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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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übrigens auf vier Millionen achthunderttausend Sesterze, eintausendzweihundert Talente. Natürlich erhielten die Salaminier die zwölf Talente von Brutus nicht völlig zinslos, sondern sie mußten ihm vier Hundertstel Zins zahlen. Monatlich. Also achtundvierzig Hundertstel im Jahr.
    Auch anderen half er in dieser selbstlosen Weise, etwa dem kappadokischen Fürsten Ariobarzanes. Und es trifft sich wundersam, daß er hierin mit dem Mörder seines Vaters und späteren politischen Leitbild Pompeius übereinstimmte, welcher von ebendiesem Ariobarzanes jahrelang jeden Monat dreiunddreißig Talente, also siebenhundertzweiundneunzigtausend Sesterze an Zinsen erhielt. Wer wollte da behaupten, ehrenhafte Selbstlosigkeit trüge keine Früchte in dieser schnöden Welt?
    Als Pompeius und Caesar zu den Waffen griffen, erwartete man, daß Brutus sich auf die Seite Caesars stellen werde; denn nicht nur war dieser ihm als Liebhaber der Servilia immer ein väterlicher Freund gewesen, sondern zwischen Brutus und Pompeius stand eben auch die geringfügige Mißstimmung wegen einer gewissen Ermordung. Aber er hielt es für seine Pflicht, das öffentliche Wohl höher zu stellen als die eigenen Vorlieben, und da er glaubte, daß die Sache des Pompeius besser sei als die Caesars - zumal sich an des Pompeius Seite besser asiatische Zinsen eintreiben ließen -, schloß er sich jenem an. Dabei hatte er Pompeius früher nicht einmal gegrüßt, da er es für einen Frevel hielt, mit dem Mörder seines Vaters zu sprechen. Jetzt aber kam er nach Makedonien, um Zinsen und Gefahr zu teilen. Darüber soll Pompeius so erfreut gewesen sein, daß er, als Brutus eintraf, von seinem Sitz aufstand und ihn umarmte. Während des Feldzuges war Brutus tagsüber mit Büchern beschäftigt, und zwar auch unmittelbar vor der Schlacht.
    Caesar, heißt es, habe befohlen, Brutus nicht zu töten, sondern ihn zu schonen und zu ihm zu führen; wenn er sich widersetze, solle man ihn gehen lassen.
    Als Pompeius bei Pharsalos geschlagen worden war, rettete sich Brutus nach Larissa. Von dort schrieb er an Caesar, und der freute sich über seine Rettung, forderte ihn auf, zu ihm zu kommen, behielt ihn in seiner Nähe und ehrte ihn hoch.
    Als Caesar gegen Cato und Scipio nach Afrika ging, übertrug er Brutus die Verwaltung des Gallien diesseits der Alpen, zum großen Glück für die Provinz. Denn während andere Provinzen durch die Gier jener, denen sie anvertraut waren, ausgeplündert wurden, war Brutus seiner Provinz Erholung und Trost, so sehr, daß für Caesar, als er nach seiner Rückkehr Italien bereiste, die Brutus unterstellten Städte der erfreulichste Anblick waren und ebenso Brutus selbst, der ein angenehmer Gesellschafter war.
    Trotz ihrer Verwandtschaft hatten Brutus und Cassius ein gespanntes Verhältnis zueinander. Als beide sich um die Stadtprätur bewarben und Caesar Brutus den Vorzug gab, erhielt Cassius zwar eine andere Prätur, zürnte aber Caesar und Brutus lange.
    Brutus hatte an Caesars Macht Anteil und galt als der Erste seiner Freunde. Aber vieles zog ihn doch zu Cassius, obwohl sie sich noch nicht versöhnt hatten. Freunde mahnten ihn, er solle sich nicht von Caesar betören lassen, sondern die Gunstbezeugungen fliehen, die seine Kraft stählen und seinen Mut untergrüben.
    Allerdings hegte Caesar ihm gegenüber durchaus ein gewisses Mißtrauen. Als es einmal hieß, Antonius und Dolabella heckten finstere Pläne aus, sagte er, die beleibten und wohlgekämmten Herren machten ihm keine Sorgen, sondern die blassen und mageren, womit er Brutus und Cassius meinte.
    Wahrscheinlich hätte er nach Caesars Abmarsch zum geplanten Partherkrieg der erste Mann in der Stadt werden können, wenn er es noch eine kurze Zeit ertragen hätte, der zweite hinter Caesar zu sein. Aber Cassius, der hitziger war, hetzte ihn auf und drängte zur Eile. Man sagt, Brutus habe die Herrschaft als drückend empfunden, Cassius den Herrscher gehaßt.
    Brutus mußten aber erst Zureden von seifen der Freunde und mündliche und schriftliche Mahnungen der Bürger zur Tat rufen. An der Statue seines Urahnen Brutus, der die Herrschaft der Könige gestürzt hatte, brachten sie die Inschrift an:
    »Brutus müßte noch am Leben sein!«, und der Richterstuhl des Prätors Brutus fand sich eines Morgens mit Zetteln bedeckt, auf denen stand: »Brutus, du schläfst!« und: »Du bist kein echter Brutus!« Anlaß dazu gaben Schmeichler, die Caesars Statuen nachts Diademe aufsetzten, um ihn vom

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