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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Alexandria-Unternehmens hatte Caesar aus Rhodos, Syrien und Kilikien Schiffe, aus Kreta Bogenschützen, vom König der mit Rom verbündeten Nabatäer Reiter angefordert. Von überall her sollten Geschütze, Getreide und Hilfstruppen geschickt werden. Bis zum eigentlichen Beginn der Kämpfe war kaum etwas davon eingetroffen. Im römisch besetzten Viertel wuchsen die Schanzwerke, und was nicht zu sperren war, wenn die Römer sich nicht selbst jeder Bewegungsmöglichkeit berauben wollten, wurde mit Schilddächern und Schutzblenden versehen. Man riß viele Häuser ab und brach Öffnungen in andere, um sie miteinander zu verbinden. Die Baumeister Alexanders des Großen hatten die Stadt wie ein Spielbrett angelegt, mit rechtwinklig zueinander verlaufenden Straßen. Auf den Karten, die Aurelius und die anderen Offiziere erhalten hatten, sah sie ein wenig aus wie ein nach rechts gekipptes H, wobei der ehemals linke, jetzt obere lange Strich die Pharos-Insel darstellte, der untere (etwas weiter nach Osten verschobene) die eigentliche Stadt, der nun senkrechte Verbindungsstrich den Damm zwischen beiden, das sieben Stadien, etwa drei Viertel einer Meile, lange und daher auch so genannte Heptastadion.
    Dieser Damm, an beiden Enden durch Festungen gesichert, trennte den westlichen Handelshafen, Eunostos, vom Großen Hafen der Könige im Osten. Zwischen dem Damm und einer nach Norden ins Meer ragenden Halbinsel befanden sich Kaianlagen, Werften, Lagerhallen, aber auch Wohngebäude und Teile der Paläste. Auf der Halbinsel lag die Burg, an die sich südlich die Paläste anschlossen, gebaut, umgebaut, angebaut von den aufeinanderfolgenden Königen. In der östlichen Ecke lag der befestigte Kriegshafen des Königs, südöstlich davon Museion, Bibliothek und die von den Römern besetzten Paläste. Eine fast vierzig Schritte breite Straße durchzog die gesamte Stadt vom östlichen Kanopos-Tor, auch Tor der Sonne genannt, zum westlichen Tor des Mondes; das Brucheion- Viertel, im Besitz der Römer, lag zwischen dem Königshafen und dieser Großen Straße und war insgesamt nicht einmal ein Achtel der Stadt.
    Immer wieder brütete Aurelius über der Karte; er nahm an, daß auch Caesar und die übrigen Offiziere darauf hofften, bei Betrachtung der Gevierte, des Straßengitters, der Häuserblocks, zwischen denen hier und da kleinere schräge Gassen verliefen, ein verborgenes Zwinkern der Götter zu finden, einen Ausweg oder Ansatzpunkt. Vergebens.
    Eines der ersten Kampfziele war es, über die Große Straße hinaus an einem nordsüdlich verlaufenden Nebenkanal nach Süden vorzustoßen und das Seeufer zu erreichen, um Zugang zu Wasser und Futter zu erhalten. Es gelang jedoch gegen den erbitterten Widerstand nicht. Damit war auch der Versuch gescheitert, Ost und Westteil der Stadt voneinander zu trennen.
    Die Alexandriner hoben im ganzen Hinterland Truppen aus. In der Stadt befanden sich zahllose Kämpfer, dazu Geschosse, Wurfmaschinen und Waffenschmieden. Man hatte die wehrfähigen Sklaven bewaffnet, die meisten Straßen und Gassen durch einen hohen Wall gesperrt und an gefährdeten Stellen Türme errichtet. Die Römer, sagte man, hätten die Angewohnheit, sich in anderen Ländern festzusetzen; wenn man sie nicht bald vertreibe, werde aus Ägypten eine römische Provinz. Daher sei jeder Aufwand und jeder Preis billig im Vergleich zum Verlust der Freiheit.
    Aurelius stimmte ihnen zu; was ihn nicht daran hinderte, seine Aufgaben zu erledigen. Orgetorix war noch nicht wieder erschienen; wahrscheinlich zog er als römerhassender Fremdling durch die Gassen der Stadt. Es gab keine neuen Anweisungen von Caesar; in zähem Häuserkampf versuchten Aurelius und seine Leute, noch ein wenig weiter nach Westen zu gelangen. Vielleicht bis zum zweiten nordwestlich verlaufenden Nebenkanal, innerhalb der Stadtmauern, von dem aus man zum eigentlichen Kanopischen Kanal zwischen der Südstadt und dem großen Binnensee vorstoßen könnte. Er dachte an den Abend - Jahre her, wie es schien, dabei waren es nicht einmal vier volle Tage -, an dem er dort Kleopatra in einen Kahn hatte steigen sehen. Inzwischen kam es ihm wie ein Wunder vor, daß es danach gelungen war, am Nebenkanal in die Stadt einzudringen. Unvorstellbar, dort wieder hinauszugelangen.
    Am Abend flauten die Kämpfe wie üblich ab. Nachdem er alle Vorkehrungen für die Nacht getroffen hatte, ging er zurück ins gesicherte Bootshaus.
    Kalypso erwartete ihn, und dort gab es auch Wein, Brot und

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