Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
sobald die Händler Alesia erreichten. Oder sie würden es den für die Versorgung zuständigen Leuten übergeben und den Erlös auf ihren ausstehenden Sold schlagen lassen. Vielleicht waren aber auch Frauen unter den Gefangenen; dann mochte es sein, daß einige Männer lieber Fleisch als Denare nahmen.
    Was ihn betraf, so würde er seinen Gallier unbesehen den Quästoren überlassen. Er hatte keinen Bedarf an Sklaven. Sollte er bei Caesar bleiben, als Koch oder Spaßmacher, gäbe es genug Sklaven, Diener und andere Helfer; sollte Caesar ihn entlassen, hätte er mit sich und, später, Catullus genug zu tun, ohne in einem nach wie vor feindlichen Land einheimische Sklaven an Flucht oder Anschlägen hindern zu müssen.
    Am nächsten Tag kam, wie verheißen und erhofft, der große Nachschubzug. Neue Soldaten waren dabei, von Caesars Vertretern in Oberitalien ausgehoben; Getreide und Öl und Wein, Speck und Käse und eingelegte Früchte. Und natürlich Geld, in schweren eisenbeschlagenen Kisten auf Ochsenkarren, bewacht von römischen Rittern.
    Es gab auch Briefe, Berge von Briefen für Caesar und einige der höheren Offiziere. Einige enthielten Nachrichten, die sich schnell herumsprachen. Pompeius hatte in Rom für Ordnung gesorgt, einige Banden der Schläger und Mörder waren aufgelöst, die übrigen für den Augenblick unterdrückt. Und trotz der zweifellos einfallsreichen Verteidigung durch Cicero hatten die Richter Milo wegen des Mordes an Clodius verurteilt - ein mildes Urteil, aber immerhin: Verbannung. Milo habe sich, hieß es, nach Massilia begeben.
    Der Nachschubzug schien endlos zu sein und füllte nach und nach die ganze Ebene von Alesia. Und immer noch kamen weitere Karren dazu. Die in weitem Umkreis verteilten Zelte mußten abgebrochen, die Männer in eines der vielen Lager zurückgeholt werden; dies galt auch für Aurelius und Orgetorix. Am meisten bedauerte Aurelius den Abschied von der eigenen, nicht mit tausend anderen zu teilenden Latrine.
    Als sie eben das Zelt abbrachen und mit Hilfe einiger Stabsknechte alles ins nächste Lager bringen wollten, sah Aurelius die Reisewagen. Sie fuhren am Ende des Nachschubzuges und kamen als letzte an.
    Orgetorix beobachtete ihn mit einem leichten Grinsen.
    »War da nicht irgendeine Geschichte mit einer schönen Frau?« sagte er.
    »Woher weißt du das?«
    »Meinst du, im Heer bliebe irgendwas geheim? Und wieso denn auch?«
    »Du irrst. Es gibt Dinge, die gründlich geheim bleiben.«
    »Was denn?«
    Aurelius lächelte. »Caesars Pläne.«
    Morgens war er zum Stab gegangen, um sich zu erkundigen. Der Imperator, hieß es, sei mit Schreiben befaßt und erörtere mit einigen Legaten die nächsten Maßnahmen; über Aufträge für Quintus Aurelius wisse man nichts. Daraufhin hatte er versucht, sich hier und da nützlich zu machen, den Vorratsmeistern beim Räumen und den Listen geholfen im Hinblick auf den erwarteten Nachschub, und dann zurück zum Zelt, um es abzubrechen.
    »Geh schon«, sagte Orgetorix. Er schlug ihm auf die Schulter. »Und falls du doch noch kommst - ich halte deine Pritsche frei. Ah, noch eins.«
    »Was denn?«
    Orgetorix grinste. »Wasch dich. Du stinkst.«
    »Offenbar haben wir nicht genug gallische Nasen abgeschnitten.«
    Man hatte ihnen Pritschen in einer Vier-Mann-Kammer angewiesen, in einem der Häuser für niedrige Stabsoffiziere. Eigentlich hätte jedem dieser Leute ein eigener Raum zugestanden, aber bei zwölf Legionen gab es einfach zu viele Offi- ziere, die untergebracht werden mußten. Zelte waren ein guter Ausweg gewesen - bis der Nachschubzug kam. Aurelius wartete auch deshalb auf Caesars Beschlüsse, weil ihnen zu entnehmen sein würde, ob man länger bei Alesia liegen und mehr Gebäude errichten würde. Die eingenommene Stadt war noch nicht vollständig geräumt und gesäubert; bis sie zur Unterbringung zu nutzen war, würden noch Tage vergehen.
    Zum Gebäude der Stabsoffiziere gehörte ein kleines Badehaus, dessen Abfluß so angelegt war, daß das gebrauchte Wasser die Latrinen spülte, die nebenan lagen - im Freien, lediglich vorläufig überdacht.
    Im Badehaus gab es natürlich keine gemauerten Becken, aber immerhin große Bottiche, in denen man sitzen oder kauern konnte. Beim Zeugsklaven suchte Aurelius frische Leibwäsche, eine Tunika und passende Sandalen aus. Er warf die alten Kleider in einen Korb für die Waschsklaven und ließ sich von einem der Badesklaven, einem Illyrer, mit heißem Wasser übergießen. Der Mann rieb ihn

Weitere Kostenlose Bücher