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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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schien, die alle Vorbehalte schmelzen ließ.
    Rutilius blickte auf und öffnete den Mund, aber Caesar kam ihm zuvor.
    »Achilles Aurelius«, sagte er mit einem flüchtigen Lächeln.
    »Dein Fuß hat dich nicht daran gehindert, den weiten Weg zurückzulegen, wie ich sehe. Setz dich; was immer du mir zu sagen hast, muß warten.«
    Einer der Männer, die Aurelius für Legaten hielt - keiner der Anwesenden trug Helm, Brustschutz oder Rangabzeichen -, streifte ihn mit einem mißmutigen Blick. »Sollte er nicht draußen warten? Immerhin geht es um…«
    »Dinge, von denen er mehr versteht als du«, sagte Caesar.
    »Außerdem sind wir sowieso fast fertig. Also weiter. Ich nehme die Hälfte der Leute mit nach Narbo; die übrigen gehen stromaufwärts zu den Häduern. Ich fürchte, sie brauchen das. Zur Stärkung ihrer Bündnistreue vor allem. Und zur Sicherung der Grenzen.«
    »Wer soll sie führen?« sagte ein Tribun.
    »Das klären wir später.«
    Rutilius räusperte sich. »Willst du nicht vielleicht ein paar Manipel hier in Arelate lassen?«
    »Ich habe mit Wonne gesehen, daß du zusätzliche Männer zu den Waffen geholt hast. Mehr brauchst du hier nicht.«
    »Und wenn…«
    Caesar unterbrach ihn. »Wenn bei uns oder bei den Häduern alles zusammenbricht, nutzen dir ein paar Manipel mehr nicht. Und solange nichts zusammenbricht, seid ihr hier sicher. Einwände? Nein? Gut; dann die Einzelheiten.«
    Er schloß die Augen und begann schnell und gesammelt zu sprechen: für die Offiziere und die Schreiber. Er nannte die Nummern einzelner Kohorten, die vordringlich zu sichernden Plätze im Land der Häduer nahe der Grenze zu den Arvernern.
    »Habt ihr das? Gut. Aufbruch bei Sonnenaufgang.« Caesar erhob sich, winkte einen der gallischen Kundschafter zu sich und wechselte mit ihm ein paar leise Worte. Dann schaute er Aurelius an.
    »Komm, laß uns hinausgehen. Ihr anderen, eßt und trinkt und kümmert euch nicht um uns.«
    An der Westseite des Gebäudes gab es eine halb überdachte Terrasse mit Geländer. Caesar ging dorthin, stützte sich auf den Querbalken und schaute hinaus über den Fluß und das weite Flachland dahinter. Die Abenddämmerung schien die Umrisse zu schärfen und weit entfernte Bäume und Kuppen näher zu rücken.
    »Sprich«, sagte er, ohne Aurelius anzusehen. »Sprich schnell und gut.«
    Etwas wie eine Warnung, dachte Aurelius; er verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Nicht viel zu sagen, Herr. Außerhalb von Tusculum gab es ein Gasthaus. Cicero und Volturcius haben uns zum Verkauf unter Wert gezwungen und dort Milos Gladiatoren untergebracht. Mir wird Cicero ungefähr ein Viertel dessen zahlen, was ich hineingesteckt habe, wenn ich dich behüte, über dich berichte und für dich koche.«
    Caesar lachte leise, wandte den Kopf und blickte in Aurelius‘ Augen. »Knapp und gut, mein Freund«, sagte er. »Marcus Tullius sorgt sich um mein leibliches Wohl? Daß ich das noch erleben durfte! Der gute Mensch von Tusculum… Was willst du ihm berichten?«
    »Die Wahrheit, sofern du es billigst.«
    »Die werden wir gelegentlich ein wenig bearbeiten. Also kochen sollst du? Ich habe schon zwei Köche.« Er schüttelte den Kopf; als er weitersprach, klang er ein wenig verdrossen.
    »Der eine kann zuviel, der andere sogar für meinen bescheidenen Geschmack zuwenig. Er kocht für mich; der andere versorgt die vornehmen Lümmel, die ich mitnehme, damit sie später in Rom gut über mich sprechen und vielleicht begreifen, worum es eigentlich geht. Aber die meisten sind zu dumm dazu. Du kennst das ja.«
    Aurelius nickte.
    »Dein Fuß?«
    »Er hängt. Ich kann gehen, aber nicht schnell marschieren.«
    Caesar kniff die Augen zusammen. »Wo sollte man denn schnell marschieren?«
    »Durch die Berge nördlich von Narbo.«
    »Gut. Ich sehe, du hast nicht geschlafen. Zuerst wirst du nicht kochen und nicht marschieren, sondern gemächlich reisen. Das heißt, wenn du, als Ciceros Geschenk, Befehle von mir annimmst.«
    »Verhöhne mich nicht, Herr. Du weißt, auf wessen Seite ich stehe.«
    »Ich weiß, Aurelius. Und in diesen Tagen ist es gut, hier und da Männer zu haben, auf die man sich verlassen kann.« Mit dem Daumen wies er hinter sich, zum Beratungsraum.
    »Einige Tribunen, adlige Lümmel… sie taugen nicht viel. Ich will dich zu den Häduern schicken. Ein erfahrener Mann könnte den Unterschied zwischen Sieg und Untergang ausmachen.«
    »Die Tribunen werden nicht auf mich hören, Herr.« Caesar grinste plötzlich.

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