Cafe con Leche
mal
wieder etwas zu feiern. Eine Kirche ist nicht weit entfernt und eine Bank ist
dort auch zu finden. Chris breitet ihren Schlafsack auf den Boden aus, ich lege
mich auf die Bank, komme aber nicht zur Ruhe, weil ich unbequem liege. Hinzu
kommt noch, dass viele Leute, die von dem Fest kommen, an der Kirche
vorbeigehen und uns sehen können. Das lässt mich schon gar nicht einschlafen!
„Ich
gehe mal etwas weiter in den Ort hinein. Vielleicht finde ich einen Platz, der
geschützter als dieser hier liegt”, sage ich zu Chris und mache mich auf den
Weg.
Nach
ungefähr zweihundert Meter liegt zu meiner Linken, ein wenig von der Straße
entfernt eine Bar, die schon geschlossen hat. Büsche säumen den kleinen Platz
davor, sodass wir nicht gesehen werden können, wenn wir dahinter unser
Nachtlager aufschlagen. So gehe ich wieder zurück zu Christine und wir packen
unsere Sachen. Auf dem kleinen Platz vor der Bar machen wir es uns so gut es
geht gemütlich. Die beiden Büsche sind für uns wie geschaffen. Von der Straße
aus können wir nun nicht mehr gesehen werden. Vorsichtshalber stelle ich die
Stühle zu einem Halbkreis vor uns. Wenn jetzt einer kommt, muss er erst einmal
die Stühle wegrücken, um uns an die Wäsche zu gehen. So liegen wir eng
beieinander und schauen in den sternenklaren Nachthimmel. Millionen von Sternen
sind zu sehen. Was für ein Lichtermeer da oben! Auf einmal gibt es ein Geknalle
und Getöse. Das Lichtermeer ist irdisch geworden. Ein Feuerwerk erhellt nun den
Nachthimmel. Das Fest scheint wohl zu Neige zu gehen. Nach einiger Zeit ist das
Feuerwerk erloschen. Viele Leute kommen die Dorfstraße hinauf. Wir verhalten
uns ganz still, um ja nicht entdeckt zu werden. Als würden wir etwas Verbotenes
tun. Es wird ruhiger auf der Straße und irgendwann ist auch die Stille im Ort
eingekehrt. Ich traue mich, wieder zu reden.
„In
der Nacht, bevor wir nach Biarritz geflogen sind, habe ich eine Sternschnuppe
gesehen”, sage ich leise zu Christine. „Ich habe Gott dafür gedankt und
gedacht, wenn er uns eine Sternschnuppe schickt, dann wird alles gut werden.
Sieh mal, wir haben bis jetzt so viel Glück gehabt. Keiner von uns ist
ernsthaft während des Pilgerns erkrankt. Wir haben keine oder kaum Blasen
gehabt. Dann begegnen wir heute einem Fernando, das andere lassen wir mal
dahingestellt, der für uns die Heimreise klarmacht, sodass wir uns keine Sorgen
mehr machen müssen, wie wir nach Deutschland kommen. Und jetzt liegen wir hier,
obwohl wir überhaupt nicht mehr draußen schlafen wollten und es ist diesmal
eine warme Sommernacht. Ohne Regen! Der liebe Gott ist mit uns, glaub es mir!
Sieh dir nur die Millionen von Sternen über uns an. Die kommen bestimmt nicht
aus irgendeinem Chemietopf.”
Sogar
Chris, die zum Glauben an Gott eher verhaltener ist als ich, stimmt mir zu.
„Gute
Nacht, Chris und danke lieber Gott! Hoffentlich wird morgen alles gut!”
„Gute
Nacht, Mama”, sagt Chris und mummelt sich in ihrem Schlafsack ein.
Mittlerweile
ist es zwei Uhr morgens und die Ruhe ist im Ort eingekehrt. Endlich schlafen
auch wir, nach all der Aufregung ein.
22. Juli 2008
Gegen sieben Uhr
werden wir wach. Uns fröstelt. Das harte Liegen auf dem Boden fordert seinen
Tribut. Mir tun sämtliche Knochen weh. In der Nacht bin ich durch die Kälte oft
wach geworden. Wie ich das Frieren hasse! Besonders im Bett! Und dann noch
kalte Füße dazu! Aber der imposante Sternenhimmel war schon gigantisch. Eine
Sternschnuppe, auf die ich gehofft habe, um mir etwas wünschen zu können, habe
ich leider nicht gesehen. Verschlafen kriechen wir aus den Schlafsäcken und
packen unsere Sachen. Die Stühle stellen wir wieder an die Tische, dann hieven
wir die Rucksäcke auf unsere Schulter und los geht’s. Der Morgen ist noch früh
und es scheint ein warmer Tag zu werden, denn el sol ist auch schon erwacht.
Als wir den Lkw-Parkplatz erreichen, ist Fernandos Truck nicht mehr da. Der ist
sicherlich schon unterwegs. Die beiden Trucks, die nach Deutschland fahren
sollen, stehen noch dort. Niemand ist zu sehen. Hier schläft wohl alles noch.
„Was
sollen wir jetzt machen?”, frage ich Chris.
„Mit
den beiden mitfahren oder weiter trampen?”
Chris
zuckt die Schultern. „Wir können uns einen Kaffee kochen und du kannst dich ja
an die Straße stellen und dann versuchen wir, weiter zu trampen. Vielleicht
haben wir ja Glück und uns nimmt einer mit”, meint sie.
Nach
dem gestrigen Abend kann ich den
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