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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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walten lassen. Als Crassus erwiderte, er werde sein» Antwort in Seleukeia erteilen, lachte der älteste der Gesandten, zeigte auf die Mitte seiner flachen Hand und sagte:
    »Eher werden hier Haare wachsen, Crassus, als daß du Seleukeia zu sehen bekommst.« Hierauf ritten sie davon zu ihrem König Orodes, um ihm zu melden, daß der Krieg nicht erklärt, aber unvermeidlich sei.
    Inzwischen kamen Meldungen, die parthischen Krieger seien unentrinnbar, wenn sie verfolgten, und nicht zu fangen, wenn sie flöhen; ihre Pfeile eilten dem Blick voraus, und ehe man den Schützen sähe, durchbohrten sie das Ziel, und die Waffen der Panzerreiter seien so beschaffen, daß sie durch alles hindurchgingen und selbst undurchdringlich seien. Diese Er« Zählungen brachten den Mut der Soldaten ins Wanken. Daher meinten einige der höheren Offiziere, Crassus solle einhalten und den Kriegsplan erneut zur Beratung vorlegen; einer von ihnen war der Quästor Cassius.
    Hierin bestärkte ihn Artabazes, der König der Armenier. Denn er kam mit sechstausend Reitern, und dazu versprach er weitere zehntausend gepanzerte Reiter und dreißigtausend Mann Fußvolk, doch wollte er Crassus bereden, durch Armenien in das Partherreich einzufallen, denn nicht nur würde dort das Heer Lebensmittel im Überfluß haben, sondern auch in voller Sicherheit marschieren, in einem Gelände, das ungünstig sei für die Reiterei, in der die einzige Stärke der Parther liege. Crassus zollte seinem guten Willen Anerkennung, erklärte aber, durch Mesopotamien ziehen zu wollen, wo er viele tapfere Römer zurückgelassen habe. Daraufhin zog der Armenier ab.
    Als Crassus bei Zeugma das Heer übersetzte, brachen heftige Gewitter los, Blitze zuckten den Soldaten entgegen, ein Wirbelwind aus düsterem Gewölk zertrümmerte die Schiff- brücke, und es ereigneten sich weitere schlimme Vorzeichen.
    Mit sieben Legionen, nicht ganz viertausend Reitern und der gleichen Zahl Leichtbewaffneten zog Crassus nun den Fluß entlang. Kundschafter meldeten, das Land sei menschenleer, doch hätten sie die Spuren von vielen Pferden angetroffen, die wohl umgekehrt und zurückgejagt seien. Daher gab sich Crassus um so mehr seinen Hoffnungen hin, und die Soldaten begannen die Parther zu verachten und zu glauben, sie würden sich nicht auf einen Kampf einlassen. Cassius und andere rieten dazu, das Heer in einer der besetzten Städte ausruhen zu lassen, bis man mehr über die Feinde erführe, oder wenigstens auf Seleukeia vorzurücken; dann würden die Versorgungsschiffe, dem Heer stets zur Seite den Fluß hinabfahrend, die Verpflegung gewährleisten, und sie hätten in dem Fluß eine Sicherung und damit die Möglichkeit, immer gleich zu gleich und von Angesicht zu Angesicht gegen die Feinde zu kämpfen.
    Während Crassus diese Vorschläge noch erwog, kam zu ihm ein arabischer Stammesfürst namens Abgaros. Von ihm wußten einige, daß er von Pompeius viel Freundlichkeit erfahren hatte und als Römerfreund galt. Er war aber von den Feldherren des Partherkönigs geschickt worden, um Crassus möglichst weit vom Fluß und den Berghängen abzuziehen und in die Ebene zu locken, wo die Reiterei freies Spiel hatte.
    Abgaros lobte Pompeius als seinen Wohltäter und pries Crassus glücklich wegen seines Heers, tadelte ihn aber wegen seiner Säumigkeit. »Wenn du kämpfen willst«, sagte er, »mußt du dich beeilen, bevor der König wieder Mut faßt und seine ganze Macht zusammenzieht. Denn jetzt sind euch nur Surenas und Silakes entgegengeworfen worden, um die Verfolgung auf sich zu ziehen, und er selbst ist nirgends zu finden.«
    Das war jedoch gelogen. Orodes hatte seine Streitmacht geteilt und verwüstete Armenien, um sich an Artabazes zu rächen, und Surenas hatte er gegen die Römer geschickt, um das Kriegsglück zu versuchen und die Feinde abzulenken Auch war Surenas nicht der erste beste, sondern an Reichtum, Adel und Ansehen der Zweite nach dem König, an Tapferkeit und Klugheit der Erste unter den Parthern. Tausend Panzerreiter und noch mehr leichte Reiter bildeten sein Gefolge. Von seinen Ahnen her besaß er das Recht, dem den Thron besteigenden König der Parther als erster das Diadem aufzusetzen. Er war noch keine dreißig Jahre alt, besaß aber schon hohen Ruhm ob seiner Klugheit, Einsicht und Kühnheit.
    Nachdem Abgaros Crassus überredet hatte, zog er ihn vom Fluß ab und führte ihn mitten durch die Ebene einen Weg, der anfänglich leicht, dann aber beschwerlich war, da er in

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