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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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Bernsteinhändler. Sie waren meistens am Rand der Märkte angesiedelt. Fremdartige Händler bringen Bernstein aus dem Osten über den Rhenus ins Land der Belger. Ich war ausgesprochen stolz, als ich zum ersten Mal einem dieser sagenumwobenen Osthändler gegenübersaß. Wir hockten vor seinem Zelt, auf Teppichen, mit gekreuzten Beinen. Der Bernsteinhändler war, wie auch alle seine Männer, viel kleiner als wir Kelten, und sein Gesicht war gröber, wilder, die Haut wie dunkles Leder, von Sonne und Wind gezeichnet und mit Schweinefett eingerieben. Von seiner Oberlippe hing ein lichter schwarzer Schnauzer in langen Strähnen herunter. Das Haupthaar war unter einem fleckigen Tuch versteckt, das er um den Kopf geschlungen hatte. Er roch stark nach altem Schweiß und geräuchertem Fleisch. Die Belger behaupten, daß diese Bernsteinhändler von östlichen Reitervölkern stammen und die Nacht auf dem Rücken ihrer Pferde verbringen. Ich weiß nicht, ob es wahr ist, denn ich konnte mich ja nicht mit ihm unterhalten. Ich zeigte auf einen Klumpen braungelben Bernstein. Der Händler nickte, zog ein Messer aus dem Gurt und hielt die Klinge übers Feuer. Dann drückte er die flache Klinge kurz auf den Klumpen, worauf sich die erhitzten Stellen verfärbten und weißlicher Rauch aufstieg, der wie Weihrauch roch. Ich nahm den gelblichbraunen Klumpen in die Hand. Er wog mindestens zwanzig Librae. Ich war begeistert.
    Bernstein ist ein absolut faszinierendes Gestein. Im Grunde genommen ist es nichts anderes als das erhärtete Harz der Kiefer. Es ist ursprünglich Harz, aber es ist mindestens so alt wie die Götter selbst und mittlerweile hart wie Stein. In den faustgroßen Bernsteintropfen und -knollen findet man deshalb nicht selten noch Insekten, die es seit Ahnengedenken nicht mehr gibt, weil die Götter ihrer überdrüssig geworden sind. Ich legte den Klumpen Bernstein vor meine Füße und nahm eine Goldmünze aus meinem Lederbeutel. Ich legte die Goldmünze daneben. Der Händler nahm die Goldmünze, biß zweimal darauf und reichte sie dann einem Helfer, der mit einer Handwaage hinter ihm stand. Er wog die Münze und reichte sie wieder dem Händler. Dieser warf sie neben den Bernsteinklumpen und schüttelte den Kopf. Ich warf eine zweite Goldmünze in die Mitte. Und es folgten noch mehr. Wollte ich diesen Bernstein haben, mußte ich so lange Goldmünzen in die Runde werfen, bis der Händler mit dem Gegenwert in Gold einverstanden war. Ich war mächtig stolz, als mir der Händler mit einem dankbaren Lächeln den Klumpen überreichte. Doch das war erst der Anfang. Mit stummen Handbewegungen bat er mich zu bleiben und bot mir heißes Kräuterwasser an. Seine Männer schleppten Kisten von Bernstein an. Ich lehnte dankend ab, doch der Händler lächelte freundlich und zeigte auf meinen Lederbeutel. Ich lehnte ab. Der Händler lächelte verständnisvoll und griff nach seinem eigenen Geldbeutel. Er nahm zehn Münzen heraus, legte sie vor meine Füße und zeigte auf die Kiste. Jetzt begriff ich, daß er mir die Bernsteinkiste für zehn Goldmünzen verkaufen wollte. Das war natürlich das Geschäft meines Lebens. Wo würde ich jemals eine Bernsteinkiste für zehn Goldmünzen kaufen können! Ich schlug freudig in den Handel ein. Doch während wir so richtig gemütlich, wenn auch etwas wortkarg, das heiße Kräuterwasser tranken, brachten seine Männer erneut eine Bernsteinkiste. Dafür wollte der Kerl nur noch fünf Goldmünzen. Mich ärgerte natürlich, daß ich für den ersten Bernsteinklumpen derart viel bezahlt hatte. Ich konnte diesen Fehler nur korrigieren, indem ich auch diese zweite Kiste Bernstein kaufte. Zum Glück hatten wir genügend Lasttiere dabei, denn nachdem ich auch die zweite Kiste gekauft hatte, lud mich der Händler sogar zum Essen ein. Ich konnte nicht abschlagen, obwohl mich Wanda bereits mit ihrem einschlägigen Blick bestrafte. Spitz bemerkte sie, daß wir noch Salz kaufen wollten. Und daß wir das bei Tageslicht tun sollten. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, daß ich nach dem Essen noch eine dritte Kiste Bernstein kaufte. Dem Händler muß wohl aufgefallen sein, daß ich nach all diesen Käufen immer noch nicht pleite war. Jedenfalls bot er mir wunderbare schwarze und braune Bärenfelle an. Sie waren äußerst günstig. Wie hätte ich da nein sagen können? Obwohl es schon spät war, schafften wir es trotzdem noch, ein paar Säcke Salz zu kaufen, die aus germanischen Salinen stammten. Das Salz war ebenfalls sehr

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