Cäsar
haben; Hispanien war nämlich damals ein barbarisches Land, wo Räuberei als edles Handwerk galt statt, wie in Rom, als Inbegriff der Staatskunst und Hauptziel der Verwaltung.
Zur Durchsetzung seiner Pläne verfügte Marius weder über Redegabe noch gar Reichtum, die wichtigste Voraussetzung für eine Laufbahn. Aber Mut, Arbeitskraft und schlichte Lebensführung trugen ihm Achtung ein, und mit der Achtung wuchs sein Einfluß, so daß er schließlich eine glänzende Heirat eingehen konnte: Er führte Iulia aus dem Haus der Caesares heim; Gaius Iulius Caesar war ihr Neffe.
Häßlichkeit, Mut und Standhaftigkeit waren in ihm ebenso vermählt wie er mit Iulia. Seine Beine prangten mit großen Krampfadern, so daß er eines Tages einen Arzt aufsuchte. Er streckte ihm ein Bein hin und ertrug schweigend die Schmerzen. Als der Arzt zum anderen Bein übergehen wollte, stand Marius auf und bemerkte nur, er sehe, die Verschönerung sei des Schmerzes nicht wert.
Der Konsul Caecilius Metellus war zum Oberbefehlshaber im Krieg gegen Iugurtha ernannt worden und nahm Marius als Unterfeldherrn nach Afrika mit. Da fand er Gelegenheiten zu großen, glanzvollen Kriegstaten und versuchte, seine ganze Tüchtigkeit ins Licht zu stellen. Der Feldzug war hart und schwer, doch Marius scheute Mühsal ebensowenig wie Arbeit im kleinen. Er bewies Klugheit und Voraussicht wie keiner seiner Mitoffiziere, und mit den Soldaten wetteiferte er in Anspruchslosigkeit und Ausdauer. So gewann er ihre Zuneigung.
Denn jeder, der sich plagen muß, ist getröstet, wenn ein anderer freiwillig seine Mühe teilt; plötzlich spürt er den Zwang nicht mehr. So sieht ein römischer Soldat nichts lieber als einen Feldherrn, welcher das gleiche Brot ißt wie er selbst, auf Streu schläft oder Hand anlegt beim Ausheben der Latrinen und beim Einrammen der Schanzpfähle. Ein solcher Mann war Marius, und bald erfüllte der Ruhm seines Namens Afrika und Rom, denn die Leute schrieben aus dem Lager nach Hause, der Krieg gegen Iugurtha werde kein Ende finden, wenn man nicht Marius zum Konsul wähle.
Metellus konnte seinen Unmut darüber nicht verhehlen, aber weit mehr quälte ihn das Unglück des Turpilius. Dieser, mit der Familie des Metellus in Gastfreundschaft verbunden, stand als Kommandant in der Stadt Vaga, und da er Unrecht verhinderte und die Bewohner menschlich behandelte, glaubte er an ihre Treue und merkte nicht, daß man ihm eine Falle stellte. Denn sie öffneten Iugurtha die Tore. Turpilius taten sie kein Leid, baten ihn bei Iugurtha los und schenkten ihm die Freiheit. Im römischen Lager wurde er deshalb des Verrats angeklagt. Marius schleuderte im Kriegsgericht erbitterte Anklagen gegen Turpilius und hetzte andere auf, so daß Metellus sich schließlich gezwungen sah, den Mann zum Tode zu verurteilen. Bald erwies sich die Haltlosigkeit der Anklage. Metellus litt schwer unter dem Geschehenen, und die übrigen Offiziere trauerten mit ihm. Nur Marius frohlockte und schämte sich nicht, im ganzen Lager zu erzählen, er habe Metellus, dem Mörder seines Gastfreundes, die rächende Furie auf den Hals gehetzt.
Seitdem herrschte zwischen den beiden Männern offene Feindschaft, und als Marius um Urlaub ersuchte, weil er sich in Rom für das Konsulat bewerben wollte, hielt Metellus ihn zurück, bis es fast zu spät war. Marius legte den weiten Weg vom Lager bis nach Utica an der Küste in zwei Tagen und einer Nacht zurück. In Rom wurde er begeistert begrüßt, ein Volkstribun führte ihn sogleich in die Volksversammlung, wo er unter heftigen Ausfällen gegen Metellus das Konsulat verlangte. Er werde Iugurtha töten oder gefangennehmen, verhieß er.
Marius wurde gewählt und ging sogleich daran, ein Heer aufzustellen. Wider Gesetz und Herkommen ließ er dabei Besitzlose und sogar Sklaven in die Mannschaftslisten eintragen, was bis jetzt alle Heerführer Roms abgelehnt hatten; man hatte den Waffendienst als Auszeichnung betrachtet und denen vorbehalten, die über ein gewisses Vermögen verfügten, in der Meinung, so verteidige jeder im Krieg sein Hab und Gut. Indes war es nicht so sehr diese Maßnahme, welche die Erbitterung gegen Marius entfachte, vielmehr fühlte sich der Adel durch den Hochmut seiner Reden gekränkt. Das Konsulat, schrie er, sei ihm zugefallen als Beute, die er der Schlaffheit der reichen Adligen entrissen habe. Mit Ahnenbildern könne er nicht prunken, die Narben auf seiner Brust müßten ihn dem Volke empfehlen. Immer wieder kam er auf
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