Cafe con Leche
kannst
Dinge so platzieren, dass du nicht darüber stolperst oder gar noch hinfällst.
Du hast die Möglichkeit, es dir so gemütlich zu machen, wie du es gerne
möchtest. Und, wenn dir mal die Ideen ausgehen, kannst du jemanden fragen, der
dir Tipps geben kann.
Mein
Gott! Ich bin doch hier nicht in „Schöner Wohnen!”
Sei
nicht so kindisch !, unterbricht mich mein gerade in
Fahrt gekommenes Stimmchen.
Du
kannst, wie eine Sonne, deinen Kreis erhellen.
Und
du hast sogar die Möglichkeit, Wolken, die dein Sonnenlicht verschleiern,
wegzuschieben.
Manchmal
ist es vielleicht ganz einfach und du brauchst sie nur anzuhauchen. Dann
wiederum gibt es Wolken, die dir fast die Puste nehmen, weil sie sich nicht so
einfach wegschieben lassen.
Du
magst hinterher wohl außer Atem sein, wenn du dich manch deiner Probleme
gestellt hast. Bist dann aber froh, wenn dafür die Sonne scheint.
Ich
bin doch kein Wettergott !, entgegne ich.
Das
stimmt! Ich will dir auch nur zu verstehen geben, dass du gut daran tust,
deinen Kreis schön, oder auch anders gesagt, lebenswert zu gestalten. Wenn du
aber immer damit zugange bist, ständig nur wie ein kleines Kind zu mäkeln, weil
du genau so toll sein willst, wie die schnellen Pilger, oder so hoch springen
möchtest, wie andere Menschen, wirst du mürrisch und die Gefahr besteht, dass
du vor lauter Schauen nach anderen Kreisen, deinen eigenen Kreis vergisst! Geh
und schau dir in aller Ruhe andere Kreise an, auf denen Menschen, die du kennst
oder noch kennen lernen wirst, unterwegs sind. Es gibt sicherlich viele Kreise,
die deinen Kreis, oder gar einen ganzen Teil davon berühren. In der Mathematik
sagen die Lehrer dazu „Schnittmenge”. Diese kann aus Freunden, Verwandten oder
Bekannten bestehen. Oder Menschen, die dir heute noch fremd sind. Du siehst, es
ist allerhand Reges in und um deinen Kreis herum! Und wenn du in einem anderen
Kreis etwas Anreizendes und Strebenswertes für dich entdeckst, kannst du
versuchen, das mit in deinen Kreis einzubeziehen. Nur dafür musst du auch etwas
tun! Eigenschaften fliegen einem mit Sicherheit nicht über Nacht zu. Ich will
dir nur damit sagen, dass du leider nicht, wie du das ja oft so gerne hättest,
im Schlaraffenland bist. Schön wäre es ja für dich, aber die Dinge fallen nun
mal nicht einfach so vom Himmel! Anstrengung ist nicht leicht. Aber du kannst
durch deine Anstrengung belohnt werden!
Peng!
Was ist mein inneres Stimmchen aber heute wieder hitzig und munter. Das wird
mir jetzt zu arg! Ich will nicht mehr weiter denken und bestelle mir noch einen
Café con leche. Bis Nájera sind es vielleicht noch elf Kilometer. Christine und
Wolfgang sitzen immer noch schwatzend draußen unter dem Sonnenschirm. Finde ich
schon toll, wie sie sich so unbeschwert locker, flockig unterhält. So kenne ich
sie gar nicht. Zuhause ist sie ruhiger, und wenn es nicht nach ihrer Nase geht,
gibt es auch des Öfteren Zoff. Umso mehr bin ich immer noch erstaunt, aber auch
gleichzeitig erfreut, dass wir gemeinsam diesen Pilgerweg gehen. Der
Pilgeralltag tut ihr gut. Sich mit ihrer Mutter messen zu können, tut ihr gut!
Und was noch viel wichtiger ist: Sie ist schneller als ihre Mutter. Das meine
ich nicht negativ! Nein, es ist für mich etwas Positives. Sie nabelt sich mit
jedem Tag, den wir unterwegs sind, von mir ab. Sie lernt Leute ihres Alters
kennen. Lacht und schwatzt mit ihnen. Sie kommt aus sich heraus. Das freut mich
für sie! Aber wir haben eine Gemeinsamkeit: das Pilgern. Und jeder muss für
sich alleine den Weg bestehen. Ich kann nicht Chris und sie kann nicht mich zum
Ziel tragen. Jeder geht seinen Weg, so wie er kann.
Als
mein Kaffee kommt, bestelle ich für Chris, die auch noch was trinken will,
einen Orangensaft. Ich sollte mich lieber zu den beiden gesellen und auch
lachen und schwatzen. Aber irgendwas in mir drängt mich, weiter zu schreiben.
So widme ich mich wieder meinem Tagebuch und muss an Jörg Draeger denken. Wo
der jetzt wohl schon ist? Hoffentlich verläuft er sich nicht schon wieder, in
seinem hektischen Sauseschritt. Der Mann wirbelt ja wie ein Monsun. Wusch! Und
schon ist er vorbei. Da denke ich nur: „Hut ab!” Der Mann hat Kondition! Aber
nicht nur er saust daher. Gordon, der aus England kommt, hat uns doch
tatsächlich weismachen wollen, er sei an einem Tag neunzig Kilometer gelaufen.
Nicht, dass ich ihm das nicht glauben will. Er hat bestimmt so viel geschafft.
Aber mein Verstand sagt mir doch, dass da wohl eher der Bus
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