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Cäsar

Cäsar

Titel: Cäsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Dienerin eines Mannes sein wollte oder freie Herrin vieler.
    Zu Aurelius‘ Geschichte des in Hispanien aufgewachsenen Bauernsohns, Soldaten, Wirts und evocatus stellte sie viele Fragen. Er genoß ihre Neugier, ihren Scharfsinn und die Anteilnahme. Als sie Einzelheiten der Schlacht um Alesia hören wollte, versuchte er zunächst abzuwiegeln, redete dann aber gegen seinen Willen immer weiter. Es war beinahe, als müßte er das Grauen aussprechen, um es zu bewältigen und zu bannen. Falls die Erinnerung an die Greise, die Frauen und die Kinder je zu bannen war, wie sie schreiend, später wimmernd zwischen den Mauern Alesias und dem Belagerungswall verhungerten.
    Nach längerem Schweigen am Schluß des Berichts füllte er Kalypsos Becher auf und sagte: »Aber laß uns von etwas anderem sprechen. Was hat dich eigentlich dazu gebracht, Rom zu verlassen und ausgerechnet jetzt nach Gallien zu kommen?«
    Sie schien zu zögern; schließlich sagte sie: »Ach, reden wir offen. Du weißt ja, wovon ich lebe. Kannst du… teilen? Oder bist du einer von denen, die alles allein haben wollen?«
    »Sprichst du von der Gegenwart oder der Zukunft?«
    »Gibt es denn eine Zukunft? Eine, die man nicht selbst erschafft?« Sie beugte sich vor und legte eine Hand auf seinen Unterarm. »Dich kann morgen ein gallischer Speer treffen, meine Tage kann morgen das Gift eines Feindes oder das Messer eines allzu liebevollen Freundes beenden. Was…«
    »Hast du Feinde?«
    »Wer hat die nicht? Feinde, und Feindinnen. Nicht alle edlen Römerinnen billigen, was ihre Männer außerhalb des Heims genießen. Und mancher mächtige Mann sagt im Überschwang der Nacht etwas, was besser ungesagt bliebe. Dinge, die geheim sind und bleiben sollten; Worte, die nicht wieder einzufangen sind und allenfalls begraben werden können im Leichnam dessen, der sie gehört hat.«
    »Bist du deswegen aus Rom fortgegangen?«
    Sie lachte. »Nein. Oder… nicht nur. Pompeius und seine Leute, Cato, die Senatoren, sie alle versuchen, nach den Unruhen… Hast du noch von Clodius‘ Tod gehört?«
    Aurelius nickte.
    »Sie wollen Rom säubern. Sie reden von den strengen Sitten der Vorfahren und davon, daß die Republik nur bestehen kann, wenn alles wieder so wird wie früher. Wie es wahrscheinlich nie war. Ein Vorwand natürlich, um Caesars Leute zu knebeln, und da viele von diesen so reich und mächtig sind, daß sie sich nicht knebeln lassen, werden Geringere beseitigt. Ich habe mein Haus vermietet und die Stadt verlassen, bis dieser vorgeblich moralische Taumel vorbei ist.«
    »Betreiben sie wirklich eine so gründliche Säuberung?« Sie hob die Schultern. »Ich wollte nicht abwarten, bis ich weiß, wie gründlich sie sind.«
    Aurelius zauderte. Sie hatte ja erwähnt, daß sie alte Bekannte in Massilia besucht habe. Er dachte an den verbannten Milo; dann beschloß er, sich nicht dem moralischen Taumel Catos anzuschließen. Nicht zu fragen.
    »Warum Gallien?« sagte er. »Warum nicht Griechenland, Ägypten, Kreta? Da ist immerhin kein Krieg. Zur Zeit jedenfalls.«
    Kalypso lehnte sich zurück und blickte hinauf in den Nachthimmel. »Was ich mache, kann ich nur noch ein paar Jahre lang tun. Deshalb gibt es hin und wieder gewisse… Verpflichtungen. Dienste, sagen wir mal so, die ich nebenher tue.« Sie schwieg.
    Aurelius wartete; da sie nicht weitersprach, sagte er schließlich: »Cicero wollte mich kaufen oder durch Nichtzahlung zwingen, für ihn Spitzeldienste zu erledigen. Ist es so etwas?«
    »Ich kann dir nichts Genaues sagen. Denk dir einfach etwas mehr dazu.«
    »Mächtige Männer, die in der Nacht leichtfertig reden. Die vielleicht im Schlaf reden. Und andere, die Geld dafür bezahlen, es zu erfahren?«
    Sie richtete sich wieder auf und stützte die Ellenbogen auf den Tisch. »Mein Preis hängt von meiner Verschwiegenheit ab«, murmelte sie.
    »Liebste«, sagte er, »Verschwiegene. Kann es sein, daß andere Dinge, die du verschweigst, alte Wunden vielleicht, mit düsteren Narben überkrustet sind, die zu schwarzem Kummer tief in deinen Augen werden?« Er griff nach ihrer Hand und streichelte die feinen, schlanken Finger. Seine Worte und Hände kamen ihm grob vor, unbeholfen, tauglich nur für derbe Verrichtungen.
    Was meinst du?« Sie schaute ihn an, und im ungewissen Licht der Fackeln glaubte er, in ihren Augen tanzende Sterne zu sehen, auf einem düsteren Grund.
    »Die Welt besteht aus Getuschel. So wurde von Geschwistern getuschelt.«
    Einen Atemzug lang schien sie

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