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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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damit?«
    »Es stand in einem Brief, den er an seinen Freund Atticus geschickt hat. Jetzt weiß er, daß es keine Geheimnisse gibt.«
    Aurelius nickte. »Vielleicht gilt das auch für dich, Imperator.«
    »Verlaß dich darauf, es gilt. Jeder versucht jeden zu bespitzeln.« Caesar grinste flüchtig. »Außerdem sorge ich schon dafür, daß Pompeius und ein paar andere Abschriften von allem bekommen, was sie wissen sollten. Wir sehen uns in Rom. Aufbruch!«
    Aber sie sahen einander nicht. Als Aurelius mit seinen Truppen Rom erreichte, war Caesar zu beschäftigt, um sich mit Kleinigkeiten abzugeben, und zwei Tage danach reiste er ab: nach Hispanien, um die dortigen Legaten und Legionen des Pompeius niederzuringen.
    Im Lager südlich der Stadt übergab Aurelius nach drei Tagen des Wartens seine Leute dem zuständigen Präfekten, Manlius Aniensis. Von ihm erfuhr er, daß in der Stadt Marcus Antonius weitestgehend zuständig sei, daß die anwesenden Senatoren durch die hohe Kunst der Verschleppung und unendlichen Rede alle von Caesar geplanten Maßnahmen verhindert hätten und keiner so recht wisse, wie es weitergehen solle.
    »Nicht unser Problem«, sagte Aniensis mit einem Schulterzucken. »Wir sind Soldaten und haben zu gehorchen.«
    »Ich werde ein wenig denken«, sagte Aurelius. »Bis neue Befehle mir wieder den Gehorsam abverlangen.«
    »Denken?« Aniensis kratzte sich den Hinterkopf. »Nicht zu empfehlen. Könnte gefährlich werden.«
    »Ist es schon soweit gekommen?«
    »Noch nicht. Aber man wird sehen.«
     
    »Rom ist laut, dreckig und teuer«, sagte Aurelius. »Trotzdem.« Orgetorix legte die Hand auf Lugonas Schulter. »Ich will die Stadt endlich sehen. Was ist mit dir?«
    Die Gallierin warf ihre blonde Mähne zurück und blickte zuerst Orgetorix an, dann Aurelius. »Die Stadt sehen«, sagte sie. »Die Wiege der Unterdrücker.« Sie lachte kurz. »Danach heimkehren?«
    Aurelius betrachtete die auf dem Bett liegenden Beutel.
    »Dann laßt uns zuerst unser Geld in Sicherheit bringen.«
    »Sicherheit klingt gut. Gibt es das, in Rom?«
    »Nicht für alles und jeden. Aber Geld kann man in Tempeln hinterlegen. Und ehe Tempel geplündert werden, muß noch einiges mehr geschehen.«
    »Nächste Frage: Wo bleiben wir? Jeden Tag von hier draußen in die Stadt laufen…«
    »Es gibt Gasthäuser. Wahrscheinlich könnte man gerade jetzt sogar billiger als sonst etwas mieten; immerhin sind viele Bewohner geflohen. Nicht nur Senatoren.«
    Orgetorix und Lugona wechselten stumme Blicke. »Mach du das«, sagte der Gallier dann; er kaute auf einem Schnurrbartende. »Du kennst dich aus.«
    »Gut. Aber vorsichtshalber sollten wir noch bei Marcus Antonius vorbeischauen. Ich gehe davon aus, daß er nichts mit uns anfangen kann, aber man weiß ja nie.«
    Sie behielten bei sich, was für die nächste Zeit nötig war; den Rest des Geldes hinterlegten sie im kleinen Merkurtempel, dessen oberster Priester sich nach über drei Jahren noch an Aurelius erinnerte und fragte, ob die Geschäfte in Massilia zu seiner Zufriedenheit verlaufen seien. Als Aurelius dies bejahte und sagte, den Rest des Geldes habe er eben wieder Merkur überantwortet, lächelte der Priester.
    »Daran tust du gut. Wer weiß, ob es in Massilia noch sicher wäre.«
    »Wie meinst du das? Gibt es neue Nachrichten?«
    »Wie ich die Verhältnisse dort kenne, wird man sich für Rom aussprechen, das heißt für das alte Bündnis mit Volk und Senat. Gegen Caesar. Aber wie auch immer; sie werden sich für eines von beiden entscheiden müssen, und die andere Seite wird etwas dagegen unternehmen.«
     
    Marcus Antonius, im Vorjahr Volkstribun, war von Caesar mit den Vollmachten eines Proprätors ausgestattet worden und hielt sich in einem großen Haus am Hang des Palatium auf.
    »Ich wüßte gern, wem es gehört«, sagte Aurelius. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein, wüßte ich lieber nicht.«
    »Nur ungern betrachte ich dich als wankelmütig.« Orgetorix berührte die Stäbe des mehr als mannshohen Gitters.
    »Kann es nicht ihm gehören?«
    Während sie sich dem Tor näherten, sagte Aurelius: »Unwahrscheinlich. Entweder Caesar beziehungsweise einem seiner hiesigen Verwalter, Cornelius Balbus, Mamurra, Hirtius, oder einem der geflohenen Senatoren. Antonius hat sein Geld in Wein und Mädchen angelegt, nicht in Häusern.«
    Jemand stieß ihm von hinten etwas Hartes in den Rücken, das sich wie Holz anfühlte; vielleicht war es ein Speerschaft. Eine harte Stimme brüllte: »Wer

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