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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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meins. Und deshalb lege ich noch etwas dazu, verbunden mit einer Bitte und einer Forderung.«
    »Du bittest, wenn du befehlen könntest?«
    »Nicht alles läßt sich befehlen. Die Bitte ist: Du warst immer zuverlässig, und mehr als das; bleib mir gegenüber offen, falls ich je nach deiner Meinung frage.«
    »Wie du es wünschst, Herr.«
    »Gut. Nun die Forderung. Vielleicht werde ich noch einmal, in einer besonderen Lage, den Wunsch haben, mich deiner zu bedienen. Ich will, daß du mir dann noch einmal höchstens ein halbes Jahr deiner Zeit gibst. Und dafür das, was ich dazulege. Ihr lauft morgen früh aus. Ich befehle dir, Kalypso an Bord zu bringen, unabhängig von anderen Wünschen anderer.«
    »Der Merkurtempel«, sagte Aurelius. »Du weißt schon. Der mit unserem Geld.«
    Es war früher Morgen, keine Wolke am Himmel, der im Osten schon fast hell war. An Bord der Triere pfiff jemand schrill. Die Matrosen standen bereit, das Schiff von der Kaimauer abzustoßen.
    Orgetorix bohrte die Finger in Aurelius‘ Schulter und starrte ihm in die Augen. »Was ist mit dem Tempel, Bruder? Soll ich mir an dessen Himmel den Kopf stoßen?«
    »Dein Anteil aus Gallien bleibt dort liegen. Und eine Mitteilung, wo ich zu finden bin.«
    Orgetorix knurrte etwas Unverständliches, umarmte ihn, zerquetschte ihn beinahe und zog geräuschvoll den Inhalt seiner Nase hoch. Dann wickelte er seine Arme um Kalypso, etwas sanfter, während Aurelius die inzwischen sichtbare Wölbung von Amundadats Bauch streichelte.
    »Trag es gut aus, dies keltägyptische Geschöpf«, sagte er.
    Die Ägypterin legte ihre Wange an seine. »Wir schreiben dir, was daraus wird - falls du wissen willst, wie‘s weitergeht.«
     
    Trotz der schlechten Reisezeit - dem römischen Kalender zufolge war es Anfang April, also Anfang Februar - war die Fahrt beinahe sanft und ohne besondere Ereignisse; weder Seeräuber noch Schiffe der Pompeianer ließen sich blicken.
    Von Ostia begaben sich Aurelius und Kalypso nach Rom. Allerdings nur kurz. Unterwegs hatten sie genug Zeit gehabt, sich über die nähere Zukunft zu einigen. Ohne Katastrophen oder allzu üppige Verschwendung reichte Aurelius‘ Geld einschließlich des noch im Tempel liegenden aus, um davon zwanzig Jahre oder etwas länger zu leben; Kalypso besaß erheblich mehr, so daß kein Anlaß für Unruhe bestand. Falls es ihnen gelang, den römischen Wirren fernzubleiben. Dies jedoch würde einigen Einfallsreichtum verlangen.
    »Wie bleibt man Wirren fern, die die gesamte bewohnbare Welt erfassen?« sagte Kalypso. Sie hatten einen sauberen Raum in einer Schänke nahe der Porta Raudusculana gefunden, wo sie sich nach der beengten Seereise aneinander zu ergötzen wünschten und später ausgiebig speisen wollten. Ersteres war zu beiderseitiger Wonne gediehen, letzteres scheiterte an der jämmerlichen Kocherei des Wirts. Immerhin konnte man sich sättigen und danach Wein trinken, der den Weg zum Essig noch nicht vollständig zurückgelegt hatte.
    »Britannien ist unbewohnbar«, sagte Aurelius, »wie ich bezeugen kann. Es sei denn, man liebt Sümpfe, felsige Küsten und ungebärdige Bewohner. Gute Austern wiegen das nicht auf. Germanien? Sümpfe, Wälder, Bären und Wölfe, dazu Barbaren, deren Struppigkeit dem Wohlklang ihrer Rede und dem Liebreiz ihrer Umgangsformen nicht nachsteht.«
    Kalypso lächelte. »Du machst mich beinahe neugierig. Und weiter? Nach den Neuigkeiten, die wir heute gehört haben, ist Gallien halbwegs ruhig, verlockt mich aber nicht besonders. In Hispanien sammeln die Pompeianer ein großes Heer. In Afrika stehen sie ohnehin; dort wird es in absehbarer Zeit nicht eben wohnlich sein.«
    »In Illyrien wird noch gekämpft, Makedonien und Griechenland sind teils besetzt, teils verheert, Pharnakes von Pontos bereitet sich offenbar darauf vor, Asien und die anderen Provinzen dort mit Krieg zu überziehen. Ich weiß nicht, wie sicher und ruhig der Rand der Welt hinter Tanais ist, bei Aristeias. Und Italien? Hier ist Marcus Antonius zuständig, und alle verfluchen ihn.«
    »Alle, die wir bis jetzt gehört haben.«
    »Tja.«
    Kalypso legte ihre Hand auf seine. »Rom«, sagte sie nachdenklich, »ist ein Ungeheuer. Ein großes Feuerloch. Die Inseln? Sardinien, Korsika, Ilva?«
    Aurelius rief nach neuem Wein. Als der Wirt diesen gebracht hatte, sagte er: »Es gibt eine Möglichkeit, die wir bisher nicht erörtert haben, Schönste.«
    »Welche?«
    »Wenn man keinen Ort weiß, an dem man sich aufhalten

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