Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
Sand und baumlose, wasserlose Flächen überging, die nirgends endeten. Eine wie ein Meer ringsum ergossene einsame Sand* wüste umgab das Heer.
    Cassius und seine Freunde waren besorgt, nahmen sich Abgaros vor und beschimpften ihn: »Welcher Dämon hat dich zu uns geführt, du Schuft? Durch welche Gaukeleien hast du Crassus dazu gebracht, das Heer in eine endlose Wüste zu führen?« Doch Abgaros fiel ihnen zu Füßen, sprach ihnen Mut zu und bat sie, nur noch ein wenig auszuhalten.
    Crassus zwang die Soldaten, den Reitern dicht zu folgen, bis einige der auf Kundschaft Ausgesandten kamen und meldeten, ihre Kameraden seien von den Feinden vernichtet, sie selbst mit Not entronnen, und die Parther rückten in großer Zahl zum Kampf an. Crassus war bestürzt und gab einander widersprechende Anordnungen für die Aufstellung des Heeres. Zuerst ließ er, wie Cassius es für richtig hielt, die Fußtruppen sich in geringer Tiefe über einen möglichst breiten Raum in der Ebene ausdehnen, um Einkreisungsversuchen vorzubeugen, und verteilte die Reiterei auf die Flügel. Dann zog das Heer wieder zusammen und bildete ein tiefes Viereck, das seine Front nach allen Seiten richtete, so daß jede Seite zwölf Kohorten stark vorrückte. Jeder Kohorte teilte er eine Schwadron Reiter zu, damit er überall mit gleicher Sicherung angreifen konnte. Den einen Flügel unterstellte er Cassius, den anderen dem jungen Crassus, er selbst nahm seinen Platz im Zentrum ein. So kamen sie zu einem Fluß, nicht bedeutend noch wasserreich, der aber den Soldaten bei der Trockenheit und Hitze und im Vergleich mit dem bisherigen mühseligen und wasserlosen Marsch höchst willkommen erschien. Die meisten Offiziere stimmten dafür, hier zu rasten, die Nacht zu verbringen und erst, nachdem man die Stärke und die Aufstellung des Feindes erkundet hätte, bei Tagesanbruch gegen sie vorzugehen. Crassus jedoch befahl, die Leute sollten in Reih und Glied stehend essen und trinken. Und ehe dieser Befehl überall angekommen war, ließ er antreten, aber nicht langsam und mit Ruhepausen, sondern in scharfem Eilmarsch, bis die Feinde in Sicht kamen, die jedoch den Römern weder zahlreich noch drohend erschienen. Denn Surenas hielt die Hauptmacht hinter den Vortruppen verborgen und hatte, damit sie sich nicht durch den Glanz ihrer Waffen zu erkennen gebe, befohlen, diese mit Mänteln und Fellen zu verdecken.
    Als sie sich aber einander genähert und der Feldherr das Zeichen zum Angriff hatte erheben lassen, da erfüllte sich zuerst die Ebene mit dumpfem Getöse und schaudererregendem Dröhnen. Denn die Parther erregen ihren Schlachtenmut nicht mit Hörnern und Trompeten, sondern spannen mit Fellen bezogene Reifen hohl über eherne Schallkörper und beginnen überall zugleich darauf zu schlagen; diese geben einen tiefen, fürchterlichen Ton, ähnlich dem Gebrüll wilder Tiere und dem Krachen des Donners. Von allen Sinnesorganen kann ja das Gehör die Seele am besten erschüttern und den Menschen um seine Besonnenheit bringen.
    Während die Römer noch durch dieses Getöse erschreckt waren, zogen die Parther plötzlich die Hüllen von den Waffen ab und glänzten wie Feuer in ihren Helmen und Panzern. Sie gingen daran, das römische Viereck zu umzingeln. Als Crassus die Leichtbewaffneten vorgehen ließ, kamen sie nicht weit sondern begegneten bald einem Hagel von Geschossen, wichen und bargen sich wieder hinter den Schwerbewaffneten, unter denen sie einen ersten Anflug von Furcht und Verwirrung erregten, da sie die Wucht und Durchschlagskraft der Pfeile gewahrten, die die Schilde zerrissen und jede Deckung durchschlugen. Die Parther begannen aus weiter Entfernung die Römer von allen Seiten zugleich zu beschießen, nicht mit wohlgezielten Einzelschüssen - denn die enggedrängte Aufstellung der Römer gab dem Schützen, selbst wenn er gewollt hätte, gar nicht die Möglichkeit, seinen Mann zu verfehlen -, sondern so, daß sie scharf gespannte, starke Schüsse von großen, kräftigen Bogen abgaben, die zufolge ihrer starken Krümmung das Geschoß mit großer Wucht entsandten. Das ergab sofort eine schwierige Lage für die Römer. Denn blieben sie an ihrem Platz, so setzte es Wunden über Wunden, und versuchten sie zum Nahkampf vorzugehen, so kamen sie nicht dazu, dem Feinde mit Gleichem heimzuzahlen, litten aber ebenso wie vorher. Denn die Parther gingen ständig schießend zurück, und sie verstehen sich darauf am besten nächst den Skythen, und es ist dies ein

Weitere Kostenlose Bücher