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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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durch die unvollständigen Befestigungen südlich des Damms. Zwischen den Häusern, in Innenhöfen und auch in den Stockwerken der Gebäude war die Arbeit des Räumens, Säuberns und Sicherns noch längst nicht abgeschlossen.
    »Sobald es dunkel ist, lasse ich dich zum Palast bringen«, sagte er. »Nicht, daß ich dich nicht lieber hierbehielte.«
    Sie saßen vor einem steinernen Bootshaus, etwa zweihundert Schritte östlich der Brücke. Aurelius hatte hier seinen neuen Befehls und Beobachtungsposten eingerichtet. Kalypso schien sich an dem Becher mit warmem Bier festzuhalten, den ihr einer der Sklaven gereicht hatte. Sie war müde von der langen Schiffsreise, und sie war offenbar entsetzt. Oder zumindest betrübt. Sie schaute über den großen Hafen, in dem verbrannte Wracks und Leichen trieben, den Kai entlang, zur Stadt am Becken der Kriegsschiffe, zum blendendweißen Juwel der Ptolemaier - rauchgeschwärzte Hauswände, verkohlte Trümmer von Lagerhallen und Werftgebäuden, ragende Reste eingestürzter Bank und Wohnhäuser.
    »Hörst du überhaupt, was ich sage?«
    Sie riß sich von dem Anblick los und versuchte zu lächeln.
    »Meine Seele ist noch auf See«, sagte sie leise, »und meine Augen sind zu früh am falschen Ort angekommen. Aber ich höre dich, Aurelius.« Sie seufzte und setzte hinzu: »Liebster.«
    »Keine Zeit zum Schmusen.« Orgetorix war hinter ihnen aufgetaucht. »Der Trupp ist soweit.«
    »Mußt du wirklich…?«
    Kalypso stand auf; einen Moment taumelte sie und hielt sich an Aurelius fest. »Der Boden schwankt gar nicht; ich bin noch auf dem Schiff.« Dann ließ sie ihn los und sagte: »Aber ich muß. Erklärungen später.«
    »Kleopatra hat gesagt, du solltest. Erklären, meine ich.«
    »Hat sie? Ah. Sie wird es mir selbst sagen.«
    Viel mehr als knappe Sätze hatten sie bisher nicht austauschen können. Kalypso wußte, daß Aurelius die Herrscherin nach Alexandria gebracht hatte; Aurelius wußte, daß Kalypso in Rom, Neapolis und Massilia gewesen war. Alles Weitere mußte warten.
    Er begleitete sie und Orgetorix zur nächsten Ecke, wo zwanzig Soldaten bereitstanden, um Kalypso zu Caesar und Kleopatra zu bringen. Oder zu Kleopatra und Caesar.
    Es blieb genug zu tun. Er mußte sich vergewissern, daß die Häuser wirklich geräumt und die Kämpfe beendet oder wenigstens eingedämmt waren, Leute auf die Häuser verteilen und die Zugänge sichern, damit sich nicht nachts Gegner dort einschlichen; er mußte Posten einteilen, den mit Kalypso eingetroffenen Nachschub vorläufig unterbringen lassen, ehe die Leute vom Stab ihn zur weiteren Verteilung übernahmen; und er hatte noch ein kurzes Gespräch mit einem Offizier des Claudius Nero zu führen, dessen Schiffe den Hafen beherrschten. Als endlich alles geregelt war, legte er sich erschöpft auf den Deckenstapel im Bootshaus und schlief sofort ein.
    Mitten in der Nacht erwachte er, als jemand zu ihm unter den Feldmantel kroch, mit dem er sich zugedeckt hatte.
    »Ah, dein Duft«, murmelte er. »Ich brauche kein Licht, um dich zu erkennen.«
    Kalypso war nackt. »Du bist angezogen«, sagte sie. »Kann man das ändern, oder bist du zu müde?«
    »Man kann das ändern. Haben sie dich zurückgebracht?«
    »Ich bin allein gekommen.«
    Schlagartig war er völlig wach. »Bist du wahnsinnig?«
    Sie zupfte. »Dein Leibschurz. Weiter. Nein, nicht wahnsinnig. Es war ruhig, und ich wollte zu dir.«
    »Erzählen?«
    Sie zog den Feldmantel wieder hoch. »Später.« Dann kicherte sie. »Nur eins. Weißt du, was Caesar gesagt hat, als ich zur Herrin ging?«
    »Was denn?«
    »Er hat gesagt: ›Und ich habe immer gemeint, du arbeitest für die Parther.‹ Ich wußte nicht, daß er wußte, daß…«
    »Später.«
    Aber später schlief er ein, ehe sie viel reden konnten. Und er schlief ruhig und fest, bis der Posten ihn bei Sonnenaufgangweckte. Nichts hatte sich geändert, und dennoch war alles anders. Mit Staunen und einer Mischung aus Unglauben und Dankbarkeit empfand er, daß die bloße Nähe Kalypsos in dem Taumel aus Mord und Brand eine Art Zuflucht erschaffen hatte, unsichtbare Wälle, hinter denen er nicht unausgesetzt an die Plagen und das Gemetzel denken mußte. Die Wälle würden ihn nicht vor Pfeilen und Steinen schützen, aber schon der Schein war tröstlich. Und es war eine unvergleichliche Kostbarkeit, einige Momente von ihrem Duft umhüllt zu sein, ehe er sich wieder in Blut, Eisen und Versengung begab.
     
    Gleich zu Beginn des

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