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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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»Ja, warum eigentlich nicht bewundern? Er hat große Ziele und verfolgt sie mit Kühnheit und List.«
    »Und ohne große Bedenken«, sagte Aurelius.
    »Bedenken?« Sasila blickte ihn von der Seite an. »Was ist Bedenken?«
    »Laß mich das erklären.« Catullus legte die linke Hand auf Sasilas Arm. »Ein Haufen Goldmünzen, ja? Darauf ein Mann. Du willst das Gold. Dafür mußt du den Mann töten. Und du hast Bedenken - du überlegst, ob für den Mann das Leben wichtiger ist als für dich das Gold.«
    Sasila nickte. »Nein«, sagte sie und lachte.
    Qabil grinste, wurde aber sofort wieder ernst. »Er hat keine Bedenken zu töten, das stimmt. Aber wer hat die schon? Alexander? Pyrrhus? Scipio? Sasila?«
    »O welche Wonne der Reihung!« Catullus hieb mit der flachen Hand auf die Tischplatte.
    »Worauf willst du hinaus?« sagte Aurelius.
    Der Hispanier schien nach Worten zu suchen. Schließlich sagte er: »Caesar hat Ziele, wie gesagt; dafür tut er viele Dinge, wenn und weil sie nötig sind. Nicht mehr.«
    Aurelius kniff die Brauen zusammen. »Ich verstehe immer noch nicht, was du meinst.«
    »Sagen wir so: Marius hat zehn Gefangene. Sie wissen etwas, was er wissen will. Er läßt sie alle foltern, um es zu erfahren. Caesar läßt nur foltern, bis er weiß, was er wissen will. Vielleicht erfährt er es vom ersten; dann läßt er die anderen nicht foltern. Verstehst du? Er tut, was er für nötig hält, um etwas zu erreichen. Aber nicht mehr.«
    »Meistens jedenfalls; mag sein, daß du recht hast.«
    »Ich auch tu, was nötig«, sagte Sasila. Sie ergriff Aurelius‘ Hand und stand auf. »Nötig jetzt, du kommen.«
    Qabil schaute in seinen Becher. Catullus machte große Augen.
    Aurelius ließ sich vom Schemel hochziehen. Als er stand, sagte er: »Wieso ist das jetzt nötig? Nicht, daß ich etwas dagegen hätte.«
    »Weil Ende.«
    Aurelius holte tief Luft und ließ sich wieder auf den Schemel fallen; er zog Sasila auf seinen Schoß. »Warum?« sagte er leise.
    »Du sagen, Qabil.«
    Der Händler blickte von seinem Becher auf. »Sie will doch heim«, sagte er. »Wie du weißt. Ich fahre morgen los, nach Narbo, danach Emporium - weißt du, wo das ist?«
    »Ich weiß. Und?«
    »Ein Geschäftsfreund dort; treibt Handel mit den Bergvölkern im Binnenland. Vaskunier, Kantabrer, was du willst. Sie kann mit einem seiner Handelszüge reisen.«
    Aurelius schwieg. Er legte die Arme um Sasila und spürte, daß sie zitterte. Aber als sie ihn anschaute, sah er in ihren Augen nicht nur die Tränen, die gleich über die Wangen rollen würden, sondern auch die Entschlossenheit.
    »Du wirst Geld brauchen«, sagte er heiser. »Und… wie soll ich dich hier freilassen? Heute abend in Massilia?«
    Qabil zog eine Papyrusrolle unter seiner Tunika hervor.
    »Da«, sagte er. »Lies und unterschreib.«
    Es war ein Vertrag, offenbar von Qabil selbst aufgesetzt, in dem er sich verpflichtete, die ihm als Schuldentilgung verkaufte Sklavin Sasila beim nächsten zuständigen römischen Magistrat freizulassen.
    Aurelius starrte auf die Schriftzeichen. »Wenn du sie nicht freiläßt, verfolge ich dich bis an den Randsaum der Welt.«
    Qabil hüstelte. »Ich bin da wie Caesar«, sagte er. »Ich tue, was nötig ist. Von deiner Rache verfolgt zu werden wäre über- flüssig. Verlaß dich auf mein Wort.«
    »Aber… sie braucht Geld, und ich kann erst morgen…«
    »Kein Geld«, sagte Sasila; sie legte ihre feuchte Wange an seine. »Guter Aurelius, aber Sasila arbeiten.«
    »Unsinn. Nur wie?«
    »Heliodoros«, sagte Qabil.
    »Dein Geschäftsfreund hier? Was ist mit ihm?«
    »Wieviel willst du ihr geben? Ich gebe es ihr in Emporium, du gibst es morgen Heliodoros.«
    »Mein Wort gegen deines, Freund?« sagte Aurelius.
    »Seien wir wie Caesar.« Qabil grinste. »Jedenfalls teilweise. Was dies hier angeht.«
    »Kommst du mit zweihundert heim?«
    Sasila wischte sich die Augen. »So viel? Heimkommen ja, gut. Zweihundert Sesterze!«
    »Denare, nicht Sesterze.«
    »Aber…«
    »Sei still; noch bist du meine Sklavin.« Aurelius winkte dem Wirt; als dieser kam, bat er ihn um Tinte und einen Schreibhalm. Er wartete, bis Sasila von seinem Schoß aufgestanden war, und unterzeichnete Qabils Vertrag.
    »Sklavin«, sagte er dann.
    »Herr?« Sie lächelte.
    »Bis morgen früh bist du noch meine Sklavin.« Er stand auf und nahm ihre Hand.
    »Aber gründlich«, sagte sie.

CHRONIK 2:
MARIUS
    Einmal zeigte Caesar mir eine Marmorbüste des Marius, die er gern betrachtete.

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