Cäsar
die Feldherren Bestia und Albinus zu sprechen, welche im Krieg gegen Iugurtha unglücklich gekämpft hatten: Sie trügen wohl erlauchte Namen, seien aber vielleicht eben darum untauglich. Das Volk freute sich, den Senat beschmutzt zu sehen.
Endlich setzte er nach Afrika über. Metellus konnte Neid und Ärger über Marius‘ Aufstieg nicht verwinden. Er hatte den Krieg zum Ende gebracht, nur Iugurtha selbst mußte noch gefangen werden - und nun würde Marius Siegeskranz und Triumph an sich reißen. Rutilius, Legat des Metellus, übergab Marius das Heer. Am Ende des Feldzugs aber entwand Sulla ihm den Ruhm des Erfolgs, wie Marius den Metellus um die Siegesehre gebracht hatte.
Bocchus, König der Numider, war Iugurthas Schwiegervater. Er hatte sich während des Krieges um seinen Schwiegersohn wenig gekümmert. Als aber Iugurtha, zum Flüchtling geworden, in seinem Hause Schutz suchte, nahm er ihn auf. Er ließ Marius wissen, daß er Iugurtha nicht ausliefern werde. Heimlich aber ließ er den Quästor des Marius, Lucius Sulla, kommen, der ihm manchen Dienst erwiesen hatte, und übergab ihm Iugurtha. Dies war der erste Anlaß des heillosen Zwists zwischen Marius und Sulla, der Rom an den Rand des Verderbens führte. Marius‘ Neider priesen den Erfolg als Sullas alleiniges Werk, und Sulla ließ sich einen Siegelring schneiden, auf dem dargestellt war, wie Bocchus ihm den Iugurtha auslieferte.
Marius mochte den Ruhm einer großen Tat keinesfalls mit einem anderen teilen. Am meisten aber reizten ihn seine Feinde mit der Behauptung, die ersten Schläge im afrikanischen Krieg habe Metellus, den letzten Sulla geführt. Dies sagten sie, um das Volk von der Bewunderung für Marius abzubringen.
Doch endeten all diese Händel, als von Norden und Westen Rom neue Gefahr drohte. Niemand aus den großen und reihen Häusern wagte es, die Verantwortung zu übernehmen. So wurde Marius in Abwesenheit von Rom zum Konsul gewählt. Kaum war nämlich die Kunde von Iugurthas Gefangennahme nach Rom gelangt, da breiteten sich Gerüchte über die Teutonen und Kimbern aus. Dreihunderttausend streitbare Männer zogen in Waffen heran, weit zahlreicher noch die Weiber und Kinder, die dem Zug folgten. Diese Menschenmassen suchten Land, das sie ernähren konnte. Niemand wußte wirklich, wer sie waren, als sie über Gallien und Italien hereinstürzten. Die meisten nahmen an, es handle sich um Germanen vom Gestade des Nordmeers; schließlich hatten sie ja deren Riesengestalt und blaue Augen. Einige behaupteten auch, das Gebiet der Kelten erstrecke sich weit nach Osten und grenze an das Land der Skythen; so sei eine Mischbevölkerung von Kelten und Skythen entstanden, welche ihre Wohnsitze verlassen habe. Andere sind der Meinung, es seien Kimmerier gewesen, ein Volk, das den Griechen schon in alter Zeit bekannt war.
Ihr ungestümer Mut fegte jedes Hindernis hinweg, wie eine Feuersbrunst fielen sie über die Feinde her. Niemand konnte ihren Vormarsch aufhalten. Was an ihrem Wege lag, fiel ihnen als Beute zu, und sie hatten mehrere römische Heere, die die gallische Provinz schützen sollten, samt ihren Führern vernichtet, alle Gegner besiegt und gewaltige Reichtümer erbeutet. Nun beschlossen sie, sich nirgends niederzulassen, ehe nicht Rom und Italien verwüstet wären.
Da rief man Marius an die Spitze des Heeres. Er wurde zum zweiten Mal zum Konsul gewählt, obschon das Gesetz die Wahl eines Abwesenden nicht zuließ und ein zweites Konsulat erst nach Ablauf mehrerer Jahre gestattete. Marius kehrte mit dem Heer aus Afrika zurück und übernahm das Amt. Am gleichen Tag feierte er den Triumph und bot dabei seinen Mitbürgern ein Schauspiel, das niemand für möglich gehalten hätte: Iugurtha wurde als Gefangener im Triumphzug mitgeführt. Während des Zuges durch die Straßen von Rom verlor er den Verstand. Nach dem Triumph wurde er in den Kerker geworfen. Mit Gewalt zerrten ihm die Henkersknechte das Gewand vom Leibe, andere griffen nach seinen goldenen Ohrgehängen und rissen in der Hast das halbe Ohr mit ab. Als er nackt in das unterirdische Verlies gestoßen wurde, rief er mit wahnsinnigem Lachen aus: »O Herakles, wie kalt ist euer Bad!« Sechs Tage lang rang er mit dem Hunger, und bis zur letzten Stunde klammerte er sich ans Leben.
Im Triumphzug sollen dreitausend Pfund Gold mitgeführt worden sein, dazu fünftausendsiebenhundert Pfund ungemünztes Silber und an gemünztem Geld zweihundertsiebenundachtzigtausend Denare.
Nach dem Zug
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