Cäsar
versehen war, um dadurch, wie man erzählt, die Soldaten noch mehr zu reizen. Viele fingen wirklich an zu murren und behaupteten, verdursten zu müssen. Da zeigte er ihnen ein Flüßchen nahe am feindlichen Lager und sagte, dort gebe es zu trinken, aber zahlen müßten sie mit Blut. »Warum«, sagten die Legionäre, »führst du uns denn hin, solange unser Blut noch flüssig ist?« Marius erwiderte: »Erst müssen wir das Lager befestigen.«
Die Soldaten gehorchten; die Troßknechte hingegen liefen mit Gefäßen und Waffen zum Fluß hinunter. Zunächst stellten sich ihnen nur wenige Feinde. Die meisten hatten gebadet und saßen beim Mahl, andere tummelten sich dort noch in den warmen Quellen. Aber auf das Geschrei rannten immer mehr zusammen, und Marius konnte die Legionäre kaum zurückhalten, zumal jetzt auch die streitbarsten unter den Feinden, die Ambronen, zu den Waffen liefen. Sie allein waren über dreißigtausend Mann stark und hatten die Römer unter Manlius und Caepio besiegt. Der Fluß zerriß die geschlossene Front der Ambronen, und nach dem Übergang fanden sie die Zeit nicht mehr, sich zusammenzuschließen. Die Römer warfen sich von der Höhe hinab auf die Barbaren und brachten sie durch die Wucht ihres Angriffs zum Weichen. Die meisten hieben sie noch am Fluß nieder, dann überquerten sie das Wasser. Die Ambronen flohen zur Wagenburg und zum Lager. Dort kamen ihnen ihre Weiber mit Schwertern und Äxten entgegen und stürzten sich ins Kampfgetümmel, rissen den Römern mit bloßen Händen die Schilde weg und packten ihre Schwerter, ließen sich verwunden und in Stücke hauen, bis zum Tode unbesiegt in ihrem Mut.
Die Nacht verbrachten die Römer in Sorge, denn ihr Lager hatte weder Wall noch Graben, und viele zehntausend Barbaren waren noch unbesiegt. Mit diesen hatten sich die Ambronen vereinigt, und ihr Wehklagen füllte die Nacht. Sie kamen jedoch weder in der Nacht noch am folgenden Tag, denn sie brachten die ganze Zeit damit zu, sich für die Schlacht vorzubereiten und ihre Scharen zu ordnen.
Auch Marius nutzte die Zeit. Oberhalb der Barbaren stiegen dunkle Wälder steil empor. Dorthin schickte er Claudius Marcellus mit dreitausend Legionären. Sie sollten verborgen warten und nach Beginn der Schlacht dem Gegner in den Rükken fallen. Die übrigen Truppen ließ er morgens in Schlachtordnung vor dem Lager aufmarschieren, die Reiterei schickte er voraus in die Ebene. Den Teutonen war es unerträglich zu warten; sie griffen zu den Waffen und stürmten den Hügel hinan. Marius befahl den Legionären, ruhig stehen zu bleiben, bis die Feinde auf Wurfweite herangekommen wären. Dann sollten sie die Speere schleudern, das Schwert ziehen und sich kräftig in die Schilde stemmen, um die Angreifer zurückzustoßen; denn am Hang verlören die Hiebe der Gegner ihre Wucht, und ihre Front sei ohne Stoßkraft, wenn die Krieger nicht sicher Stand fassen könnten.
So erwarteten die Römer die Feinde, hielten dem Anprall stand und drängten sie Schritt für Schritt in die Ebene zurück. Schon wollten sich im flachen Gelände die vordersten Germanen zu neuem Angriff ordnen, da erscholl aus den hintersten Reihen wirres Geschrei. Marcellus und seine Leute fielen den Barbaren in den Rücken und machten sie nieder. Die Teutonen hielten nicht mehr stand, ihre Reihen lösten sich und waren bald in wilder Flucht. Hinter ihnen her jagten die Römer. Über hunderttausend Mann wurden von den Verfolgern niedergemacht oder gefangengenommen, auch fielen die Zelte und Wagen samt aller Habe der Feinde in ihre Hände.
Berichten zufolge haben die Bewohner von Massalia mit den Gebeinen der Toten ihre Weingärten eingehegt, und die Erde wurde durch die Leichen so fett und mit Fäulnisstoffen gesättigt, daß auf ihr Ernten von unerhörter Fülle heranreiften.
Wenige Tage nach dem Sieg jedoch brachten Boten die Nachricht, der Mitkonsul Catulus habe nach schlimmen Schlägen weiter östlich die Alpen nicht halten können. Die Kimbernscharen überschwemmten plündernd das Land. Deshalb wurde Marius nach Rom berufen. Nachdem er die nötigen Maßnahmen besprochen hatte, eilte er Catulus entgegen und versuchte, den Entmutigten aufzurichten. Auch rief er die eigenen Truppen aus Gallien zu sich. Nach ihrer Ankunft überschritt er den Padus, um die Barbaren an weiterem Vordringen nach Süden zu hindern. Die Kimbern jedoch wichen dem Kampf aus, weil sie auf die Teutonen warten wollten. Zu Marius schickten sie Unterhändler, die
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