Cafe con Leche
essen”, meint Fernando. „Da gibt es ein Restaurant am
Ortsausgang, wo sich die Trucker treffen.”
„Fernando,
wir haben kein Geld, um essen zu gehen. No dinero ,” antworte ich auf Englisch, Spanisch und mit Händen und Füßen. Fernando wehrt
mit einer Handbewegung ab.
„Das
macht nichts. Ich lade euch zum Essen ein.”
Mein
Gott! Das ist ja toll! Erst haben wir das unverschämte Glück, dass der zweite
Fahrer, der uns mitnimmt, für uns die Rückreise nach Deutschland arrangiert,
dann lädt er uns auch noch zum Essen ein. Wir werden ja richtig verwöhnt.
Lieber Gott, ich danke dir!
Chris
isst nur einen Salat und trinkt eine Cola.
„Iss
doch noch etwas anderes dazu ,” sage ich zu ihr.
„Nein,
Mama, ich hab nicht so viel Hunger.”
Der
mütterliche Instinkt geht mal wieder mit mir durch.
„Vielleicht
ein Stück Fleisch?”, frage ich zurück.
„Mama!
Ich möchte nur einen kleinen Salat!”
Die
Antwort war nun deutlich genug und ich widme mich der Karte. Ich weiß nicht
mehr, was ich mir bestellt habe. Aber es war eine große Portion Fleisch mit
Pommes frites und Salat. So sitzen wir nun alle gemütlich am Tisch und ich
schlage mir den Bauch voll. Zum Abschluss gibt es noch eine Tasse Café con
leche. Mir geht es gut! Seit langer Zeit habe ich das Gefühl, satt geworden zu
sein. Fernando bezahlt und wir fahren zum Lkw-Rastplatz zurück und machen es
uns in der Kabine gemütlich. Fernando geht zu seinem Wagen, der vor dem Truck
steht.
„Ist
das nicht herrlich, Chris?! Eine ganze Kabine für uns!”
Chris
legt sich auf das obere Bett, ich breite meinen Schlafsack unten aus. Unsere
Sachen lassen wir an und krabbeln in die Schlafsäcke. Plötzlich geht die
Fahrertür auf und Fernando steigt ein. Chris liegt oben! Ich sitze unten! Es
dauert schon einige Zeit, bis ich verstehe, dass Fernando auch in der Kabine
schlafen will. An nichts Böses denkend, teile ich nun das Feldlager mit ihm. Er
liegt an der Wand, ich mit dem Rücken zu ihm, vorne. Dann schaltet Fernando,
der auch in seinen Klamotten schläft, das Kabinenlicht aus. Das Führerhaus wird
nur von der Straßenlaterne erhellt. Nach fünfminütiger Stille flüstert Fernando
mir etwas ins Ohr, dass ich aber vom Wortlaut her nicht verstehe, da er
spanisch spricht. Er scheint wohl erregt zu sein, denn sein Gehauche in meinem Ohr geht weiter.
„No,
Fernando! Dormire!”, sage ich zu ihm.
Doch
Fernando will sich nicht von seinem Vorhaben abbringen lassen. Was denkt sich
dieser Kerl eigentlich? Meint der etwa, er kann ein schnelles Schäferstündchen
mit der Mutter machen? Aha !, dämmert es mir. Deshalb
hat er uns wohl zum Essen eingeladen. Ich habe mich wohl nun erkenntlich zu
zeigen. Da hat er sich aber wohl in den Finger geschnitten!
Fernando
haucht mir seinen heißen Atem weiter ins Ohr und presst seinen Körper an mich.
Ich
muss ja nicht sofort wie eine Furie los schreien, denke ich mir. Aber so geht
das nicht!
„Stop!
No, Fernando! Du schläfst alleine und ich schlafe alleine!”, sage ich ihm,
während ich einmal auf ihn und dann auf mich zeige. „Dormire!”, wiederhole ich
nett, aber bestimmend.
Das
ist ja toll! Nun liegt so ein dahin schmachtender, sexhungriger Kerl neben mir,
der mir immer noch irgendetwas ins Ohr haucht, dass dieses schon fast nass ist
und oben liegt Christine, die keinen Mucks sagt, obwohl sie sicherlich noch
nicht schläft und meine verbalen Bemühungen, Fernando möge doch von mir
ablassen, hört. Aber was soll sie auch in so einer Situation sagen?
Das
wird ja eine tolle Nacht werden, geht es mir durch den Kopf. Ich komme
sicherlich nicht zum Schlafen. Nach einer sehr kurzen Zeit der Stille geht
Fernandos Hauchen wieder los und seine Hand fährt mir von hinten in die Hose.
Ich habe Schwierigkeiten, sie daraus zu ziehen, denn seine Hand will nicht so
recht, wie ich will. Jetzt reicht es!
„Komm
Chris! Wir packen unsere Sachen und gehen in den Ort. Da finden wir bestimmt
eine Stelle, wo wir schlafen können.”
Mit
einem Satz ist Christine, die sonst alles in Ruhe angeht, aus dem Kabinenbett.
Fernando schaltet das Licht ein. Wir packen unsere Sachen, die auf den Sitzen
verstreut liegen. Ehe Fernando noch irgendwas sagen kann, sind wir auf der
Straße. Er reicht uns die Rucksäcke herunter.
„Hasta
mañana”, rufe ich ihm zu. Bis morgen!
Der
Parkplatz ist menschenleer. Wir überqueren die breite Hauptstraße und gehen in
den Ort hinein. Von irgendwo ist laute Musik zu hören. Es gibt sicherlich
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