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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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so?«
    »Es ist ungewöhnlich.« Aurelius versuchte zu lächeln.
    »Meistens geschieht nicht vor einem etwas, sondern hinter einem, und dann wird man nachts wach und ist tot.«
    Der Tribun lachte. »Ich sehe, du hast die richtige Einstellung zu den Dingen. Übrigens, ich bin Septimus Cotta. Nebenlinie. Was willst du wissen?«
    »Zuletzt hörte ich, Caesar habe eine Legion, seine Dreizehnte, und ein paar Kohorten Hilfstruppen. Damit ist er vor uns hergezogen. Ich habe Nachschub gesammelt und Nachzügler. Und Freiwillige, aber nicht viele. Mehr weiß ich nicht.«
    Cotta nickte. »Er hat inzwischen drei Legionen und an die zwanzig Kohorten Hilfstruppen, dazu ein paar hundert Reiter. Sogar welche aus den fernen Bergen, von einem König oder Fürsten aus Noricum geschickt. Das Kaff hier haben wir belagert. Domitius Ahenobarbus, der ihn eigentlich in Gallien ablösen sollte, steckte da drin samt Senatoren und an die dreißig Kohorten. Sie haben versucht, von Pompeius Hilfe zu kriegen, aber der hat keine geschickt. Also haben sie aufgegeben und mit allem gerechnet, bloß nicht mit dem, was die Glatze dann angeordnet hat. Milde - Caesars Milde gegen seine Feinde. Läßt sich in Rom und anderswo bestimmt gut verkaufen. Außerdem können wir nicht Tausende Gefangene bewachen. Er hat die Soldaten übernommen, den Eid ablegen lassen und dann in Richtung Sizilien geschickt. Die Offiziere und Domitius hat er entlassen. Die Senatoren auch. Domitius hatte sechs Millionen Sesterze bei sich, Teil von Pompeius‘ Kriegskasse; die hat Caesar ihm gelassen, obwohl er selbst dringend Geld braucht. An Cicero hat er geschrieben, er sei glücklich ob der eigenen Milde, es sei sein innigster Wunsch, sich selbst treu zu bleiben und daß die anderen sich ebenfalls treu bleiben.«
    Aurelius klackte mit der Zunge. »Einige werden ihm aus der Hand fressen, die anderen kämpfen wahrscheinlich weiter, oder?«
    »Sieht so aus. Pompeius scheint seinen Legionen nicht ganz zu trauen. Denen für den Partherkrieg; sonst hätte er sie wohl eingesetzt.«
    Aurelius lachte. »Mindestens bei den beiden, die Caesar ihm hat schicken müssen, hat er wohl recht.«
    Die Soldaten, aus Gallien nach Italien geschickt, hatte Caesar mit großen Reden und Dank und zweihundertfünfzig Denaren für jeden verabschiedet. Ihre Begeisterung für Pompeius würde sich ebenso in Grenzen halten wie ihre Bereitschaft, gegen Caesar zu kämpfen.
    »Pompeius hat seine Truppen nach Brundisium verlegt. Caesar ist hinterher. Inzwischen sind noch Leute aus Gallien angekommen; ich glaube, er wird bald an die sechs Legionen haben. Außerdem all das, was auf den übrigen Straßen von Norden durch Etrurien in Richtung Rom unterwegs ist.«
    Aurelius trank einen Schluck. »Na schön«, sagte er dann.
    »Wieviel Mann kannst du mir geben, wie zuverlässig sind sie, wie sieht die Gegend bis Rom aus?«
     
    Was zunächst schwierig zu sein schien, stellte sich als eher einfache Aufgabe heraus. Es gab keine Kämpfe, keinen Widerstand, kaum gegnerische Truppen, wobei Aurelius sich nie entscheiden konnte, ob er an sie als an pompeianische oder senatorische Soldaten denken sollte.
    Andererseits gab es kaum Geld und nur wenig Getreide, das er Caesar hätte schicken können. Dieser brauchte aber auch nicht viel. Geld, natürlich, aber die Versorgung seiner Kämpfer stellte ihn nicht vor Schwierigkeiten.
    Pompeius machte offenbar alles falsch, was überhaupt falsch zu machen war. Ob die Auseinandersetzung friedlich hätte beigelegt werden können, wußte keiner; auch Caesars Leute waren keineswegs sicher, wie Caesar gehandelt hätte, wenn seine Vorschläge vor Überschreiten des Rubico angenommen worden wären. Orgetorix lauschte einem der endlosen Gespräche unter Offizieren, stand irgendwann auf und sagte:
    »Ihr seid alle verrückt. Wenn der Häuptling und Pompeius ihre Legionen bis auf einen kleinen Rest entlassen hätten, was dann? Dann hätte Cato immer noch gezetert und Caesar vor Gericht zerren wollen, und der hätte sich gewehrt, so oder so. Er müßte schwachsinnig sein, in einer Welt von Feinden seine Waffen abzugeben. Redet nur weiter, aber mich langweilt das so gründlich, daß ich jetzt nicht mal mehr zuhören mag.«
    Er ging hinaus und begab sich zu den Wagen, bei denen auch jene Gallierin war, die mehr oder minder freiwillig mitgekommen war, um ihm in der Fremde Beistand und Beischlaf zu leisten. Sie hieß Lugona, vermutlich eine Abkürzung, und sie war blond, blauäugig, zwanzig Jahre

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