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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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dieser Kröte gemacht habe, in das Zelt des Trebatius Testa! Und du, Krixos, bleibst auf diesen Bernsteinkisten sitzen, bis ich zurück bin.«
    Wenig später saß ich mit Wanda bei Trebatius Testa und bat ihn um Rat. Nachdem er den Vertrag gelesen hatte, ließ er nach Kretos rufen. Er wurde von zwei Offizieren ins Zelt gebracht. Er war ziemlich durcheinander. Er hatte es wohl nicht für möglich gehalten, daß ich römische Hilfe in Anspruch nehmen würde.
    »Kretos«, begann der junge Trebatius Testa, während er sich lässig mit einer Hornnadel die Fingernägel reinigte, »gemäß Vertrag ist Korisios dein Angestellter, und gemäß diesem Vertrag darf er nur für dich arbeiten.«
    »Das ist richtig«, frohlockte Kretos und wähnte den Sieg bereits nahe.
    »Nun gut, Kretos. Korisios hat Bernstein gekauft. Das ist ihm gemäß Vertrag nicht verboten …«
    »Er darf keinen Handel auf eigene Kosten treiben …«, protestierte Kretos.
    »Der Akt eines Handels ist erst dann abgeschlossen, wenn die gekaufte Ware wieder verkauft worden ist. Korisios hat aber den Bernstein noch nicht verkauft. Somit hat er auch noch keinen Handel getrieben. Noch sind die Kisten sein persönliches Eigentum.«
    Kretos war stinksauer. Dann winkte er ab. »Was soll's, er hat mir die Kisten bereits verkauft.«
    »Nein, Kretos, der Handel ist ungültig, weil er auf Unwahrheiten basiert. Du hast Korisios erzählt, daß er verpflichtet sei, dir die Ware abzutreten. Das ist unwahr. Somit hast du, Kretos, versucht, mit einer Unwahrheit eine Leistung zu erschleichen. Somit hast du, Kretos, dich des Betrugs schuldig gemacht. Im übrigen entnehme ich diesem Vertrag, daß du für das Faß Wein, welches du damals in Genava Korisios überlassen hast, einen Wucherpreis verlangt hast!«
    »Das ist mein gutes Recht!«
    »Wenn du den Wein verkaufst, ja, aber nicht, wenn du für eine verlorene Ware einen Gegenwert einsetzen mußt. Das ist ein Unterschied!«
    »Was soll diese Haarspalterei? Korisios war damit einverstanden! Wo kein Kläger ist, ist auch kein Richter.«
    Trebatius Testa sprang hoch und zeigte mit dem Finger auf mich. »Hier ist der Kläger, und du bist der Angeklagte, und ich, Trebatius Testa, bin dein Richter.«
    Wütend stürzte sich Kretos auf Trebatius Testa und packte ihn an der Gurgel. »Du kleiner, eingebildeter Rattenarsch …« Doch fast im selben Augenblick stießen ihm die Wachen den Holzschaft ihrer Pila in die Rippen. Kretos ging brüllend zu Boden und blieb jammernd liegen. Die Wachen schleppten ihn hinaus.
    »Kerkert ihn ein. Der Lagerpräfekt soll über ihn entscheiden.«
    Das war mir überhaupt nicht recht. Das hatte ich nicht gewollt. Als hätte Trebatius Testa meine Gedanken geahnt, sagte er: »Mach dir nichts daraus, Druide. Wenn er gekonnt hätte, hätte er dich zur Schnecke gemacht.«
    Am nächsten Tag wurde Kretos in Anwesenheit einiger Offiziere vom Lagerpräfekten Rusticanus verurteilt. Mein Vertrag mit Kretos wurde für null und nichtig erklärt. Der Lagerpräfekt legte eine Summe fest, die ich Kretos für den bei Genava verlorenen Wein zu entrichten hatte. Aulus Hirtius schoß mir das Geld vor. Das Urteil wurde schriftlich festgehalten. Kopien davon gingen nach Rom, Massilia und Genava. Ich genoß den Schutz der römischen Gesetze, den Schutz der römischen Republik.
    Ich stand oben auf dem Westdamm und lehnte gegen die hölzerne Palisade, als Kretos' Silhouette am Horizont allmählich verschwand. Auf einem müden Esel hatte er das Lager verlassen. Jetzt verlor er sich wie ein Strich in der weißen Landschaft. Ich war erleichtert, obwohl ich wußte, daß ich nun einen erbitterten Feind hatte. Aber war es nicht unwahrscheinlich, daß sich unsere Wege jemals wieder kreuzten? Und wenn doch … Mit Rom an meiner Seite brauchte ich einen wie Kretos bestimmt nicht zu fürchten. Ich war beeindruckt von dem Beistand, den mir die Römer gewährt hatten. Es war nicht ein Kelte gewesen, der mich aus dem Sumpf gezogen hatte, kein Vercingetorix, kein Dumnorix, nein, es waren Cäsars Juristen, Cäsars Präfekten und Cäsars Offiziere.
    Obwohl ich gestern noch mit dem Gedanken gespielt hatte, die Jahresversammlung der gallischen Druiden in den Carnutenwäldern zu besuchen, um die Sache der Kelten voranzutreiben, sah ich heute keine Veranlassung mehr dazu. Was kümmerte mich die Sache der keltischen Stämme, wenn nur die eigennützigen Interessen der Adligen zählten? Ich hatte keine Lust, für einen keltischen Adligen zu kämpfen.

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