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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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versuchen, es mit wenigen Worten zu sagen.«
    »Aber vielleicht doch so ausführlich, daß ein dummer Gallier es versteht?« sagte Orgetorix.
    »Du wirst es verstehen. Weil es dich und deine Leute angeht - auch.« Er sah Hirtius an, oder dessen Umrisse. »Ein Soldat muß gehorchen und kämpfen. Dazu ist er da, und dazu bin ich zu den Adlern gegangen. Aber es gibt viele verschiedene Kämpfe. Kluge Kriege und dumme Kriege, sinnvolle und unsinnige. Als Caesar nach Hispanien kam, vor zehn Jahren, war es dort ruhig. Er hat uns gegen die Völker im Westen und Nordwesten geführt. Nicht, weil sie römische Siedler oder andere iberische Völker bedroht hätten. Sondern weil er Schulden hatte und Beute machen mußte. Wir haben gekämpft und getötet und Beute gemacht - auch wir, die einfachen Soldaten, haben dabei gewonnen. Sofern wir nicht gestorben sind. Geld zur Tilgung seiner Schulden, Geld zur Förderung seiner Macht, seines Aufstiegs.«
    Hirtius hob die Hand, aber Aurelius schüttelte den Kopf.
    »Nein, laß mich ausreden; danach kannst du sprechen. Er hat sich mit Pompeius und Crassus über die Aufteilung der Macht geeinigt, und sie haben ihm Gallien gegeben. Das römische Gallien in Italien, mit der Provinz Illyrien, und das römische Gallien in Gallien, die Provinz von Narbo. Sie haben ihm vier Legionen gegeben - die Siebte, Achte, Neunte und Zehnte. Das war im ersten Jahr, und er hat Verstärkungen geholt, unter anderen auch mich aus Hispanien. Im zweiten Jahr hat er zwei neue Legionen aufgestellt, die Elfte und Zwölfte, im dritten die Dreizehnte und Vierzehnte. Vor einem Jahr die Fünfzehnte, und inzwischen sind es zwölf. Eine davon, die Erste, hat Pompeius ihm geliehen.«
    Orgetorix knurrte leise; dann sagte er: »Das wissen wir doch alles; wozu erzählst du es uns? Warum zählst du die Legionen auf?«
    »Um euch und mir selbst klarzumachen, welch einen Aufwand er betrieben hat. Nicht, um eine Bedrohung vom römischen Volk abzuwenden, sondern um seine Macht zu mehren, seinen Ruhm zu vergrößern, seine Kassen zu füllen.«
    »Du kriegst davon etwas ab.« Hirtius klang höhnisch.
    »Es ist billig, daß er die bezahlt, die für ihn kämpfen und bluten. Es war nicht billig, daß er aus Eigennutz einen Krieg begonnen hat. In den vergangenen Jahren haben wir Hunderte von Städten zerstört, tausendmal tausend Menschen getötet - Männer, Frauen, Kinder, Greise, nicht Feinde des römischen Volks, sondern gallische Bauern und Städter. Deine Leute, Orgetorix.«
    »Wie seine Leute vor einiger Zeit bei ihren Zügen durch Italien Tausende Römer und Italier«, sagte Hirtius. »Was soll dies langweilige Aufrechnen?«
    »Ich will nicht aufrechnen. Ich will etwas anderes. Nämlich, daß du verstehst, warum ich nein sage.«
    »Das verstehe ich durchaus. Du bist müde. Des Kämpfens überdrüssig.«
    »Das ist es nicht. Es wurde immer gekämpft, aus tausend guten und schlechten Gründen, und das wird so bleiben. Es geht mir auch nicht darum, daß wir, Römer, hier nichts zu suchen hätten. Die Perser hatten nichts in Griechenland zu suchen, die Makedonen nichts in Persien, die Karthager nichts in Hispanien…«
    Hirtius unterbrach ihn, mit einem leisen Kichern. »Ganz richtig. Und wenn Odysseus daheim geblieben wäre, gäbe es weniger Geschichten zu erzählen.«
    Und was wären wir ohne die Geschichten unserer ruhmreichen Helden? Unserer… ah, der Raufbolde, Hurenböcke, «Schänder und Schinderinnen, die wir Götter nennen?« Orgerix stand auf; er lachte unterdrückt. »Der Erdkreis wäre ein trüber Ort. Eine obere Unterwelt der öden Langeweile. Ich hole mehr Bier. Und Licht.«
    Er ging ins Zelt. Aurelius hörte, wie er zwischen Gegenständen kramte, Feuer schlug, sah ein winziges, dann wachsendes Flackern. Hirtius summte eine schartige Melodie; sie hatte Ähnlichkeit mit jener, die die Soldaten sangen, wenn sie mit Caesar in eine Stadt zogen - »Bürger, bringt eure Frauen weg, wir haben den geilen Glatzkopf dabei.«
    Orgetorix stellte ein Öllämpchen auf den Tisch und füllte aus dem mitgebrachten Krug die Becher auf.
    »Öde Langeweile«, sagte er noch einmal, mit Nachdruck.
    »Und natürlich will keiner erobert werden, aber alle wollen erobern, Aurelius. Keiner will, daß überhaupt nicht mehr erobert wird.«
    »Ich weiß. Aber das ist es nicht. Ich habe diesen langen Umweg gemacht, damit ihr besser versteht, was ich sagen will. Er hat zwölf Legionen. Crassus und Pompeius haben ihm fünf Jahre gegeben und dann noch

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