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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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etwas Wind auf und brachte eine lose Zeltbahn zum Flappen. Aurelius stand auf, ging hinaus, stellte fest, daß es abzukühlen begann, und dachte einen sinnlosen Gedankengang über Zelte und Hitze - tagsüber heißer im Zelt als draußen, dann bei Sonnenuntergang kühler, und nun bei Wind wieder heißer.
    »Bah«, sagte er leise. Er ging zurück zu den anderen. »Es ist jetzt fast auszuhalten. Laßt uns hinausgehen und draußen weiterreden.«
    Sie schleppten Schemel, den Klapptisch, Krug und Becher nach draußen. Als sie sich gesetzt hatten, blickte Aurelius Hirtius an.
    »Mamurra«, sagte er, »war Lagerpräfekt, hat sich bewährt und ist reich geworden und arbeitet jetzt in Rom für Caesar. Cornelius Balbus war Präfekt der Handwerker und Baumeister, hat sich bewährt, ist reich geworden und so weiter. Aulus Hirtius hat Caesars Schriften gesammelt, den Stab der Schreiber geleitet, hat sich bewährt. Und so weiter?«
    Hirtius lächelte. »Hat sich bewährt, ist noch nicht so reich wie die anderen, soll aber jetzt nach Rom reisen und dort für Caesar arbeiten.«
    »Geld verteilen? Senatoren bestechen?« sagte Orgetorix.
    »Pfui, als ob in den edlen Kreisen so etwas gepflogen würde.« Nun grinste Hirtius.
    Aurelius dachte an Cicero, Cato, Pompeius und die anderen Cato wollte Caesar vor Gericht zerren; solange Caesar ein Amt hatte, war er immun - falls er nicht Rom betrat, denn mit dem Überschreiten der eher magischen als durch faßbare Dinge wie Häuser, Berge und Bäche kenntlichen Grenze des pomerium verlor er Macht und Immunität. Deshalb verteilte er Geschenke, gab gallisches Gold für Stimmen. Wenn dieses Jahr endete, würden ihm noch zwei Jahre bis zum Ende der vor drei Jahren bei einem Treffen in Luca durch Pompeius und Crassus bestätigten Amtszeit bleiben. Dann würde er sich für ein zweites Konsulat bewerben, und wenn er gewann, hatte er ein weiteres Jahr, um die Vorbehalte seiner Gegner zu beseitigen. Oder die Gegner selbst. Nun also Hirtius, Herr der Kanzlei und der Schriften, Bearbeiter der Kriegsberichte, Vertrauter und Mund Caesars?
    »Soll ich mir den Rest denken?« sagte er.
    Hirtius kniff die Augen zusammen. »Versuch‘s mal.«
    »Er baut Männer auf, die ihn später unterstützen. Deshalb braucht er neue Leute, die er mit wichtigen Arbeiten betrauen und aufbauen kann, damit sie ihn später unterstützen. Da du gehst, muß jemand deinen Platz einnehmen. Dieser Jemand hinterläßt seinerseits eine Lücke, die ausgefüllt werden muß. Und so weiter. Willst du jetzt vorsichtig fragen, ob einer von uns eine dieser Lücken stopfen mag?«
    Hirtius hielt ihm den Becher hin. »Gib mir noch ein wenig Bier, daß ich deinen Scharfsinn besser ertrage.«
    Orgetorix übernahm das Eingießen; dabei sagte er: »Wenn es denn so ist - ein Gallier kann keine wichtige Stelle einnehmen; es muß also um dich gehen, Aurelius.«
    »Ein Soldat wird Gefreiter, ein Gefreiter Unteroffizier, ein Unteroffizier Centurio, ein Centurio primus pilus, ein primus pilus Tribun, ein Tribun Legat, und der Legat geht nach Rom. Alle Stellen müssen neu besetzt werden. Centurio war ich einmal jetzt bin ich Koch. Soll ich als Unteroffizier neu anfangen?«
    »Du bist kein Koch.« Hirtius schüttelte den Kopf. »In der Soldliste wirst du als Marschpräfekt geführt. Ganz gleich, was du zwischendurch sonst noch getan hast.«
    »Was will er denn aus mir machen?«
    »Ich weiß es nicht genau. Aber ich glaube, er will dich eher zum Legaten machen als zum Centurio.«
    Aurelius schwieg eine Weile. Im Westen war noch ein rötliches Lodern zu sehen; hier und da glommen in der Ebene Feuer auf, als wollten sie ein Zwiegespräch mit dem Ende des Sonnenuntergangs führen. Eilig, solange dieser noch antworten konnte.
    »Nein«, sagte er schließlich.
    »Warum nein?« Hirtius schien verblüfft zu sein; er setzte den Becher ab und musterte Aurelius, soweit das im Zwielicht möglich war.
    »Das sage ich dir, aber du wirst es vergessen, hörst du? Oder jedenfalls nicht so weitergeben, wie ich es sage.«
    Hirtius seufzte. »Du weißt, jemanden zum Schweigen drängen ist die beste Art, ihn zum Reden zu nötigen.«
    Aurelius grinste. »Wenn du gehört hast, was ich zu sagen habe, wirst du es vorziehen zu schweigen.«
    »Sprich. Und überlaß es mir, hinterher über Reden und Schweigen zu befinden.«
    »Auch wenn es meinen oder deinen Kopf kostet?«
    »Ah. Nein. Es ist genug Blut geflossen.« Eben.« Aurelius faltete die Hände hinter dem Kopf. »Ich will

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