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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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»Verlaß dich drauf, sie werden.
    Auf mich nämlich; dir erspare ich sie.«
     
    Wie üblich bei Caesar geschah alles blitzschnell - so schnell, daß Aurelius am nächsten Tag die Hilfe des Dichters brauchte, um einige Hintergründe zu begreifen, die er, wie er sich sagte, sofort und von sich aus hätte erfassen müssen. Aber er hatte sogar sich selbst gegenüber eine gute Ausrede: die Schnelligkeit der Anweisungen, und die Tatsache, daß sie nicht nur für ihn arg überraschend gewesen waren.
    Caesar hatte ihn zum primus pilus iterum gemacht: höchster Centurio auf dem Marsch, gleichrangig mit dem Lagerpräfekten. Über ihm standen nur die Tribunen und Legaten und natürlich der Feldherr selbst. Aber all diese waren nicht mehr dabei. Caesar hatte sie nach Narbo mitgenommen, um ihnen die gallische Provinz zu zeigen und sie später auf bestehende Legionen zu verteilen. Dies war die amtliche Begründung, die alle mit Freuden hinzunehmen hatten.
    Damit alles seine Ordnung habe, mußte Aurelius am frühen Morgen, vor dem Aufbruch, Caesars Ruf zu den Adlern befolgen und vor den versammelten Truppen den Eid auf Senat, Volk und Feldherr ablegen. Nun war er ein evocatus, ein aus dem Ruhestand wieder zu den Waffen Gerufener.
    Nach dem Eid hatte Caesar ihn beiseite genommen, noch ein paar Anweisungen erteilt und dann leise gesagt:
    »Du bringst die Truppe ein bißchen in Schwung, hörst du? Und ehe du sie zu den Häduern führst, wartest du in Vienna auf Anweisungen.«
    Beim Aufbruch beugte sich Hirtius vom Pferd zu Aurelius herunter. »Gut, daß du wieder bei uns bist«, sagte er leise. »Wir haben zu viele Männer, die nichts taugen. Aber sag, warum tust du das?«
    Aurelius lächelte matt. »Ich will doch wissen, wie‘s weitergeht.«
    Nun war er höchster Offizier der Truppenteile, die Caesar nicht mit nach Narbo nahm. Bis er die ungläubige Betäubung völlig überwunden hatte, befand sich Caesar bereits auf dem Westufer des Rhodanus, an der Spitze von etwa eineinhalb Legionen. Die gleiche Menge Soldaten, an die siebentausend Mann, unterstand Aurelius‘ Befehlen. Fünfhundert Reiter, vor allem römische Ritter und norditalische Freiwillige, hatte Caesar nach Norden vorausgeschickt mit dem Befehl, sich umzusehen und in Vienna auf die anderen zu warten.
    Auf den Gesichtern der Centurionen las Aurelius nichts als Zustimmung und eine gewisse Erleichterung.
    »Wir sind alte Kämpfer, Herr«, sagte der ranghöchste bei der Besprechung unmittelbar vor dem Abmarsch. »Wie du. Alles ist besser, als von reichen Schnöseln in die Scheiße geführt zu werden. Was sind deine Befehle?«
    »Aufbruch. Alles Weitere unterwegs.«
    Der primus pilus zögerte. »Der zweite Troß«, sagte er dann.
    »Was ist damit?«
    »Die hängen hinterher. Müßten irgendwann heute ankommen. Sollen wir auf sie warten?«
    Aurelius schüttelte den Kopf. »Wir warten nicht. Ihr könnt die Leute unterwegs ruhig ein bißchen schärfer rannehmen; sind fast alle neu, oder?«
    Der Centurio grinste. »Richtig rannehmen?« ›Fast hätte er sich‹, dachte Aurelius, ›die Lippen geleckt. Oder geschmatzt.‹ »Nicht so, daß sie halbtot sind, wenn wir ankommen. Caesar wird nicht weinen, wenn er eine gute Truppe vorfindet. Und der Troß holt uns schon ein. Wir werden übermorgen oder in drei Tagen etwas länger lagern, damit ihr mit den Jungs ein bißchen spielen und üben könnt.«
    Was wirklich geschehen war, begriff er aber erst, als Catullus neben dem Karren stand, auf dem man ihr Gepäck verstaut hatte, und ihn mit einem halbgeschlossenen Auge angrinste.
    »Ihr Götter!« sagte Aurelius. »Bei deiner Fratze wird gleich die Sonne bersten.«
    »Das wäre etwas Neues. Bist du stolz und zufrieden, mein geschätzter Gefährte?«
    »Einigermaßen. Warum?«
    »Das heißt, du weißt nicht, weshalb er das mit dir gemacht hat, oder?«
    »Sag‘s mir.«
    Catullus rieb sich die Nase. »Es stinkt so sehr, daß selbst du… Na ja. Was kriegt so ein Lagerherr, gleich ob unterwegs oder an einem festen Ort?«
    »Zwanzigmal den Jahressold eines einfachen miles. Dreitausend Denare.«
    »Siehst du!«
    Aurelius ächzte. »Was soll ich sehen?«
    »Er hat dich gekauft. Du bist jetzt Caesars Mann. Was immer du an Cicero berichtest - der wird sagen, du stehst in Caesars Sold, also kein Verlaß auf dich, also kein Geld.«
    »Vielleicht…« Aurelius zögerte. »Wahrscheinlich.«
    »Vielleicht, wahrscheinlich, bah - sicher! Aber das ist nicht alles.«
    »Was denn noch?«
    »Die holden

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