Cäsars Druide
aus!«
Ich war erstaunt über Wandas Empörung. Sie mußte doch wissen, wie diese Spielchen abliefen! Sie war schließlich Sklavin!
Wir banden unsere Pferde fest und betraten das Gasthaus; stickige Wärme schlug uns entgegen. In der Mitte des Saals loderte ein großes Feuer, über dem ein Wildschwein gebraten wurde. Der leicht angeschwärzte Kopf hatte einen merkwürdigen Ausdruck, so, als wundere sich das Tier immer noch darüber, daß es tot war. Zischend tropfte das Fett in die Flammen und verströmte einen wohlriechenden Duft. An den Tischen saßen fahrende Händler und Einheimische zusammen. Eifrig wurden Nachrichten und Gerüchte ausgetauscht. An einigen Tischen wurde gewürfelt, an anderen hingen die Gäste über ihren Trinkbechern und brummelten heroische Strophen, die ein paar Burschen, die wippend gegen den Schlaf ankämpften, monoton mitsummten.
Wir setzten uns in die Nähe der Feuerstelle und bestellten Fisch, Brot und Corma, das wohl beste Bier unter dem Himmel. Eine junge Frau trat aus einem Nebenraum und machte mit verführerischem Flötenspiel darauf aufmerksam, daß sie für den nächsten Liebhaber frei sei. Doch niemand meldete sich. So brachte sie uns Weizenbier und fragte mich, ob wir hier übernachten wollten.
»Ja, mindestens eine Nacht.«
»Wir haben Zimmer für acht Personen, das Bett kostet vier As, Frühstück mit einem Sextarius Wein und Brot, ein As, das Mädchen acht As …«
Ein heftiger Fußtritt unterm Tisch erwischte mich am Schienbein. Es war meine Sklavin, die austrat wie ein störrisches Maultier!
»… und das Heu für die Tiere, zwei As …«
»In Ordnung«, sagte ich, »aber ohne Mädchen.«
Die junge Frau zog einen süßen Schmollmund und gab mir unmißverständlich zu verstehen, daß es auch ihr Spaß gemacht hätte: »Vier As, du kannst es dir immer noch überlegen und deine Sklavin im Schuppen übernachten lassen.«
Sie entfernte sich mit einem eleganten Hüftschwung. Sie trug den knielangen Wollstoff so eng, daß sich ihr Po bei jedem Schritt wie ein reifer Apfel unter dem Kleid abzeichnete. Ich überlegte gerade, ob Wanda vielleicht Krixos beim Verkauf des Bernsteins unterstützen sollte, als mich erneut ein heftiger Fußtritt traf. Wanda war wütend.
»Du bist ja schlimmer als Krixos! Du trittst bereits deinen eigenen Herrn mit Füßen!«
»Wenn du heute in den Armen dieser Hure einschlafen willst, will ich noch heute auf dem Markt verkauft werden!«
»Wieso soll ich Geld für ein Mädchen ausgeben, wenn ich eine Sklavin habe!« gab ich verärgert zurück, obwohl ich es genoß, daß Wanda so beleidigt war. Ihre Lippen waren trotzig aufeinandergepreßt; ihre Augen glühten wie Kohle in einer mondlosen Nacht. Sie würde mindestens eine Woche lang kein Wort mehr sagen.
Wortlos verspeisten wir den Fisch, den uns eine übergewichtige Gallierin brachte. Sie hätte meine Großmutter sein können, doch plötzlich begann sie um die Feuerstelle herumzutanzen und beugte sich ab und zu über einen Tisch, damit die Zecher und Spieler ihre großen Brüste betatschen konnten. Aber keiner wollte mit ihr aufs Zimmer. Schließlich hob sie ihren weiten Wollrock hoch. Ihre Scham sah aus wie der Rücken eines gerupften Huhns. Offenbar hatte die römische Kultur auch hier bereits Einzug gehalten. Römische Damen waren stets bis zu den Augenbrauen enthaart. Die Männer grölten und lachten.
Ich wischte mir gerade den Bierschaum mit der Zunge von der Oberlippe, als Krixos die Gaststätte betrat. Er schlotterte am ganzen Körper. Zwei Männer begleiteten ihn. Sie trugen schwere Kapuzenmäntel und hatten dicke Leinenstreifen um die Hände gebunden. An ihren ledernen Stiefeln konnte man sie jedoch unschwer als römische Bürger erkennen.
»Krixos!« Ich winkte ihm zu.
Die junge Frau goß dickflüssigen Würzwein über das Schwein. Die Sauce lief über den knusprig-braunen Schweinerücken und tropfte zischend ins Feuer. Eine unverschämt aromatische Dampfwolke stieg hoch und ließ mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. Mir knurrte bereits der Magen. Krixos verneigte sich kurz vor mir und ließ die beiden Männer vor. Fast gleichzeitig warfen sie ihre Kapuzen zurück. Kretos! Und Fufius Cita, Cäsars persönlicher Getreidebeschaffer! Kretos umarmte mich wie einen Sohn. Im ersten Augenblick war ich gerührt, aber dann wurde mir bewußt, daß er sich wohl eher darüber freute, seinen Schuldner am Leben zu sehen. Hatte mir Kretos jemals irgend etwas geschenkt?
»Hast du meine Briefe
Weitere Kostenlose Bücher