Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
mag, sollte man sich eben an keinem Ort aufhalten.«
    »Könntest du das erläutern?«
    Er lachte. »Gern. Reisen. Bleiben, wo es uns gefällt, solange es uns gefällt. Weiterziehen, sobald wir wollen. Schnell weiterziehen, wenn wir hören, daß jemand mit einem Heer näher kommt.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das mit dir aushalte.« Sie nahm seine Hand und küßte die Fingerspitzen.
    »Verlaß mich, sobald du mich nicht mehr erträgst.«
    »Man sollte das erwägen.«
    Sie erwogen. Nachdem alles erledigt war, was in Rom erledigt werden mußte, wanderten sie nach Nordwesten zur etruskischen Küste. Als ihnen die edlen Reichen mit üppigen Landhäusern in Alsium öde wurden, zogen sie weiter nach Pyrgi und stellten fest, daß sie es bei den Fischern besser und länger aushalten konnten.
    Dort hörten sie, Caesar habe zum Schutz Kleopatras, des gemeinsamen Sohnes Caesarion und, natürlich, zur Sicherung römischer Ansprüche einige Legionen in Ägypten zurückgelassen und marschiere durch Syrien nach Norden. Pharnakes, Sohn jenes Mithridates, mit dem Sulla, Lucullus und andere so furchtbare Kämpfe ausgefochten hatten, mühe sich, hieß es, all das zu tun, was seinen Vorfahren nicht gelungen sei. Inzwischen habe er Bithynien und Kappadokien in seine Gewalt gebracht und rücke schon auf Kleinarmenien los, während er alle Fürsten gegen Rom aufwiegle.
    Über Pisa erreichten sie Luca, wo sie mehrere Monate verbrachten; in dieser Zeit besiegte Caesar den Pharnakes bei Zela, rieb dessen Heer völlig auf und schrieb einem Freund nach Rom drei Wörter: »Kam, sah, siegte.« Als berichtet wurde, er werde nun bald nach Italien kommen, erinnerte sich Aurelius daran, daß er versprochen hatte, dem Imperator notfalls noch einmal sechs Monate zu dienen. Grund genug, sagte Kalypso, den Winter unauffindbar am Rand der Welt zu verbringen. Dies taten sie zunächst in einem namenlosen ligurischen Fischerdorf nördlich von Luna, abseits der Straße nach Genua.
    Bis zum Frühjahr erfuhren sie nichts von den Vorgängen in der wirklichen Welt. Dann erreichten sie Genua. Dort gab es am Hafen eine junge Witwe, deren Mann plötzlich gestorben war und sie mit drei kleinen Kindern und einer Hafenschänke zurückgelassen hatte. Aurelius und Kalypso berieten eine Nacht lang; dann boten sie der jungen Frau an, den Sommer über mit ihr zu arbeiten und zu teilen. Aurelius kochte, die beiden Frauen bedienten, und die Schänke war fast immer gefüllt, weil sich schnell herumsprach, daß man dort neuerdings sehr gut aß.
    In Genua gab es natürlich Nachrichten, die von Seeleuten gebracht, von den Leuten weitererzählt, oft auch vom amtlichen Ausrufer bekanntgemacht wurden. Dies erfuhren Aurelius und Kalypso, ehe sie im Herbst weiterzogen:
    Caesar hatte sich mit vielen seiner Gegner, die den Tod erwarteten, versöhnt; Cicero gehörte dazu. Andere Gegner blieben jedoch Feinde. Nach der Schlacht bei Pharsalos waren Cato und Scipio nach Afrika geflohen, wo sie mit der Hilfe des numidischen Königs Iuba abermals rüsteten. Caesar entschloß sich, den Kampf mit ihnen aufzunehmen. Über Sizilien begab er sich nach Nordafrika. Durch eine seiner blitzschnellen Entscheidungen gelang es ihm, alle drei Heere bei Thapsus zu besiegen. Cato, der an der Schlacht nicht teilgenommen hatte, beging in Utica Selbstmord.
    In Rom feierte Caesar einen vierfachen Triumph: über Gallien, Ägypten, Pontos und Afrika. Vercingetorix, der lange Jahre im Kerker verbracht hatte, wurde beim Triumphzug mitgeführt und danach erdrosselt. Caesar beschenkte die Soldaten und lud die ganze Bürgerschaft zum Fest; sie wurde an zweiundzwanzigtausend Tischen bewirtet.
    »Es war mir ein Vergnügen, für dich und andere zu kochen«, sagte Aurelius, als er und Kalypso im Herbst wieder aufbrachen. »Die kargen Tische hier am Hafen waren mir lieber als die üppigen in Rom. Soll er doch andere bewirten.«
    »Hat er nicht selbst einmal so etwas gesagt?« Kalypso wies nach rechts, wo sich die ligurischen Berge auftürmten. »In einem Dorf irgendwo da hinten soll er gesagt habe, er wäre lieber dort der Erste als in Rom der Zweite.«
    Aurelius nickte. »Solange ich bei dir der Erste bin, ist es mir gleich, wer bei Mama Roma Zweiter wird.«
    Die junge Witwe hatte einen Mann gefunden, der sich zutraute, sie und die Kinder und die Schänke durch den Winter zu bringen. Aurelius und Kalypso beschlossen, die alten griechischen Orte an der Küste weiter westlich zu besuchen: die Stadt des Herakles Monoikos,

Weitere Kostenlose Bücher