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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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sie sieben Männer auf Kamelen. Aurelius war nur mäßig erstaunt, daß einer von ihnen Orgetorix war.
    »Man haßt hier die Römer, und bin ich denn ein Römer?« sagte der Gallier. Er grinste breit. »Nett, was die Leute einem so erzählen, wenn man aus einem Land kommt, das von Rom unterdrückt und ausgebeutet wird.«
    »Willst du nicht zu ihnen überlaufen?«
    Orgetorix schüttelte energisch den Kopf. »Die haben doch keine Aussichten. Wie wir Gallier. Rom ist zu stark. Außerdem…« Er schwieg und trieb sein Kamel an, das langsamer wurde.
    »Außerdem was?«
    »Außerdem müßte ich bei denen wahrscheinlich ewig auf so einem Buckeltier sitzen. Es stinkt.«
     
    Natürlich hatten sie bei aller Eile umsichtig zu sein. Tagsüber ließ Aurelius Späher vorausreiten; nachts lagerten sie an gut zu verteidigenden Stellen. Die Leute, denen sie begegneten, waren meist feindselig; dies ließ jedoch weiter landeinwärts nach, und Aurelius sagte sich, daß man in den Dörfern des Inneren wohl nicht viel von Römern wußte. Beim schnellen Ritt, immer in Sichtweite der Schilffelder des großen Flusses, redete er manchmal mit Orgetorix, der wilde Geschichten aus den schlechteren Vierteln von Alexandria erzählte.
    Aber meistens hatte er im Sattel Muße zum Denken. Immer wieder versuchte er, Caesars politische Geschäfte mit dem in Einklang zu bringen, was Aristoteles über Staat und Geld geschrieben hatte; aber immer scheiterte er an den Widersprüchen, die auch der große Denker nicht hatte vereinbaren können. Geld als Grundlage und Ziel des Handels - Tugend als Maßstab und Ziel des politischen Handelns; Mehrung des Wohlstands aller - und freigebiger Umgang des einzelnen mit seinem Reichtum; Beteiligung aller am politischen Vorgang - und periodische Übertragung der Macht an einen Mann von überragender Tugend. War Caesar von überragender Tugend? Konnte in Rom ein Tugendhafter überhaupt an die Macht kommen, um sie zum Wohl aller zu nutzen? War die von Aristoteles verurteilte Wohlstandsmehrung durch Zinsen und Wucher vielleicht doch tugendhaft, wenn sie dazu diente, die Mittel zur Durchsetzung einer der Allgemeinheit nützlichen Politik zu beschaffen? War Caesars Politik nützlich? Oder die von Pompeius, von Cicero, von Cato?
    Schließlich gab er vorläufig auf und tröstete sich mit dem, was die Soldaten sagen würden, wenn sie alles über Caesars Geschäfte wüßten: Der Glatzkopf ist gerissen, trinkt auf ihn, er benutzt sein Geld, um uns zu bezahlen, nicht um Paläste für sich zu bauen.
    Vier Tage nach dem Aufbruch begegneten sie einem Trupp Soldaten des Königs. Sie hielten die Römer offenbar für Feinde; vielleicht hatten sie entsprechende Befehle erhalten. Jedenfalls griffen sie an. Das Gefecht kostete sieben Römer und einunddreißig Ägypter das Leben. Die übrigen, an die hundert Mann, ließ Aurelius laufen, nachdem sie die Gefallenen begraben hatten. Ihre Pferde behielt er; einige der eigenen Reittiere begannen zu lahmen, und Ersatzpferde waren immer nützlich.
    Sie hatten eine Gruppe von Gefangenen begleitet; Aurelius befahl seinen Männern, die Leute loszubinden. Es handelte sich um elf Männer, die völlig erschöpft und verdreckt waren. Man hatte sie hintereinander an eine durchlaufende lange Kette gebunden und neben dem Reitertrupp herlaufen lassen. Sieben der elf waren wegen verschiedener Vergehen zur Arbeit mi Steinbruch oder in der Salzgewinnung verurteilt.
    »Ich bin nicht zuständig für das Gerichtswesen des Landes«, sagte Aurelius nach kurzer Überlegung. »Wir geben euch etwas zu essen und lassen euch laufen.«
    Drei waren einfache Soldaten der Königin, die zusammen mit dem vierten Mann gefangen worden waren, den sie hatten bewachen und schützen sollen.
    »Und wer bist du?« Aurelius betrachtete den Mann, der etwa vierzig Jahre alt war und trotz des Drecks und der Stoppeln etwas ausstrahlte, das Aurelius nicht gleich benennen konnte. Er mußte wichtig sein, da die Königin ihn hatte bewachen und schützen lassen.
    »Aristeias aus Tanais, ein Handelsherr, der hin und wieder Geschäfte mit Königen und Senatoren macht«, sagte der Befreite in makellosem Latein.
    »Tanais?«
    »Weit fort, im Nordosten, am Rand der Skythensteppen.« Aurelius ließ ihm ein Pferd bringen. »Wir sind in Eile«, sagte er. »Essen im Sattel, Waschen beim Nachtlager.«
    »Ich schulde dir mein Leben. Was gilt da Reinlichkeit?«
    »Laß uns nebeneinander reiten und unreinlich reden.« Also redeten sie. Aristeias

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