. Auf einem von vier Pferden gezogenen Wagen hockten Schreiber, denen der Imperator vom Sattel aus Schreiben diktierte, immer drei oder vier gleichzeitig und durcheinander.
    Er hob eine Hand zum Gruß, als er Aurelius sah, wollte aber offenbar die Schreiben beenden, ehe er sich um anderes kümmerte. Aurelius ritt kurz hinter ihm; seinen Leuten hatte er befohlen, sich der Vorhut anzuschließen und auf weitere Anweisungen zu warten.
    »Er sieht nicht gut aus«, sagte er leise zu dem neben ihm reitenden Hermias. Der Grieche, einer von Caesars Ärzten, hatte ihn schon in Gallien begleitet und kannte Aurelius.
    »Tja«, sagte er, »kaum geschlafen, immer im Sattel, und gestern hatte er einen seiner scheußlichen Anfälle. Und du?«
    Aurelius schob den

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