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Cäsars Druide

Titel: Cäsars Druide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cueni Claude
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ritt Wanda an meiner Seite. Sie hatte die Nacht zuvor schlecht geträumt, und eine innere Stimme hatte ihr gesagt, daß sie nicht allein in Genava bleiben solle. Die Zeiten waren so unsicher, daß man nie wußte, ob man jemals zurückkehrte oder ob die Reise einen nicht in eine völlig andere Richtung verschlagen würde. Gegenüber den Göttern waren wir so machtlos wie ein Stück Treibholz im Ozean. Lucia war etwas erschöpft. Nachdem sie über Wochen die stark gewürzten Essensreste in Niger Fabius' Zelten gefressen hatte, war ihr Magen ziemlich verdorben. Deshalb hatte ich sie bäuchlings über meinen Sattel gelegt, nachdem sie ausgiebig Gras gefressen hatte, um endlich den letzten Rest arabischer Kochkunst auszukotzen.
    Wir ritten meist schweigend, vorne Cuningunullus mit einem seiner Männer, der sich Dico nannte, in der Mitte ich und Wanda und hinter uns die beiden Römer. Der führende römische Offizier war ein erfahrener Mann aus Cäsars Stab. Er war für das planvolle Vorgehen bei der Ausbeutung der sogenannten barbarischen Wildnis zuständig. Seine sorgfältige und genaue Erfassung der Ressourcen ermöglichte den Beschaffungstrupps das Einholen von Getreide, Grünfutter, Wasser, Brennholz und anderen Gütern. Wir waren eine bunt gemischte Reisegesellschaft. Während in der vordersten Reihe keltisch gesprochen wurde, unterhielt ich mich mit Wanda in germanischer Sprache, und die wortkargen Römer hinter uns sprachen lateinisch. Der Sklave mit den frischen Pferden wurde von niemandem wahrgenommen. Er war nicht mehr als ein intelligentes und gehorsames Gepäckstück.
    An einer Furt überquerten wir den Rhodanus und folgten dann dem rechten Ufer. Wir ritten durch die gespenstischen Schluchten, deren steile Felswände in der anbrechenden Dämmerung immer bedrohlicher wirkten. In dem üppig wuchernden Wurzelwerk, das sich wie endlose Arme aus dem Gestein reckte, glaubten wir manchmal Augen zu erkennen, die uns langsam folgten. Es war, als hätten wir die Anderswelt betreten. Unsere Stimmen wurden wie Schneeflocken weggetragen, widerhallten an den Wänden, kamen zurück und stürzten dann die Schlucht hinunter, bis sie wie entfernte Hilferufe klangen, die niemand mehr erhören mochte.
    Unseren beiden Römern wurde das ganze Schauspiel zunehmend unheimlich, aber sie versuchten Würde und Mut zu zeigen. Daß der junge Tribun ständig pinkeln mußte, erheiterte uns natürlich sehr.
    Abends saßen wir um ein Lagerfeuer. Der Sklave mahlte Getreide, stellte Brotteig her und buk dann kleine Stücke auf Kohle. Dieses Brot nannten sie Panis militaris. Dazu gab es gallischen Käse, Speck und Posea, eine durstlöschende Mischung aus saurem Wein und Wasser. Den beiden Offizieren schmeckte das Brot überhaupt nicht, und wahrscheinlich hätten sie auch lieber verdünnten Wein als dieses bittere Gesöff getrunken.
    »Fuscinus«, herrschte der junge Tribun den Sklaven an, »dein Brot ist zum Kotzen!«
    »Panis militaris immer schwarz, Herr«, entgegnete Fuscinus, »so gelernt, Herr.« Fuscinus war ein älterer Bursche, der vermutlich in sehr jungen Jahren in die Sklaverei geraten war. Er hatte die Unterwürfigkeit des Sklaven völlig verinnerlicht. Sein Name ›Fuscinus‹ war die Verkleinerungsform von ›der Dunkelhäutige‹. Hätte man auf dem Forum Romanum in Rom ›Fuscinus‹ gebrüllt, wären bestimmt Hunderte von Sklaven herbeigestürmt. Er hatte den abgeklärten Blick eines Menschen, der viel erlebt und mittlerweile sein Schicksal akzeptiert hatte. Obwohl er eine unheimlich kräftige Statur hatte, war er gehorsam und unterwürfig wie ein mit äußerster Härte dressierter Hund. Es gibt nämlich sowohl Menschen als auch Hunde, die aus purer Angst gehorchen. Ich weiß nicht, ob Fuscinus jemals in einer Armee gekämpft hat, aber ich wollte ihn nicht danach fragen, denn irgendwie fühlte ich, daß dieser Mensch viel durchlitten hatte.
    Der junge Tribun kehrte bei jeder Gelegenheit den stinkreichen Patrizier edelster Abstammung heraus, der nur feinste Speisen gewöhnt war. Obwohl er bloß Ritter war. Ritter konnte in Rom jeder römische Bürger werden, der ein Vermögen von mindestens vierhunderttausend Sesterzen nachweisen konnte.
    »Von einem Fuscinus kann man wohl kein Weißbrot erwarten«, spottete der junge Tribun. Der Offizier lächelte müde. Er war schon gegen vierzig und die Flausen der jungen Tribunen gewohnt. Was wußten die schon vom Leben?
    »Weißbrot nicht gut, Herr, Schwarzbrot gut für

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