Cäsar
daß Gnaeus Pompeius sich weigert, mit mir auch nur zu sprechen. Du weißt, wie sehr wir alle dich schätzen, und dein Gewicht als Konsular, als großer Sprachkünstler, als Retter des Vaterlandes ist mir unentbehrlich, wenn ich die Waage zur Seite des Friedens und Ausgleichs sinken lassen will.«
Cicero setzte eine schmerzliche Miene auf. »Gerade weil ich das Vaterland gerettet habe, was mir zweifellos zu langem Ruhm gereichen wird, kann ich nun nicht so tun, als wären die Gesetze, die zu wahren ich mich immer bemüht habe, außer Kraft gesetzt. Denn sie sind immer gültig.«
»Du wirst also nicht nach Rom kommen?«
»Ich werde nach Rom kommen, sobald du es willst und sobald ich kann. Aber nicht, um in dieser Sache für dich im Senat zu sprechen.«
Caesar stellte den Becher ab und setzte sich auf. »Damit sprichst du das Urteil über mich und meine Bemühungen, zu einem friedlichen Ausgleich zu kommen. Steht es dir zu, dieses Urteil zu fällen? Wenn du nicht kommst, werden sich alle anderen auch nicht beeilen.«
»Die sind in einer ganz anderen Lage, mein Freund«, sagte Cicero. »Sie haben weniger zu verlieren.«
»Haben wir nicht alle gleich viel zu verlieren - den Frieden?«
»Wir sollten alles tun, was mit römischer Ehre und den Gesetzen vereinbar ist, um den Frieden zu wahren oder wiederherzustellen. Da gebe ich dir recht.«
»Willst du also für den Frieden sprechen?«
»Bei den Göttern - jederzeit.« Cicero hob die rechte Hand und spreizte drei Finger ab.
Aurelius glaubte, auf Caesars Gesicht ein winziges Lächeln zu sehen.
»Dann komm nach Rom und sprich für den Frieden!«
»Wie ich es für richtig halte?«
Caesar nickte. »Soll ich dir etwa Vorschriften machen?«
»Ich werde sagen, der Senat sei nicht dafür, Truppen nach Hispanien und Griechenland zu schicken, was deine nächsten Schritte sein werden, nicht wahr? Ich werde mein Bedauern über die traurige Lage ausdrücken, in der sich Gnaeus befindet.«
Caesar preßte die Lippen zu einem Strich. »Solche Äußerungen wünsche ich aber nicht; sie würden die Lage nicht zu bessern helfen, sondern alles verschlimmern. Und die traurige Lage, in der mein alter Freund und ehemaliger Schwiegersohn sich befindet - hat er die nicht selbst zu verantworten?«
»Mag sein.«
»Warum weigert er sich, meine Vorschläge anzuhören, mit mir zu reden? Warum hat er sein Heer nach Griechenland gebracht, statt mit mir zu beraten, wie wir am besten beide Heere auflösen?«
Cicero breitete die Arme aus. Aurelius verbiß sich das Lachen - ein feister Vogel, der fliegen möchte, aber nicht vom Nest hochkommt.
»Ich will weiterhin alles tun, um zwischen euch zu vermitteln. Aber wenn du nicht willst, daß ich so spreche, wie ich es für richtig halte, kann ich gar nicht sprechen. Entweder sage ich, was ich nicht verschweigen kann, oder ich bleibe weg.«
»Du willst also die Welt untergehen lassen, solange du nur recht behältst? Und das für Pompeius, von dem du doch selbst gesagt hast, er könne sich nicht entscheiden und du habest ihn vor Angst schlottern sehen?«
Für die Dauer eines Lidschlags entglitten Ciceros Gesichtszüge der Beherrschung; unter der gespreizten, hochmütigen Freundlichkeit flackerte plötzlich Angst. Dann war die Maske wieder vollkommen, und Cicero sagte mit öliger Stimme:
»Du weißt, ich habe es nie an Aufwand fehlen lassen, wenn ich für das Vaterland tun konnte, was mir nötig erschien und ihm nützte. So will ich es auch in Zukunft halten.«
»Dann bleibt uns nur, für vollendete Gastfreundschaft zu danken. Ich bitte euch, Freunde, das Mahl zu beenden; wir müssen weiter. Und dich, mein lieber Marcus Tullius, bitte ich herzlich, es dir noch einmal zu überlegen.« Er stand auf; die anderen erhoben sich ebenfalls.
»Das werde ich tun, mein lieber Caesar; ich werde oft und gründlich darüber nachdenken.«
»Bedenke dabei bitte noch eines.« Plötzlich war Caesars Stimme kalt und schneidend. »Wenn ich mich deines Rates nicht bedienen darf, werde ich mir Rat holen, wo ich ihn bekomme. Du weißt, ich bin dazu fähig. Notfalls zu allem.«
Die Legion hatte gerastet und war wie befohlen schon aufgebrochen. Die Leibkohorte und die Reiter machten sich bereit.
»Du sammelst deine Leute ein und kommst nach«, sagte Caesar, an Aurelius gewandt. »Laß je eine halbe Kohorte in Sinuessa und Tarracina. Hast du sein Gesicht gesehen? Als ich den schlotternden Pompeius erwähnte?«
»Habe ich, Herr. Nackte Angst. Aber was ist
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