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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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günstig, wie eigentlich alles, was ich an diesem Tag gekauft hatte. Ich war begeistert von meinem Einstand als Händler. Nur Wanda machte ein zunehmend besorgtes Gesicht. Krixos, der die Verantwortung für die Tragtiere hatte, verzog keine Miene. Aber ich war mir sicher, daß er eine eigene Meinung zu der ganzen Geschichte hatte. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und rief ihm zu:
    »Sag mal, Krixos, hast du jemals in Gallien Bernstein gefunden?«
    »Nein, Herr«, antwortete er. »Das heißt … nördlich von Rom gibt es … sagen wir mal, kleinere Vorkommen, und … eh … angeblich auch in Sicilia.« Krixos wählte seine Worte mit der gebotenen Vorsicht eines erfahrenen Sklaven. Wanda nickte vorwurfsvoll. Man hätte meinen können, wir wären bereits miteinander verheiratet.
    »Aber in Gallien gibt es keine Bernsteinvorkommen! Und deshalb werden wir unseren Bernstein zum doppelten Preis verkaufen und den Grundstein zu einem blühenden Handelsimperium legen …«
    Ich posaunte es in die Abenddämmerung hinaus, während ich den anderen voranritt. Ich überhörte Wandas leises Lachen so gut wie möglich. Denn ihr Spott war für das Selbstbewußtsein schädlicher als zehn Jahre auf einer Sträflingsgaleere.
    Als ich mit Cäsar, Labienus und zwei Legionen das Lager im Land der Belger verließ, war die Kriegssaison vorüber, aber mit der Verwaltung der neuen gallischen Gebiete hatten wir alle Hände voll zu tun. Der Papyruskrieg nahm täglich zu. Von jeder Rolle mußten Kopien erstellt werden. Jede Kopie mußte mit entsprechenden Begleitschreiben versehen und versandt werden. Und da überall und jederzeit ein Feuer ausbrechen konnte, mußten die Dokumente zur Archivierung gleich mehrmals kopiert werden. Dazu kam noch die aufwendige Korrespondenz zwischen den einzelnen Winterlagern, die weit auseinanderlagen und aus Sicherheitsgründen in steter Verbindung bleiben mußten. Kein Ort in Gallien konnte von einem Tag auf den andern zusätzliche fünfzigtausend Menschen ernähren. Die Legion des siegreichen Publius Crassus wurde deshalb verlegt, Labienus und seine beiden Legionen schlugen ihr Lager bei den Turonen und Carnuten auf, vier Legionen überwinterten im Belgerland und eine Legion am Fuße der Alpes. Die Verteilung der Legionen über ganz Gallien löste natürlich nicht nur das Versorgungsproblem, sondern dokumentierte aufs eindrücklichste, daß Cäsar nun die Herrschaft über ganz Gallien beanspruchte. Er hatte de facto ein selbständiges Reich gegründet, das ihm und seinen Legionen gehörte. Für die Gallier war Rom Cäsar.
    Wanda und ich wurden Labienus, Cäsars treustem und erfahrenstem Legaten, zugeordnet. Sein Winterlager in Autricum war Cäsars neue bewegliche Hauptstadt in Gallien. Cäsar selbst verbrachte den zweiten Kriegswinter in seiner Provinz Illyrien.
    Die Tage wurden kürzer und kälter. Ich genoß das Privileg der römischen Offiziere und überwinterte in einer geheizten Baracke. Auf meinem Bernstein blieb ich wortwörtlich sitzen. Die Kisten standen nebeneinander in meinem Schlafzimmer. Ich hatte eine Schicht Stroh darauf gelegt, ein paar Decken und darüber die wunderbar geschmeidigen Bärenfelle, auf denen ich nun die Nächte mit Wanda verbrachte. Ich konnte ihr noch so oft erklären, daß Bernstein das Gold des Ostens war, und die Tränen der Götter … Solange unter uns die drei Kisten Bernstein lagerten, war alle Liebesmüh vergebens. Dabei wären die Märkte von Cenabum, der Hauptstadt der Carnuten, so nah gewesen. Doch die keltischen Handwerker hatten sich bereits im Frühherbst mit Rohstoffen und allem Nötigen eingedeckt, um im Winter arbeiten zu können. Das war ja ursprünglich auch meine Überlegung gewesen. Da die Straßen im Winter matschig und vereist waren, ruhte ab November der Handel. Meine Überlegung war durchaus richtig gewesen. Ja, sie war sogar richtig gut gewesen. So gut, daß auch die einfachsten Legionäre darauf gekommen waren und sich vor ihrer Abreise in den Süden ebenfalls mit Bernstein eingedeckt hatten. Sicher, die einzelnen Legionäre hatten nicht viel einkaufen können, aber wenn von fünfzehntausend Legionären jeder nur ein bißchen Bernstein kaufte und damit die Märkte im Süden erreichte, war die Nachfrage bis zum nächsten Frühling gedeckt. Und die Preise am Boden. Und genau das war geschehen. Die fünfzehntausend Legionäre hatten die Märkte der Carnuten ein paar Tage vor mir erreicht. Sie hatten mir alles versaut. Ich hatte mir das Leben

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