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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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als Händler doch etwas einfacher vorgestellt. Für ein paar Goldmünzen einkaufen, in irgendeine Himmelsrichtung reiten und dann für das Doppelte wieder verkaufen. Ich war ziemlich unzufrieden mit mir. Cäsar hatte mir ein kleines Vermögen geschenkt, und trotzdem mußte ich bereits im November jede Sesterze zweimal umdrehen, bevor ich sie ausgab, denn mein ganzes Vermögen steckte in den Bernsteinkisten unter meinen Bärenfellen. Wenn es hier im Land der Carnuten in diesem Winter etwas im Überfluß gab, dann Bernstein. Bernstein und Salz … Wenn im Winter Fleisch eingelagert wurde, brauchte man dafür tonnenweise Salz. Auch diese Überlegung war richtig gewesen. Aber als ich hier ankam, war das Fleisch bereits gepökelt und unter der Erde. Mir schien, Teutates hatte in diesem Jahr ungewöhnlich früh seinen Winterschlaf angetreten. Aber ich denke, selbst wenn ich ihm vor der Abreise in den Süden geopfert hätte, was mir ja aufgrund meiner Finanzlage gar nicht mehr möglich gewesen wäre, hätte es auch wenig gebracht. Eine römische Legion ist vergleichbar mit einem Schwarm Heuschrecken. Sie bringt Angebot und Nachfrage völlig durcheinander. Sie bringt eigentlich alles durcheinander: die Sitten, die Bräuche, die Feiertage, den gesamten Alltag der einheimischen Bevölkerung. Es gab wohl im Umkreis der finanzkräftigen Winterlager kaum ein keltisches Mädchen, das im Frühling nicht schwanger war. So verschmolzen die römischen und keltischen Sitten zur gallo-römischen Kultur. Das römische Feindbild verblaßte, und die Buben der römisch-keltischen Konkubinatspaare hatten später keinen sehnlicheren Wunsch, als eines Tages in der römischen Legion zu dienen. Und wenn Rom klug genug war, den keltischen Fürsten ihre Privilegien zu lassen, waren sie brauchbare Verwalter und willige Hampelmänner Roms. Solange sie in ihrer gewohnten sozialen Umgebung in Saus und Braus leben konnten, war es ihnen egal, wessen Diener sie waren.
    Ich überlegte mir auch schon, ob ich zur Abwechslung mal Merkur, dem römischen Gott des Handels, opfern sollte. Falls aber Merkur und Teutates derselbe Gott waren, dann würde Teutates natürlich bemerken, daß ich von seiner Hilfe enttäuscht war. Aber war das etwa mein Fehler? Ich fand es überhaupt nicht komisch, einen Winter lang auf drei Kisten Bernstein schlafen zu müssen.
    Es war ein strenger Winter. Das dritte Kriegsjahr hatte begonnen. In der Nacht froren die Seen und Flüsse, und morgens saßen nicht selten erfrorene Gestalten wie steinerne Skulpturen auf den schier unpassierbaren, matschigen Feldstraßen, die zu unserem Lager führten. Als die Erde etwas trockener und härter wurde, wagte ich mit Wanda und Krixos einen Ritt nach Cenabum, der Hauptstadt der Carnuten. Das Sekretariat hatte mir für drei Tage frei gegeben. Ich hatte die Hoffnung, noch in diesem Winter meinen Bernstein loszuwerden, noch nicht aufgegeben. Das Angebot auf den Märkten von Cenabum war dürftig. Es gab Fische, rote Wollstoffe und Rotwein im Faß, Metalle und Ramsch von den germanischen und belgischen Schlachtfeldern, aber im großen und ganzen ruhte der Handel. Dennoch befahl ich Krixos, sich mit ein paar Bernsteinklumpen am Rand des Fischmarktes aufzustellen und das Doppelte von dem zu verlangen, was ich bezahlt hatte.
    »Ich werde erfrieren, Herr!«
    »Das ist gut möglich«, sagte ich mit ernster Miene. »Aber bevor du erfrierst, bringst du mir den Bernstein ins ›Gasthaus zum Hahn‹.« Ich zeigte die Straße hinunter. Dort wo sie die Handelsstraße nach Süden kreuzte, stand ein zweistöckiges Gebäude mit Stallungen und Reisekutschen. Krixos nickte und sah mich mit herzzerreißender Miene an, aber ich ignorierte seinen Blick und schlenderte mit Wanda und Lucia an den kargen Ständen entlang, bis wir schließlich vor dem ›Gasthaus zum Hahn‹ standen. Hier roch es wunderbar nach fettem Braten, gegrilltem Fisch und Weizenbier. Ich drehte mich noch mal nach Krixos um. Der Kerl stand immer noch dort, wo wir ihn zurückgelassen hatten, und winkte nun heftig. Dann kreuzte er theatralisch die Arme vor der Brust, zog die Schultern ein und rieb sich kräftig die Oberarme, während der heiße Atem seines Maultiers wie weiße Rauchwolken hochstieg.
    »Was meinst du, sollen wir ihn mitnehmen?«
    »Krixos!?« empörte sich Wanda. »Merkst du denn nicht, daß er dich allmählich um den Finger wickelt? Das hast du nun davon, daß du ihn die ganze Zeit wie ein Familienmitglied behandelst! Er nützt dich

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