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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Diktator zum König zu machen.
    Als Cassius seine Freunde fragte, was sie über einen Anschlag gegen Caesar dächten, erklärten sich alle bereit, wenn Brutus die Führung übernähme; das Unternehmen erfordere neben Mut vor allem das Ansehen eines Mannes, der allein durch seine Beteiligung die Gerechtigkeit der Sache verbürge. Daher tat Cassius den ersten Schritt zur Versöhnung. Nachdem sie sich ihrer Freundschaft wieder versichert hatten, fragte Cassius ihn, ob er am ersten März in den Senat zu gehen vorhabe; er höre nämlich, daß Caesars Freunde einen Antrag wegen der Königswürde für ihn einbringen würden. Als Brutus sagte, er wolle nicht hingehen, fuhr Cassius fort: »Wie nun, wenn sie uns rufen?« - »Dann ist es meine Pflicht«, erwiderte Brutus, »nicht länger zu schweigen, sondern für die Freiheit zu kämpfen und vor ihr zu sterben.«
    Nun suchten sie unter den Vornehmen jene auf, denen sie vertrauten, und machten sie zu Teilnehmern ihres Bundes, wobei sie die Wahl unter allen trafen, die als tapfer galten. Daher hielten sie die Sache vor Cicero geheim, obwohl er, was rechte Gesinnung anging, bei ihnen als einer der ersten galt. Sie nahmen an, er werde ob seiner ängstlichen Natur und greisen Bedenklichkeit ihren Schwung gerade dann lähmen, wenn Eile geboten war.
    Brutus, der nun die reichsten, vornehmsten und edelsten Männer Roms in seine Hand gegeben sah und die Größe der Gefahr überschaute, suchte zwar draußen ruhig zu erscheinen; zu Hause aber und nachts war er nicht mehr derselbe. Bald weckte ihn die Sorge, bald war er in Gedanken versunken. Seiner Gattin blieb nicht verborgen, daß er ein schwieriges Vorhaben in seinem Innern wälzte. Porcia war, wie erwähnt, die Tochter Catos, und Brutus hatte sie nach dem Tod ihres ersten Mannes als Witwe geheiratet. Sie liebte ihn sehr, war aber auch voll Mut und Stolz, und so unternahm sie es nicht eher, ihren Mann nach seinem Geheimnis zu fragen, bis sie sich folgender Probe unterzogen hatte. Sie nahm ein Messerchen, wie es Barbiere zum Abschneiden der Nägel benutzen, und schnitt sich tief in den Schenkel, so daß eine starke Blutung, bald darauf schlimme Schmerzen und Wundfieber erfolgten. Als jetzt Brutus sehr bekümmert und in Sorge war, sagte sie zu ihm:
    »Ich bin in dein Haus gegeben worden nicht wie die Beischläferinnen, nur um Tisch und Bett mit dir zu teilen, sondern um Teilnehmerin an deinem Glück, aber auch an deinem Unglück zu sein. Ich habe den Vorzug, die Tochter Catos und die Gattin des Brutus zu sein. Jetzt habe ich mich überzeugt, daß ich auch dem Schmerz trotzen kann.« Mit diesen Worten zeigte sie ihm die Wunde und erzählte ihm von der Probe, die sie mit sich vorgenommen hatte. Er war erschüttert, hob die Hände und betete, die Götter möchten es ihm gewähren, sich als der Porcia würdiger Mann zu erweisen. Danach weihte er sie in das Geheimnis ein.
    Als eine Senatsversammlung angesetzt war, zu der man Caesar erwartete, beschlossen sie, ans Werk zu gehen. Denn so würden sie dann alle zur Stelle sein und all die vornehmen Männer beisammenhaben, die mit ihnen nach der Freiheit greifen würden. Auch schien ihnen der Ort durch höhere Fügung bestimmt: eine der Hallen um das Theater des Pompeius mit einem Saal, in welchem eine Statue von ihm stand. Hierhin wurde der Senat für die Iden des März berufen, so daß es scheinen mochte, als ob ein Gott den Mann der Rache für Pompeius entgegenführte.
    Als der Tag gekommen war, umgürtete sich Brutus unter der Toga mit einem Dolch und ging aus dem Hause. Die anderen versammelten sich bei Cassius; von dort gingen sie in die Halle des Pompeius und warteten darauf, daß Caesar zur Senatsversammlung erscheine.
    Nun kam die Meldung, Caesar nähere sich in einer Sänfte. Als alle den Saal betreten hatten, stellten sich die Verschworenen um Caesars Sessel, als wollten sie etwas mit ihm besprechen. Cassius, sagt man, wandte sein Gesicht der Statue des Pompeius zu und rief ihn um Beistand an, als ob er hören könnte. Trebonius zog an der Tür Antonius in ein Gespräch und hielt ihn so draußen fest.
    Da Caesar eintrat, erhob sich der Senat vor ihm. Als er sich setzte, drängten sich die Verschworenen sofort dicht um ihn und schoben aus ihrer Mitte Tillius Cimber vor, der für seinen in der Verbannung befindlichen Bruder bat. Die anderen baten alle mit, faßten Caesars Hände und küßten sein Haupt. Da er, als sie nicht nachließen, gewaltsam aufstehen wollte, riß ihm Tillius mit

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