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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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die Seite des Senats geschlagen. Oder die von Pompeius; aber das war in diesem Fall gleich. Sie hatten es vor ein paar Tagen erfahren, kurz nach der Überquerung des albernen Bächleins namens Rubico, dessen Bedeutung unendlich viel größer war als die Wassermenge. Seitdem rätselten sie über die Beweggründe. Hatte Caesar ihn nicht genug gefördert, hatte Pompeius ihm Reichtümer versprochen? Aurelius hielt es nicht für unmöglich, daß Labienus, der aus dem Ritterstand kam, immer gehofft hatte, einmal in die senatorischen Gefilde aufsteigen zu können, und deshalb nun die Seiten gewechselt hatte.
    »Vielleicht baut er vor«, sagte der Decurio. »Wenn‘s schiefgeht, ist auf der anderen Seite wenigstens einer, der sich für ihn einsetzt. Von wegen, Caesar ist ein Ehrenmann, hat mir, als ich abgehauen bin, sogar die Ersatztunika nachgeschickt, den können wir nicht abmurksen.«
    Einige der Männer lachten; Orgetorix wartete, bis wieder Ruhe herrschte.
    »Uns, ah, euch wird das aber nicht helfen«, sagte er dann.
    »Denen auf der anderen Seite auch nicht. Die edlen Herren lassen uns vorher gründlich bluten.«
    Tigellinus starrte ihn an, als wollte er ihn verschlingen.
    »Blöder Gallier«, knurrte er, »leider stimmt das, was du sagst. Und wofür werden wir kämpfen und sterben? Für den Ehrgeiz von ein paar Reichen, die noch mehr Geld und Macht wollen, oder?« Er sah sich herausfordernd um.
    Keiner widersprach. Einer der Centurionen weiter am Rand räusperte sich.
    »Das ist doch nicht neu«, sagte er. »Haben wir doch in Gallien auch so gemacht.«
    »Nein, nein, nein«, sagte der Decurio. »Das war anders. Böse Feinde erschlagen wie den da und seine Leute« - er wies auf Orgetorix und grinste - »und ein Land erobern und Städte plündern, notfalls sogar Rom verteidigen, dafür sind wir doch Soldaten geworden. Oder wollt ihr lieber auf einem Acker schwitzen? Na also. Aber… Rom angreifen? Und keine Plünderung?«
    »Caesar würde jetzt sagen: Wo ich bin, ist Rom«, sagte Orgetorix.
    »Sagt er das?« Der Decurio wackelte mit dem Kopf. »Dann ist Rom ziemlich weit herumgekommen.«
     
    Zehn Tage später erreichten sie mit Nachzüglern, die sie unterwegs aufgelesen hatten, und einigen neu ausgehobenen Kohorten aus Norditalien die Stadt Corfinium, aber Caesar war schon weitergezogen. Von den zurückgelassenen Sicherungstruppen hörten sie, es habe eine längere Belagerung gegeben. In Corfinium hatten sich einige Senatoren aufgehalten, denen Rom zu unsicher gewesen war - »bemerkenswerte Voraussicht der edlen Herren«, sagte Orgetorix.
    »Ohne Kampf abgegangen«, sagte der Tribun, dem Caesar die Sicherung übertragen hatte. »Fast zwanzigtausend Mann im Ort, aber keiner wollte kämpfen. Ein Jammer.« Er grinste und setzte hinzu: »Zum Glück.«
    »Hast du Anweisungen für mich?«
    »Hab ich. Sie werden dir aber nicht gefallen.« Aurelius wartete.
    Der Tribun wühlte zwischen Tafeln und Papyri, die seinen Tisch übertürmten. »Da.« Er reichte Aurelius einen gesiegelten, aber nicht gerollten Papyrus.
    Von der Hand eines Schreibers stand dort zu lesen, Quintus Aurelius solle alle nicht zur Sicherung nötigen Truppen sammeln und mit ihnen langsam nach Westen vorrücken, ohne sich auf größere Kampfhandlungen einzulassen. Bis weitere Anweisungen einträfen, habe er Wege und Städte zu sichern sowie Nachschub nach Brundisium zu schicken. Darunter hatte Caesar eigenhändig gekritzelt: »Geld, Getreide, Geld, Soldaten und Geld. Ohne die Bewohner zu belästigen.
    Du verstehst, Aurelius. Mach mir den Marsch nach Rom sicher.«
    Er ließ den Papyrus sinken und sagte leise: »Au.«
    Der Tribun setzte ein schräges Lächeln auf. »Du sollst den Laden des Töpfers aufräumen, ohne etwas zu zerbrechen, und ihm die Hälfte seiner Ware nehmen, ohne daß er sich beschwert. Nicht wahr?«
    Aurelius nickte.
    »Ich bin nicht undankbar dafür, nur das hier und Corfinium pflegen zu müssen.«
    Sie saßen in einem beschlagnahmten Landhaus, kaum eine halbe Meile vor den Mauern der Stadt. Schreiber und Boten liefen hin und her; an den Türen und draußen, an den Toren in der Umfriedung des Grundstücks, standen Posten. Ein Sklave, dem der Tribun gewinkt hatte, brachte einen Krug und zwei Becher.
    »Trink. Die Erinnerung an guten Wein soll dir das Sterben erleichtern.«
    »Zu freundlich. Wie ist die Lage? Du weißt, ich war unterwegs und habe immer nur das erfahren, was da geschehen ist, wo ich gerade ankam.«
    »Ist das nicht immer

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