Cafe con Leche
väterlich. „Das geht doch nicht.
Christine muss doch essen. Sie wird noch krank.”
„Das
ist ja für Christine auch nicht leicht, mit einem fremden Mann in einem Truck
getrennt von der Mutter, alleine zweitausend Kilometer zu reisen”, sage ich
ihm.
Juao
versteht und nimmt Christine in den Arm.
„Christine,
I want to protect you!”, sagt er in seiner väterlichen Art und zwinkert ihr zu.
„Versprich
mir, dass du etwas isst!” Sie nickt. Dann drücke ich sie erst einmal. Oscar
lädt zum Abendessen ein. Es gibt portugiesische, lecker schmeckende Brötchen
mit rohem Schinken. In Spanien habe ich solche Brötchen vermisst. Chris isst ein Brötchen, ich esse, ohne mich zu schämen, drei Brötchen.
Wir reden noch ein wenig miteinander, dann geht’s in die Koje. Juao steht mit
seinem Truck auf der anderen Seite der Straße und Chris schlendert zum Truck
hinüber.
„Bis
morgen”, rufe ich ihr zu. „Gute Nacht, Chris, gute Nacht, Juao.” Dann wird es
auch für mich Zeit, schlafen zu gehen. Das lange Sitzen tut meinem Rücken nicht
gut und die Kälte im Führerhaus schafft mich. Hinzu kommt, dass ich als
redseliger Mensch mit Oscar nicht kommunizieren kann. Schade! Aber ich will
nicht klagen! Darf ich doch als leidenschaftliche Raucherin bei Oscar, dem
Nichtraucher, rauchen. Als ich in die Kabine komme, hat Oscar sich schon
hingelegt. Er schläft oben, ich schlafe unten. Ich krieche in den Schlafsack.
„Buenas
Noches, Oscar”, sage ich. Aber Oscar ist schon eingeschlafen.
Alles
ist ruhig. Gott sei Dank! Kein Gestöhne ist zu hören, keine Hand, die mir
einfach in die Hose fährt. So schlafe ich getrost wie in einem Hotelbett ein.
Ach,
was ist die Welt doch wieder schön!
23. Juli 2008
Es ist halb acht Uhr morgens,
als ich aufwache. Oscar rumort in der Kabine. Ich klettere aus dem Führerhaus.
Christine und Juao waren eher aus den Federn. Sie sind schon unterwegs. Chris
hat mir gestern die Gaskartusche da gelassen. So koche ich erst einmal einen
Kaffee. Oscar mag nicht. Er ist kein Kaffeetrinker. Die Morgentoilette wird
verrichtet, dann rauche ich erst einmal eine Zigarette. An der linken
Unterseite des Anhängers hat Oscar alles, was er zum Leben braucht,
eingerichtet. Dort gibt es eine Essensvorratsbox, die als Kühlschrank fungiert,
da der Fahrtwind die Lebensmittel kühl hält. Daneben hat er eine Gaskochanlage
installiert, um sich sein Essen kochen zu können. Ein fünf-Liter-Kanister mit
Leitungswasser dient zum Zähneputzen, Händewaschen, das Gesicht nicht zu vergessen
und zum Abspülen des gebrauchten Geschirrs. Der Truck hat sogar einen eigenen
Tisch. Dazu dient der Grill vorne zwischen den Scheinwerfern. Der kann bei
Bedarf heruntergeklappt werden. Und ola, schon ist ein kleiner Tisch aus dem
Nichts gezaubert. Die Führerkabine ist so groß und geräumig, dass ich, ohne
mich ducken zu müssen, dort bequem stehen kann. Das ist hier alles schon eine
tolle Sache. Oscar hat sich sein eigenes Hotel eingerichtet. Hier kann man es
gut aushalten. Es fehlt an Nichts. Das Leben in dem rollenden Camion, so wie
ein Lkw auf Spanisch heißt, riecht nach Freiheit.
Oscar
steht auf dem Parkplatz und putzt sich die Zähne. Ich bin auf der Suche nach
einem Gebüsch, wo ich mich in Ruhe verdrücken kann. Anschließend mache ich
meine Morgentoilette und dann sind auch wir wieder on the road. Heute geht es
Richtung Metz.
„Oscar,
kannst du Juao anfunken?”, frage ich ihn.
Oscar
schüttelt den Kopf. Dann nimmt er sein Handy und gibt es mir. Ich soll
Christine anrufen. Das würde ich ja liebend gerne machen, aber ich weiß die
Landesvorwahl von Frankreich nicht. Mein Unternehmen scheitert, denn auch Oscar
weiß die Vorwahl nicht. Wieso funkt der nicht einfach Juao an ?, frage ich mich. Jeder Truck hat doch ein Funkgerät und die Fahrer können sich
doch unterwegs darüber verständigen. Zumindest kenne ich das vom Fernsehen,
versuche ich ihm mitzuteilen. Aber Oscar schüttelt immer noch den Kopf. Nun
denn, es wird schon alles gut gehen !, versuche ich
mich zu beruhigen. Trotzdem bleibt es mir doch unverständlich, warum Oscar Juao
nicht anfunkt.
Ich
habe noch ein paar Marienkekse bei mir und biete ihm welche an. Er möchte
nicht. Also esse ich alleine. Wir sind wieder auf der Autobahn und die Berge
sind der flachen Ebene gewichen. Endlich wieder plattes Land. Da kann ich
wenigstens in die Ferne schauen. Riesige Kornfelder tun sich auf, auf denen
riesengroße Wassersprinkleranlagen stehen. Die
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